Klimaschutz :
„Dank“ Corona: Deutschland erreicht seine Klimaziele

Von Christian Geinitz, Berlin
Lesezeit: 2 Min.
Ein Bild aus Januar: Fahrzeuge befahren vor der Skyline von Dortmund die Schnettkerbrücke
Weil der Verkehr und die Industrieproduktion sinken, geht der Kohlendioxidausstoß stark zurück. Doch das könnte sich schnell wieder ändern.

Immerhin ein Gutes hat die Corona-Krise: Deutschland dürfte im laufenden Jahr seine Klimaziele erreichen. Die Treibhausgasemissionen würden vermutlich um 40 bis 45 Prozent unter dem Vergleichswert von 1990 liegen, teilt die Denkfabrik Agora Energiewende mit. Das Ziel der Bundesregierung beträgt 40 Prozent. Viele Fachleute hatten lange angezweifelt, dass es erreicht werden könnte.

Agora Energiewende sieht den Grund für den Erfolg in zwei Einmaleffekten. Der milde Winter mit ausgeprägten Winterstürmen habe die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien ansteigen und den Strom- und Energieverbrauch für das Heizen sinken lassen, teilt die Organisation mit. Hinzu kämen seit Mitte März die Folgen der Corona-Krise, deren Folgen für das Gesamtjahr sich bereits jetzt abschätzen ließen.

Wegen der nachlassenden Personenbeförderung sänken die Emissionen aus dem Verkehr, infolge des Konjunktureinbruchs gehe die industrielle Nachfrage nach Strom und Erdgas zurück, hat Agora berechnet.

„Per se keine gute Nachricht“

Allerdings sei der erwartete Emissionsrückgang „per se keine gute Nachricht für den Klimaschutz“, sagte Agora-Direktor Patrick Graichen, „Zum einen werden die Emissionen nach der Krise wieder hochschnellen, zum anderen dürfte es nun zu Zurückhaltung bei klimaschutzrelevanten Investitionen kommen, etwa im Bereich der erneuerbaren Energien, bei der Gebäudesanierung oder in der Industrie.“ Wachstums- und Konjunkturpakete, die jetzt geschnürt würden, sollten daher nicht nur die Folgen der Corona-Rezession bekämpfen, sondern sie müssen auch helfen, dass Deutschland langfristig klimasicher werde.

Ein Wachstumspaket, das diese Elemente nicht berücksichtige und stattdessen „blind alte Technologien fördert“, wäre schädlich, weil es höhere Emissionen auf Dauer festschreibe. „Es ist daher jetzt nötig, dass zügig Konzepte für grüne Investitionsprogramme erarbeitet werden“, forderte Graichen.

Agora Energiewende erwartet, dass die CO2-Emissionen zwischen 2019 und 2020 um mindestens 50 Millionen Tonnen sinken werden. Je nach Verlauf der Corona-Krise könne der Rückgang sogar 120 Millionen Tonnen betragen. Selbst ohne das Virus würden die CO2-Emissionen sinken, hieß es: aufgrund des warmen Winters, der starken Windstromproduktion und der niedrigen Gaspreise. Dieser „Ohne-Corona-Effekt“ mache einen Rückgang von etwa 20 Millionen Tonnen CO2 aus. Das alleine entspricht einem Emissionsrückgang gegenüber 1990 um 37 Prozent. Durch die Corona-Krise kämen 30 bis 100 Millionen Tonnen an CO2-Minderung hinzu.