Toilettenpapier, Nudeln, Mehl Wo in Deutschland am meisten gehamstert wurde

Hamsterkäufe: Ein Blick auf die Konsumlandschaften in Corona-Zeiten. Quelle: Getty Images

Blick auf die Konsumlandschaft: Eine Analyse des Marktforschers Nielsen zeigt, in welchen Regionen am stärksten gehamstert wurde. Spoiler: Beim Toilettenpapier liegt Bayern vorn.

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Toilettenpapier, Nudeln, Mehl: Die deutschen Einzelhändler haben in der beginnenden Coronakrise auch dank Hamsterkäufen den stärksten Umsatzsprung seit fast anderthalb Jahren geschafft. Im Februar wuchsen ihre Einnahmen um 7,7 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. „Grund war die verstärkte Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes HDE, Stefan Genth die Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Im Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren zeigt sich die erhöhte Nachfrage besonders“, erklärten die Statistiker mit Blick auf den Februar.

Die Branche setzte durch Corona so 10,6 Prozent mehr um als ein Jahr zuvor. Dabei kamen Supermärkte, SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte sogar auf ein Wachstum von 11,1 Prozent, während der Facheinzelhandel mit Lebensmitteln 6,6 Prozent mehr in den Kassen zählte. Die genannten Zuwächse seien „deutlich höher“ als in den vergangenen fünf Jahren ausgefallen, betonte das Statistikamt. Nach Daten des Marktforschers Nielsen verstärkte sich der Trend bis Mitte März sogar noch.

Doch in welchen Regionen haben die Deutschen am meisten wegen Corona gehamstert? Und wurden Produkte wie Desinfektionsmittel oder Wurstkonserven eher im Norden oder im Süden, im Osten oder im Westen des Landes gekauft?

Um diese Fragen zu beantworten, haben die Nielsen-Experten die Absatzzahlen der vergangenen Wochen genauer analysiert. Das Resultat: „Quer durch die Republik“ habe man „Bevorratungseffekte“ registriert, sagt Jens Ohlig, Vorsitzender der Geschäftsführung von Nielsen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Über alle Regionen hinweg ist ein großer Sprung im prozentualen Absatzwachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in der ersten Märzwoche zu sehen“, so Ohlig.

Also Deutschland, einig Hamsterer-Land? Nicht ganz, tatsächlich gebe es bei einzelnen Warengruppen „zum Teil leichte regionale Unterschiede“. So lag die Absatzsteigerung von Desinfektionsmitteln in der elften Kalenderwoche in der Nielsen-Region Thüringen-Sachsen bundesweit am höchsten. Im Vergleich zur Vorjahreskalenderwoche stieg der Absatz dort um 393 Prozent. In Bayern wird vor allem Toilettenpapier gehortet - hier erhöhte sich der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 148,6 Prozent. Auch beim Hamstern von Mehl sind die Bayern mit einem Plus von 246,8 Prozent Spitzenreiter.



Ob diese Auffälligkeiten auf unterschiedlichen Einkaufsvorlieben beruhen, ist allerdings fraglich. Im März habe es bereits „große Bevorratungslücken“ in einzelnen Warengruppen gegeben und unterschiedliche Abverkaufszahlen könnten auch „ganz einfach auf diese Situation zurückzuführen“ sein, so Ohlig. Womöglich war also auch Toilettenpapier in Supermarkt-Filialen in Berlin-Brandenburg schon vergriffen, während die Geschäfte in Bayern sowie in Niedersachsen und Schleswig-Holstein noch Bestände hatten und diese weiterverkaufen konnten.

Auch der Kauf von Mehl wurde zeitweise schwierig, weil sich viele Menschen vor allem ab Kalenderwoche neun mit zunehmenden Corona-Fallzahlen im großen Stil mit Vorräten eindeckten.

Teigwaren wie Nudeln sind zum deutschlandweiten Bestseller avanciert. Regionale Unterschiede lassen sich dabei kaum erkennen. Inzwischen scheint der Pasta-Run sich aber zu beruhigen. Fast alle großen Handelsunternehmen berichteten, dass die Lage sich entspannt und die Regale wieder füllen. Doch der nächste Stresstest für den Lebensmittelhandel steht bereits vor der Tür: Ostern.

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