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Eigentlich können wir es besser…

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in der Vergangenheit habe ich an dieser Stelle oft auf die Stärken unserer Gesundheitsversorgung und gesetzgeberischen Innovationen im Umgang mit der Pandemie hingewiesen. Heute komme ich nicht umhin, den Umgang mit dem Thema Impfen kritisch zu beleuchten.

Inzwischen ist klar, dass die EU im Dezember 2020 deutlich zu wenig Impfstoff bei dem Unternehmen bestellt hat, dass bereits im Herbst 2020 erfolgversprechende Daten veröffentlicht hatte. Die Börse war da deutlich smarter, wie der Verlauf des Aktienkurses dokumentiert. Entsprechend verwundert war nach eigenem Bekunden auch der CEO von BioNTech, Uğur Şahin, als die EU statt der offerierten 600 Mio. Dosen nur die Hälfte haben wollte. Für das Unternehmen kein Problem: andere Kunden, die auch noch bereit waren, einen höheren Preis zu bezahlen, freuten sich über weitere Lieferzusagen.

Vor allem ärgert der Umgang mit dieser Fehlkalkulation: Mit der unbefriedigenden Aussage ‚Alles ist richtig gelaufen‘ soll diese eklatante EU-Fehleinschätzung unter den Tisch gekehrt werden. Was darüber hinaus befürchten lässt, dass die EU nicht gewillt ist, aus ihren Fehlern zu lernen. Eigentlich sollte sie es besser können!

Leider funktioniert auch die Administration des wenigen Impfstoffes durch die Bundesländer nicht zufriedenstellend. Notwendige Anpassungen von Impfterminen aufgrund veränderter Lieferzusagen sind hier ausgenommen. Unerklärlich bleibt, warum digitale Terminierungssysteme der Länder immer noch zusammenbrechen - trotz der vorhersehbaren Nachfrage. Dass es auch besser geht, zeigen die Beispiele Berlin und Schleswig-Holstein. Hier hat man bei der Umsetzung auf kommerzielle Unternehmen mit Erfahrung und Können gesetzt. Die digitale Terminvergabe jedenfalls funktioniert dort deutlich besser als in vielen anderen Bundesländern. In Anbetracht der messbaren Fortschritte bei der Digitalisierung unseres Gesundheitssystems in den vergangenen beiden Jahren, gilt auch für die Impflogistik: Eigentlich können wir es besser!

Produktiv ist so eine reine Rückschau natürlich nicht. Doch Fehler müssen offen angesprochen werden, um notwendige Korrekturen schnellstmöglich einzuleiten. Das erwarten die Bürger, ebenso wie die vielen Pflegenden und Mediziner, die ohne Pause auf den Intensivstationen mit unglaublichem Engagement Menschen retten. Intensivmediziner wie Gernot Marx (im Interview siehe unten), der neue Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), versuchen darüber hinaus die Bevölkerung von der Notwendigkeit der ergriffenen Maßnahmen zu überzeugen. Dazu gehört das möglichst rasche Impfen, denn es gibt ein Wettrennen zwischen Mutante und Impfungen – und dieses Rennen müssen wir gewinnen!

Das schaffen wir nur gemeinsam, indem wir alle unser Bestes geben.

Ja, eigentlich können wir es besser, aber nur wenn wir gewillt sind, aus Fehlern zu lernen und Anpassungen vorzunehmen!

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

82 Prozent
der Mediziner in Krankenhäusern drängen, laut Bitkom-Studie, auf ein erhöhtes Tempo beim Ausbau digitaler Angebote.

hih-Termine

Mittwoch, 17. Februar 2021 14.00 – 16:00 Uhr

(virtuelles) hih Webinar "KHZG – deep dive"

Im ersten Spin-off unseres KHZG-Webinars nehmen wir nun die ersten Fördertatbestände näher ins Visier. Die erste Ausgabe befasst sich mit „Patientendaten in der Cloud (technisch und juristisch)" und um das überaus wichtige Patientensicherheitsthema „Digitale Medikation“.


Aktualisiertes Programm:
Dienstag, 23.
– Freitag, 26. Februar

Digital Medicine Week (virtuell)
Idee, Konzept, Anmeldung: dmw.hih-2025.de

4 Tage, 4 ineinander verzahnte Konferenzen, ein Ziel -> den Alltag für Patient:innen zu verbessern.
Seien Sie dabei, wenn der hih die digitalen Pforten öffnet und erstmals Patient:innen und Medical Entrepreneur:innen, DiGA-Hersteller:innen, Forscher:innen und Evidenz-Expert:innen, medizinischen Fachgesellschaften, Zertifizierern und MDR-Expert:innen, Krankenkassen und Ärzt:innen nicht nur eine gemeinsame Bühne, sondern auch das Gemeinsame bietet.

MDR Con und ihre Workshops
Die Zertifizierung digitaler Medizinprodukte ist schon unter der MDD eine Herausforderung, unter MDR kommen wieder neue hinzu. Auf der MDR Con diskutieren Experten der Medizinprodukt-Zertifizierung mit Digital Health Unternehmern wie man agile, digitale Produktentwicklung mit den Anforderungen der MDR in Übereinstimmung bringen kann.
In den anschließenden Workshops wird die Entwicklung konformer Prozesse und Erstellung relevanter Unterlagen für die technische Dokumentation vermittelt.
Bewerbungsfrist für die Workshops ist der 12. Februar.


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih Veranstaltungen

Digitale Tools

Highlight = Lösungen aus der Versorgung bei der Medical Venture Validation

Wir glauben, dass die besten Lösungen zur Verbesserung der medizinischen Versorgung aus eben dieser kommen – denn wer weiß besser, wo heute noch Lücken sind, als die Mediziner:innen und Pflegenden, die jeden Tag ambulant oder stationär am Patienten arbeiten? Die ‚Medical Venture Validation‘ gibt im Rahmen der Digital Medicine Week genau diesen Lösungen eine Bühne.

Teilnehmen wird u.a. dentalXrai, ein im April 2020 aus der Charité und dem Berlin Institute of Health ausgegründetes Startup. Sein Produkt dentalXrai Pro ist eine cloud-basierte, CE-zertifizierte medizinische Softwarelösung, die künstliche Intelligenz nutzt, um zahnmedizinische Bilder, vor allem Röntgenbilder, umfassend auszuwerten, wodurch Kliniker Zeit sparen, die Patientenkommunikation verbessern und die diagnostische Genauigkeit erhöhen. Die Software ist seit Februar 2021 auf dem Markt.



Patientennah: Was hab' ich? feiert 10-jähriges Jubiläum

„Gesundheitsinformationen müssen für Patienten verständlich sein, sei es der Befund, der Entlassungsbrief oder das Gespräch mit dem Arzt“, sagte Mitgründer und Geschäftsführer Ansgar Jonietz. Bisher übersetzte das gemeinnützige Unternehmen Was hab' ich? mehr als 47.350 medizinische Diagnosen in leicht verständliche Sprache und schulte darüber hinaus 2.300 Mediziner in verständlicher Kommunikation. Wir sagen: Herzlichen Glückwunsch!

 

Bitkom-Umfrage: Corona beschleunigt die Digitalisierung der Medizin

Videosprechstunden, elektronische Patientenakte, Gesundheits-Apps auf Rezept: Die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung hat in den vergangenen Monaten große Fortschritte gemacht – durch neue politische Initiativen, aber auch durch die Corona-Pandemie. Dabei ist Deutschlands Ärzteschaft gespalten, wenn es um den Einsatz digitaler Technologien im medizinischen Alltag geht. Während Ärzte in Kliniken mehrheitlich offen für digitale Gesundheitsangebote sind, zeigen sich Ärzte in Praxen skeptischer. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Digitalverband Bitkom gemeinsam mit dem Ärzteverband Hartmannbund unter mehr als 500 Ärzten in Deutschland durchgeführt hat. Demnach sehen 86 Prozent der Klinik-Ärzte in der Digitalisierung primär Chancen für das Gesundheitswesen – 10 Prozent halten die Digitalisierung für ein Risiko. Bei den Praxis-Ärzten betonen lediglich 53 Prozent die Chancen – und 39 Prozent die Risikoperspektive. Zugleich gibt einen deutlichen Unterschied zwischen Ärztinnen und Ärzten: 74 Prozent der Frauen sehen die Digitalisierung als Chance, aber nur 63 Prozent der Männer.

@Patienten

Die Bereitschaft, Wissen zu teilen, hat zugenommen

Professor Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care des Aachener Universitätsklinikums, ist der neue Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), die durch die Pandemie bzw. ihre Auswirkungen auf die intensivmedizinische Versorgung ungewohnt in den Mittelpunkt der Berichterstattung gerückt ist. Digitalisierung, Telemedizin und künstliche Intelligenz (KI) sind Themen, die für ihn Weichen für eine bessere Versorgung von Intensivpatienten stellen können. Ein Gespräch darüber, wie die Erfahrungen mit der Corona-Pandemie einen positiven Einfluss auf die Zukunft der Intensivmedizin haben kann.

Selten stand die Intensivmedizin so im Fokus der Berichterstattung, wie es aktuell der Fall ist. Wie ist das für Sie als Präsidenten der DIVI?
Es ist in der Tat eine besonders herausfordernde Zeit – nicht nur für uns Intensivmediziner. Es ist eine Zeit besonderer Verantwortung, aber auch eine, die uns als Fachgesellschaft ein besonderes Gehör verschafft.  Wir möchten diese nutzen, um zu gestalten und neue Möglichkeiten für die Intensivmedizin auszuloten und in die Praxis zu bringen.

Sie meinen, jetzt die Weichen stellen für die Zeit nach der Pandemie? Bei der Arbeitslast auf den Intensivstationen können neue Vorschläge doch nur Scheitern, oder?
Nein, ich meine wirklich beides. Wir sehen jetzt noch genauer, was gebraucht wird und wir müssen versuchen direkt zu handeln, damit die Erleichterung auch jetzt schon wahrgenommen werden kann – und im besten Fall beide, intensivmedizinisches Personal und Patienten, davon profitieren. Die Pandemie ist ein Beschleuniger für viele innovative Ideen, die Leben retten werden, aber ohne Corona nie eine solche Aufmerksamkeit erfahren und in ihrer Umsetzung sehr viel mehr Zeit benötigt hätten.

Die DIVI hat in der ersten Welle eine Art digitale Vorreiterrolle mit dem DIVI-Intensivregister übernommen – inwieweit hat sich das bewährt?
Das war wirklich eine tolle Erfahrung und natürlich ein kleiner Kraftakt dazu. Wir haben das nicht alleine geschafft, das RKI ist hier unser Partner, wie auch das BMG, aber es hat gezeigt, dass die Bereitschaft gemeinsam etwas zu schaffen in solchen Krisenzeiten überwiegt. Das Register ist ein solches Gemeinschaftsprodukt – und es hat sich, gerade auch über die Feiertage als robuste Größe gezeigt: Als das RKI verzögerte Zahlen der Gesundheitsämter publizieren (musste), konnten wir mit den tagesaktuellen Zahlen mehr Licht ins Dunkel bringen.

Haben Sie noch mehr positive Erfahrungen aus dem universitären Wissenschaftsbetrieb mitgenommen?
Ich habe mich sogar einmal zu dem Satz hinreißen lassen „Pandemie schweißt zusammen!“. Die Bereitschaft, Wissen, Erfahrungen, auch Fehler zu teilen und zu besprechen, hat in den vergangenen Monaten dankenswerterweise stark zugenommen. Neue Netzwerke konnten etabliert werden, CoCos und die Forschungsplattform sind nur zwei der Projekte, die gemeinsam auf den Weg gebracht wurden. Das ist das wirklich Positive an dieser Ausnahmesituation für uns alle.

Wie oft haben Sie schon gedacht, wie großartig es ist, die Teleintensiv-Medizin frühzeitig etabliert zu haben, und jetzt eine Hilfestellung für andere Stationen sein zu können?
Auch das ist ein gutes Beispiel für Veränderungen, […]

Das ganze Interview lesen Sie hier.

 

Kollegen helfen Kollegen

Psychosoziale Unterstützung für Mitarbeitende im Gesundheitswesen bei besonderen Belastungen und schwerwiegenden Ereignissen – bietet der gemeinnützige Verein PSU Akut über seine HELPLINE an. Die kostenlose, anonyme und vertrauliche Beratung durch Peers bietet Hilfe. Täglich von neun bis 21 Uhr besteht die Möglichkeit sich an die HELPLINE unter der kostenfreien Nummer 0800 0 911 912 zu wenden.

 

Wissenschaftlicher, unterhaltsamer Ausblick auf das Ende der Pandemie

Video-Tipp: Endgame: Mai Thi Nguyen-Kim beantwortet in einem neuen maiLab-Video die Frage, wann wir wieder darauf hoffen können "uns wieder in knallvollen Bars in den Armen liegen und laut singen". Dazu erklärt sie die Impfstrategie gegen Corona und warnt vor "Impffaulheit", bevor die Herdenimmunität erreicht ist.
 


4. Februar ist Weltkrebstag

Die Deutsche Krebshilfe nimmt den heutigen Weltkrebstag zum Anlass, verstärkt über die Möglichkeiten der Krebsprävention und der -früherkennung sowie die aktuellen Entwicklungen auf den Gebieten der Diagnose, Therapie und Nachsorge zu informieren. Botschaft: Lassen Sie sich durch die Pandemie nicht von Vorsorge- und Behandlungsterminen abhalten. Nur so besteht die Chance, dass Krebs rechtzeitig erkannt und behandelt werden kann.
Die WHO macht ebenfalls darauf aufmerksam, dass jeder Einzelne mit Vorsorgeuntersuchungen, gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung seinen Teil beitragen kann. Und die EU hat bereits gestern 4 Mrd. Euro für den Kampf gegen Krebs in Aussicht gestellt.

Everyday Mood Booster

Mathe mit Prof. Dr. Brockmann, Epidemiologe am RKI

Am Anfang stand die verunglückte Erklärung einer Matheaufgabe in einer deutschen Talkshow. Daraufhin wendeten sich die Schüler:innen der 9. Klasse eines Münsteraner Gymnasiums an das RKI, um der Sache auf den Grund zu gehen und nach Erklärungen zu forschen. Das Ergebnis kann sich Sehen und Hören lassen: In einer digitalen Mathestunde erklärt Prof. Dr. Dirk Brockmann, Epidemiologe am Robert-Koch-Institut und Physiker mit Spezialgebiet Komplexität, was das weltweite Flugnetz mit der Ausbreitung der Pandemie gemein hat? Und auch sonst bekommt man die aktuelle Ausnahmesituation und wie die Maßnahmen wirken, vor Augen geführt. Sympathisch, unterhaltsam, didaktisch herausragend – eine tolle Werbung für die Wissenschaft.

 

Good News

Bundeswehrsoldat:innen im Corona-Hilfseinsatz in Portugal

Gestern startete ein Bundeswehr-Airbus A400M vom Fliegerhorst Wunstorf Richtung Portugal zur grenzübergreifenden Unterstützung im Kampf gegen die Pandemie. An Bord der Maschine waren 26 Sanitätssoldat:innen, die sich für den Corona-Hilfseinsatz in Portugal gemeldet hatten. Das Team besteht aus Ärzten und Pflegekräften, die zu ihrem Hilfseinsatz in das besonders von der Corona-Pandemie betroffene Land fliegen. Die Bundeswehr-Sanitäter sollen drei Wochen ein ziviles Krankenhaus unterstützen. Ein mitgereistes Hygieneteam soll gegebenenfalls auch weitere Krankenhäuser unterstützen.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite

 
hih - health innovation hub
des Bundesministeriums für Gesundheit

Torstraße 223
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+49 30 847 11 340

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