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Und täglich grüßt das Murmeltier …

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

nun also doch: wie immer mit 6 Wochen Verspätung aber immerhin – jetzt empfiehlt auch die STIKO den Booster für alle. Empfundene Irrungen und Wirrungen der STIKO sind nicht neu und bleiben in ihrer Wirkung verheerend. Denn sie zerstören das wichtigste Kapital, was eine Gesellschaft in so einer Krise hat: Vertrauen! Das ist kein Versagen der Politik. Deren Rolle wird beim Thema „Vertrauen“ mit wenigen Ausnahmen wirklich überschätzt. Sie werden sich auch bei der 4. Welle im Klein-Klein der föderalen Regulierungsunterschiede verlieren. Deshalb halte ich das Herstellen von „Vertrauen“ primär für eine Aufgabe der organisierten Ärzteschaft in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft.

Wir brauchen mutige Experten, die ähnlich wie in Israel auf Entwicklungen früher und vor allem mit Sinn und Verstand reagieren. Die Pandemie zwingt uns, neue Pfade für die Beurteilung von Impfstoffen und neuen Medikamenten zu finden. Klassische Langzeitstudien funktionieren nicht mehr; sie werden der Dringlichkeit der viralen Bedrohung einfach nicht mehr gerecht. Sie müssen durch eine Beurteilung kurzfristiger „real-world evidence“ ergänzt werden. Dafür benötigen wir digitale Technologien, um auch ohne Zeitverzug auf diese Echtzeiterfahrungen reagieren zu können.

Was da auch ohne Beeinträchtigung von Sicherheitsstandards möglich ist, zeigt die für mich immer noch faszinierende Entwicklung eines Impfstoffs gegen Sars-Cov2 durch die Forscher von BioNTech. Sie haben das schier Unmögliche möglich gemacht, indem sie im Prozess alles verändert haben. Unverändert blieb das Ziel, möglichst vielen Menschen Krankheit und Leiden zu ersparen, ohne sie zu gefährden. Ihr überwältigender Erfolg sollte uns allen Ansporn sein, diese Denke auch auf Zulassungen und STIKO zu übertragen. So frage ich mich: warum können wir im Vertrauen auf die EMA-Empfehlung für die unter 12-Jährigen nicht jetzt schon Impfstoff bereitstellen und den Ärzten die Möglichkeit geben, sich auf die vor ihnen liegende Aufgabe einzustellen?

Für Viele hat diese Krise existentielle Konsequenzen – medizinisch, wirtschaftlich und sozial. Dies verpflichtet uns alle, neu zu denken – ohne dabei die Sicherheit aus den Augen zu verlieren! Auch dabei kann uns das Vorgehen in Israel ein Vorbild sein. Bei diesem Umdenken sind wiederum insbesondere Wissenschaftler und Ärzte gefordert. Denn nur sie können echtes Vertrauen herstellen.

Gleichzeitig müssen wir weiter aufklären. Dazu leistet auch dieser Newsletter Woche für Woche einen kleinen Beitrag.

Bleiben Sie gesund und vorsichtig.

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

96 %

der Apotheken in Deutschland waren im dritten Quartal 2021 bereits an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden – Platz zwei kurz hinter den Zahnärzten (97%).

hih-Termine

Partner-Event
Dienstag, 23. November 2021, 11-18.00 Uhr
Digital Health: NOW!

Im Fokus der virtuellen Veranstaltung der DGTelemed, des Innovationszentrum Digitale Medizin des Universitätsklinikums RWTH Aachen (IZDM) und der ZTG stehen die Entwicklung und der Transfer einer telemedizinischen, digital unterstützten Versorgung in Deutschland & Europa unter dem Motto „Digitale Innovationen im Gesundheitsbereich: Was Europa jetzt braucht!“


Partner-Event
Donnerstag, 25. November 2021, 20 Uhr
Offene Sprechstunde Let’s talk … zu ePA 2.0

Die Reihe von Mark Langguth gibt Antworten auf generelle Fragen zu TI-Anwendungen (ePA, eRezept, KIM, TIM, etc.) sowie zur Integration der Anwendungen in den Praxisalltag. Eine Diskussion bzw. Austausch der Teilnehmer untereinander ist ausdrücklich erwünscht. Um Anmeldung wird gebeten.


Partner-Event
Freitag, 26. November 2021, 10.00-11.00 Uhr
Virtuelle DigitalRadar Sprechstunde #4 (für Krankenhäuser!)

Nun läuft die Erhebung nur noch knapp drei Wochen – es wird also Zeit, sich mit dem DigitalRadar Krankenhaus zu befassen, wenn ein Förderantrag nach #KHZG eingereicht wurde. Über 1.800 Krankenhäuser sind registriert oder haben bereits ihren Link bekommen, mit dem sie den Fragebogen zur Erhebung des Reifegrads bearbeiten können. Die FAQ-Sprechstunde soll helfen, im Live-Chat Dringendes zu beantworten, miteinander ins Gespräch zu kommen und so jenseits des Fragebogens Tipps & Tricks auszutauschen.
Hier geht es zur Anmeldung für die kostenlose Veranstaltung.


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih-Veranstaltungen

Digitale Tools

Krebsregistermeldung .digital.sicher.integriert.

Wer in Deutschland Krebspatienten behandelt, ist zur Meldung an das jeweilige Landeskrebsregister verpflichtet. Ein umgangssprachliches Beispiel für eine solche ärztliche Pflichtmeldung:

  • Ich [ärztliche Daten] habe am 23.10.2021 bei Patient X [alle Stamm- und Versicherungsdaten] eine Therapie mit dem Wirkstoff Leuprorelin begonnen, um die Erkrankung C61 zu behandeln, die am 16.01.2018 diagnostiziert wurde. Die Therapie hat eine palliative Intention und keinen Bezug zu einer operativen Therapie.

Alle fett gedruckten Teile sind Pflicht, wenn der Beginn einer Arzneimitteltherapie gemeldet werden muss. Man darf auch noch mehr angeben, aber Wirkstoff, zugeordnete Diagnose usw. sind notwendig, um die Meldevergütung von 5€ zu erhalten und keine Ordnungswidrigkeit zu begehen. Die gute Nachricht: Fast alle der genannten Daten liegen in den AIS-Datenbanken bereits vor. Die Schlechte: Der Export dieser Daten nach den individuellen Regeln der 15 deutschen Krebsregister funktioniert quasi nicht.

Die digitale Anwendung TumorScout beschreitet derzeit einen (steinigen) Weg, dies zu ändern. Die Integration der AIS funktioniert so: Wer TumorScout nutzt, wählt sich online in das System ein (Software as a Service) und lädt dann eine einfach strukturierte und sicher verschlüsselte Textdatei hoch, in der alle Angaben aus dem eigenen AIS stehen, die für eine Krebsregistermeldung bedeutend sein könnte. Sobald diese Informationen bei TumorScout liegen, kann das System die Praxis bei der Erstellung der richtigen Meldedokumente unterstützen.

Damit das funktioniert, muss auf Seiten der AIS-Hersteller eine tägliche Datenbankabfrage implementiert werden, um die oben genannten Angaben zu extrahieren. In welchem Format dieser Export erfolgt, ist unbedeutend, denn es ist für Tumorscout und jeden anderen Entwickler vergleichbarer Integrationslösungen nicht schwierig, die Formate zu verstehen und die Inhalte strukturiert zu importieren. Umgekehrt gilt das Gleiche: Für die AIS-Hersteller wäre es einfach, einen solchen Export zu implementieren. Eine Person mit Kenntnis über die Datenbankstruktur des AIS benötigt dafür nicht mehr als 2-3 Tage.

Den ganzen Artikel lesen Sie hier.

 

Interoperabilität bei DiGA: Mit dem DiGA Toolkit wird’s einfacher

Im Rahmen des Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetzes (DVPMG) wurde festgelegt, dass ab dem 1. Januar 2023 die Daten aus Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) in einem interoperablen Exportformat in die elektronische Patientenakte (ePA) eingestellt werden können, wenn die versicherte Person das wünscht. Interoperabilität bei DiGA ist deshalb ein wichtiges Thema. Kai Heitmann, unser Director Interoperability, konnte das Thema auf der Digital Medicine Conference der hih Anfang November erneut adressieren (siehe auch Aufzeichnung des Streams).

Das wichtige Thema „Interoperabilität“ kann für DiGA-Hersteller durchaus zur Herausforderung werden. Da ist mehr Unterstützung eine gute Idee. Im Auftrag der KBV veröffentlichte die mio42 GmbH deshalb am 1. November 2021 ein neues medizinisches Informationsobjekt (MIO) auf der Plattform mio.kbv.de. Dabei handelt es sich um das DiGA Toolkit, eine Datenstruktur, die medizinische Daten aus DiGA im Rahmen der ePA auch im Behandlungskontext nutzbar macht.

Das MIO DiGA Toolkit wird mit seinem modularen Aufbau die Möglichkeit schaffen, die versorgungsrelevanten Daten der im Verzeichnis nach §139e SGB V gelisteten DiGA abzubilden. Und weil solche Spezifikationen auch wesentlich von der Community mitgetragen werden, kann seit dem 1. November die MIO DiGA Toolkit von allen die möchten kommentiert werden. Auf der Webseite kann man sich weiter informieren; dort ist auch zu finden, wie man Kommentare einreicht. Das Ganze geht noch bis zum 12. Dezember, also: mitmachen, mitgestalten!

 

Hebammenberatung.digital

In Kooperation mit dem Deutschen Hebammenverband hat das Startup Ammely eine bundesweit nutzbare, da digitale, Video-Hebammenberatung aufgezogen, die von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt und bezahlt wird.

Hebammen aus ganz Deutschland stellen Online-Sprechstunden ein – und diese werden direkt von der Kasse übernommen. Das Großartige daran sei, so Gründerin Victoria Engelhardt: „Die Mehrheit der Frauen, die diese Hilfe in Anspruch nimmt, sind Frauen mit Migrationshintergrund. Das heißt, wir erreichen eine Zielgruppe, die bisher nahezu komplett von der Versorgung ‚abgeschnitten‘ war.“ Well done.

@Patienten

Neuer Ort für Co-Creation, Workshops und Networking

Jetzt, wo sich die Zeit des hih zum Ende neigt, wollen wir noch auf ein paar Partner-Organisationen aufmerksam machen, die es sich aus unserer Sicht anzuschauen lohnt. Der Change Hub im Herzen Berlins ist eine solche Plattform und Sammelpunkt der Social Impact Community und bietet umfassende Möglichkeiten für Co-Creation, Workshops, Events und Networking-Aktivitäten. Auf über 700 Quadratmetern einer ehemaligen Bankfiliale wird Transformation erlebbar, und das Setting unterstützt Workshop- und Kollaboration.

Die Change Hub GmbH mit Sitz in Berlin wurde 2019 als Tochter der Evangelischen Bank mit wissenschaftlichen Partnern gegründet mit dem Ziel, nachhaltige Lösungen für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft mit gesellschaftlicher Wirkung auf den Weg zu bringen.

 

Deutschland ist Letzter bei digitaler Gesundheitskompetenz

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals in einer Studie die digitale Gesundheitskompetenz der Bürger:innen in Europa untersucht. Das Ergebnis ist für Deutschland ein Weckruf: Schlusslicht! Gemessen wurde die Fähigkeit, sich auf Webseiten oder in Apps über das Thema Gesundheit informieren zu können. Fast 60% (58%) der Deutschen haben eine geringe digitale Gesundheitskompetenz. Die Studienautoren erklären sich das schlechte Abschneiden der Bürger:innen hierzulande mit dem allgemeinen Rückstand bei der Digitalisierung. Ein Hoffnungszeichen sei aber die Verbesserung der Gesundheitskompetenz in der Corona-Pandemie.

Eine zu geringe Fähigkeit, Informationen für die Gesundheitsförderung zu nutzen, hat weitreichende Folgen für das Gesundheitssystem: ein ungesunder Lebensstil, die schlechtere Bewertung des eigenen Gesundheitszustands und eine stärkere Inanspruchnahme von Leistungen führen zu höheren Kosten für die Allgemeinheit.

Das Digitale Versorgung-Gesetz (DVG) sieht eine Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz vor, §20k des SGB V verpflichtet die gesetzlichen Krankenkassen dazu, digitale Angebote für die Gesundheitsversorgung zu schaffen und die digitale Gesundheitskompetenz der Versicherten zu fördern. Der Spitzenverband Bund der Krankenkassen muss erstmals zum 31. Dezember 2021 Bericht erstatten.

Everyday Mood Booster

Corona-Impfung macht glücklich

Wer sich gegen Corona impfen lässt, ist zufriedener mit seinem Leben, lautet eines der Ergebnisse des neuen „Glücksatlas“. Danach löst die Impfung bei den Geimpften „einen Glücksschub aus“; im Schnitt steigt ihre Lebenszufriedenheit um 0,52 Punkte (Skala von 1-10). Impf-Verweigerer sind dagegen mit ihrem Leben um 0,62 Punkte unzufriedener als der Durchschnitt der Bevölkerung.

Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach (IfD), 2021

Good News

CovPassCheckApp

Es gibt eine App vom Robert Koch-Institut, um zu prüfen, ob digitale Impfzertifikate echt sind. Leider ist sie noch immer viel zu unbekannt bei den Menschen, die sowas prüfen sollen. Hier nun also unser Beitrag zu mehr Bekanntheit – Liebe Leser:innen, tragt es in die Welt hinaus! Die CovPassCheck-App ist eine sichere Lösung für Gewerbetreibende und Behörden u.a., um digitale COVID-Zertifikate der EU zuverlässig zu überprüfen.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite

 
hih - health innovation hub
des Bundesministeriums für Gesundheit

Torstraße 223
10115 Berlin

info@hih-2025.de
+49 30 847 11 340

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