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Patients first, Digitalisierung second!

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„Mehr Fortschritt wagen“ – das wollen die Ampel-Parteien in einer neuen Regierung. Von 177 Seiten Koalitionsvertrag sind immerhin acht Seiten den Themen Pflege und Gesundheit gewidmet. Die designierte Regierung will für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung sorgen, die Arbeitsbedingungen der Gesundheitsberufe und Pflegekräfte verbessern, Innovationen ermöglichen und die Digitalisierung vorantreiben. „Sorgen“, „verbessern“, „ermöglichen“ und „vorantreiben“ – die Absichten sind lobenswert, müssen sich im Regierungsalltag in Form von umgesetzten Maßnahmen aber erst noch beweisen.

Mit erfreulicher Klarheit setzt die neue Regierung auf High-Tech und Digitalisierung. So heißt es: „Wir setzen uns für High-Medizintechnik ‚made in Germany‘ ein. Zugleich wollen wir die Potenziale der Digitalisierung nutzen, um eine bessere Versorgungsqualität zu erreichen, aber auch Effizienzpotenziale zu heben.“ Sinnvoll auch, dass eine „regelmäßig fortgeschriebene Digitalisierungsstrategie“ den Fokus auf Nutzerinnen und Nutzer legen soll. So wird die elektronische Patientenakte (ePA) beschleunigt eingeführt: Alle Versicherten bekommen eine ePA zur Verfügung gestellt, der sie nach dem Opt-out-Verfahren widersprechen können. Freiwilligkeit über Opt-out ist neu und mutig - Bravo! In der Pflege soll mehr Digitalisierung zu weniger Bürokratie, mehr Teilhabe und therapeutischen Anwendungen führen. Obgleich der Begriff Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) leider nicht vorkommt, bleibt zu hoffen, dass damit digitale Pflegeanwendungen (DiPA) gemeint sind. Ebenso unklar bleibt, was mit dem angekündigten „Umbau der gematik zur digitalen Gesundheitsagentur“ gemeint ist. Mehr Regulator oder staatlicher Marktteilnehmer? Uneingeschränkt positiv hingegen das geplante „Gesundheitsdatennutzungsgesetz“, kann es doch die Grundlage für eine sinnvolle und längst überfällige wissenschaftliche Nutzung bereits vorhandener Gesundheitsdaten in klar definiertem Rahmen werden. Wenig überraschend und dennoch sinnvoll auch die digitale Weiterentwicklung des ÖGD.

Beim gesundheitspolitisch dicksten Brett der neuen Legislatur, der Planung und Finanzierung von Krankenhäusern, bleiben die Koalitionäre vage. Eine „Kommission“ soll Vorschläge zu der in der Sondierungsvereinbarung angekündigten Weiterentwicklung der DRG-basierten Krankenhausfinanzierung erarbeiten. Erfreulich ist allerdings die Festlegung auf eine gestufte Erstattung von Vorhaltekosten, ebenso wie die Einführung von Hybrid-DRGs für stationäre Leistungen, die auch ambulant erbracht werden können.

Mein Fazit: Mehr Licht als Schatten und viel Nebel – die neue Regierung hat sich eine Menge vorgenommen. Eine bessere Gesundheitsversorgung für alle Bürger durch konsequenten Einsatz digitaler und anderer Technologien – das zumindest verstehe ich unter „Mehr Fortschritt wagen“. Und daran werde ich auch die konkreten Umsetzungen der neuen Regierung messen.

Bleiben Sie zuversichtlich, auf Abstand und gesund,

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

8

von 177 Seiten beschäftigen sich im gestern vorgelegten Koalitionsvertrag mit den Themen Gesundheit und Pflege.

hih-Termine

Partner-Event
Donnerstag, 25. November 2021, 20 Uhr
Offene Sprechstunde Let’s talk … zu ePA 2.0

Die Reihe von Mark Langguth gibt Antworten auf generelle Fragen zu TI-Anwendungen (ePA, eRezept, KIM, TIM, etc.) sowie zur Integration der Anwendungen in den Praxisalltag. Eine Diskussion bzw. Austausch der Teilnehmer untereinander ist ausdrücklich erwünscht. Um Anmeldung wird gebeten.


Partner-Event
Freitag, 26. November 2021, 10.00-11.00 Uhr
Virtuelle DigitalRadar Sprechstunde #4 (für Krankenhäuser!)

Nun läuft die Erhebung nur noch knapp drei Wochen – es wird also Zeit, sich mit dem DigitalRadar Krankenhaus zu befassen, wenn ein Förderantrag nach #KHZG eingereicht wurde. Über 1.800 Krankenhäuser sind registriert oder haben bereits ihren Link bekommen, mit dem sie den Fragebogen zur Erhebung des Reifegrads bearbeiten können. Die FAQ-Sprechstunde soll helfen, im Live-Chat Dringendes zu beantworten, miteinander ins Gespräch zu kommen und so jenseits des Fragebogens Tipps & Tricks auszutauschen.
Hier geht es zur Anmeldung für die kostenlose Veranstaltung.


Freitag, 31. Dezember 2021 (ganztägig)
So long, and thanks for all the fish
Schlussakt … äh, Schlusstag des health innovation hubs


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih-Veranstaltungen

Digitale Tools

Digital Health Award 2021

Unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, wurde diese Woche der Digital Health Award des Landes NRW verliehen. Der Preis zeichnet innovative Projekte aus dem Bereich der digitalen Gesundheitsversorgung aus. Zehn von 41 Bewerberprojekten aus Europa wurden durch eine Expert:innen-Jury in die engere Auswahl genommen, die Platzierung erfolgte durch die Wahl des Publikums.

Platz 1 ging an das Berliner Startup Leila Fertility, das mit einer medizinischen Software Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch darin unterstützen möchte, die individuellen Ursachen der gegebenenfalls mangelnden Fruchtbarkeit zu verstehen und wie ein Weg aussehen könnte, diese zu steigern.

Platz 2 erreichte das Startup Inuka Coaching aus den Niederlanden, das auf betriebliches Gesundheitsmanagement zielt und konkret Burnout-Prävention anbietet, aber mit ihrem System aus digitalem Screening und direktem Feedbacktool auch Therapien unterstützt.

Platz 3 ging an das Startup AZMED aus Laval, Frankreich, das Diagnostikverfahren mit seinem KI-gestützten Tool präziser und schneller macht.

 

DiGA stehen international vor dem Durchbruch

Die digitalen Gesundheitsanwendungen, die seit Oktober 2020 von den Krankenkassen erstattet werden, werden zum Exportschlager. Nachdem Frankreich die Apps rezeptpflichtig über die gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen hat, folgen auch weitere Länder wie Belgien, Lichtenstein und Schweden.

Diese und weitere Vertreter aus insgesamt neun europäischen Ländern haben sich Anfang November auf unserer Digital Medicine Conference über DiGA ausgetauscht. Die Idee der Länder: Eine „EU-DiGA“. Kommt es zu einer DiGA-Zulassung in einem Land, soll diese auch in den anderen Ländern gelten. Der Nachweis der Wirksamkeit wäre auch dort gültig.

 

Tolle Verordnungs-Übersicht dank Initiative „Dataprotection Landscape“

Seit gestern ist der Koalitionsvertrag öffentlich, seit gestern wird diskutiert, interpretiert und erklärt. Große Vorhaben betreffen fachübergreifend die Datennutzung. Die (Expert:innen)Initiative „Dataprotection Landscape“ um Dr. Winfried Veil hat alle datenpolitischen Vorhaben auf 32 Kacheln übersichtlich zusammengefasst und spricht von einer kleinen Disruption (!). Aber auch jenseits des aktuellen Anlasses bietet die Seite Übersichtlichkeit, erleichtert die Auffindbarkeit von Normen und macht die Interessen aller Akteure und damit die Mehrdimensionalität der Datenverarbeitung transparent.

@Patienten

Medizin und Wissenschaft fordern Politik zum Handeln auf

Mit einem dringlichen Appell haben sich heute 556 Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Fachdisziplinen an die Entscheidungsträger:innen in Deutschland gewandt und sie gebeten, ihrer Verantwortung für die Pandemiebekämpfung nachzukommen. Unterzeichnet haben den Aufruf unter anderem die Virologinnen Melanie Brinkmann und Isabella Eckerle, die Intensivmediziner Michael Hallek, Christian Karagiannidis, Uwe Janssens und Stefan Kluge, die Modellierer Dirk Brockmann und Thorsten Lehr, die Infektiologin Susanne Herold, der Soziologe Armin Nassehi und der Physiker Matthias Schneider.

Die Autor:innen äußern ihre Sorge über die kommenden Monate, aber auch ihre Enttäuschung über die Tatenlosigkeit der Politik. Der gesellschaftliche Zusammenhalt sei gefährdet worden, der Umgang mit dem Wohlergehen der Menschen fahrlässig. Besonders schwer wiege, dass die aktuelle Situation zugelassen worden sei, obwohl mit den Impfstoffen das wirksamste Mittel der Pandemiebekämpfung in ausreichend hohen Mengen verfügbar sei. Übergeben wird oder wurde (abhängig davon, wann Sie diesen NL lesen) die Petition heute Mittag in Berlin stellvertretend an Saskia Esken.

 

Gut vorbereitete Arztpraxen

Fast alle Arztpraxen (93 Prozent) sind, laut neuem TI-Atlas der gematik, an die Telematikinfrastruktur (TI) in Deutschland angeschlossen. Vertrauen in die Sicherheit der TI haben bisher jedoch lediglich 43% der Ärzteschaft. Optimistischer dagegen sind die Patient:innen. Zwei Drittel (66%) haben keinerlei Bedenken im Hinblick auf den Datenschutz und mehr als drei Viertel (77%) vertrauen auch darauf, dass ihre Daten in der elektronischen Gesundheitsakte sicher sind und sie auf eine bessere Kommunikation während der Behandlung hoffen können.

 

Blut für OPs fehlt

Die Zahl der Blutspenden ist in Deutschland alarmierend zurückgegangen. OPs müssen nicht nur wegen fehlender Intensivbetten, sondern mancherorts auch wegen fehlender Blutvorräte verschoben werden. Das Blutspende-Barometer des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost zeigt sehr anschaulich, welche Blutkonserven fehlen, wo der Bedarf am höchsten ist. Außerdem können dort Termine gefunden und gleich gebucht werden. #KleinerAufruf

Everyday Mood Booster

Schwarmintelligenz für mehr Sicherheit

Der Tagesspiegel hat eine interaktive 2G-Restaurant-Karte entwickelt: Dort können Sie sehen, welche Restaurant, Cafés und Bars in Berlin die Corona-Regeln auch wirklich kontrollieren – und selbst Restaurants eintragen. Mittlerweile finden Sie dort mehr als 500 Orte, an denen Sie sicher miteinander umgehen können, während Sie eine Carbonara weghauen, einen heißen Chai schlürfen oder das dritte Hefeweizen kippen.

Good News

ePA bekommt „Opt-out“-Siegel

Eine kleine Revolution hat die neue Koalition bei der Elektronischen Patientenakte (ePA) vorgesehen. Laut Entwurf der Arbeitsgruppe für den Koalitionsvertrag sollen alle Versicherten „DSGVO-konform eine ePA zur Verfügung gestellt“ bekommen, „ihre Nutzung ist freiwillig (Opt-out)“. Somit bekommt jede Person eine ePA, es sei denn, sie widerspricht. Bislang haben nur 0,4% aller Patient:innen eine ePA.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite

 
hih - health innovation hub
des Bundesministeriums für Gesundheit

Torstraße 223
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