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Die Welt ist digitaler und wird wieder bunter

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

beginnen wir (wie meist) mit dem Positiven: die Welt um uns herum wird wieder bunter. Die Außengastronomie empfängt Gäste, gleichzeitig öffnen Freibäder und in zahlreichen Regionen entfällt sogar die Testpflicht für Einkäufe und Ausstellungen. Auch die Impfzahlen steigen weiter und endlich greifen auch die Betriebsärzte ins Geschehen ein. Wahr ist leider auch, dass erneut viel Negatives sichtbar geworden ist. Zuallererst die ungezügelte Gier windiger Geschäftemacher, die den erfreulich schnellen Aufbau der Test-Infrastruktur zur betrügerischen Selbstoptimierung genutzt haben. Für solche Menschen wurde vor langer Zeit der öffentliche Pranger entwickelt. Natürlich haben wir diese Praktiken (glücklicherweise) hinter uns gelassen, aber Träumen ist ja nicht verboten. Für mich jedenfalls gilt: die Bereicherung in der Not, egal, ob über fragwürdige Masken-Deals oder die Abrechnung nicht durchgeführter Tests ist nicht nur unanständig, sondern ein krasser Verstoß gegen alle Werte, die unsere zivile Gesellschaft ausmachen.

Doch kommen wir noch zu etwas Erfreulichem: vor uns liegt das 3. Quartal, und es hält die Einführung einiger digitaler Innovationen bereit. Am 1. Juli geht das digitale Rezept an den Start. Zunächst in die Erprobungsphase – nicht überraschend: ganz vorne dabei die Online-Apotheken in Kombination mit digitalen Arzt-Plattformen. Natürlich sollte es auch mit der ePA weitergehen. Leider übt der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber noch immer Kritik an der ePA und fordert u.a. technische Lösungen für den Gebrauch jenseits von Smartphones, Kartenterminals und Stellvertreterlösungen – näher benennen tut er diese jedoch nicht. Die Fragen, ob und wie, die hier besonders ins Auge gefassten älteren oder technisch weniger beschlagenen Patientengruppen dann vor Ort mit einer fremden Hard- und Software agieren wollten und könnten, bleiben offen.

Im Ernst: wir können mit der Einführung der ePA doch nicht warten, bis auch der letzte Bürger ein Smartphone besitzt – das es im Übrigen ja gar nicht braucht! Wir wissen: die Verfügbarkeit medizinischer Daten rettet Leben! Sollte das nicht ein gutes Argument dafür sein, eine Lösung zu finden?

Ja, wir sind inzwischen mittendrin – in der digitalen Transformation unserer Gesundheitsversorgung. Natürlich liegt da noch ein erhebliches Stück Arbeit vor uns, aber es geht voran! Ich wünsche Ihnen einen schönen Start in einen hoffentlich sonnigen Juni. Bleiben Sie noch vorsichtig!

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

44
Gesetze haben am vergangenen Freitag den Bundesrat passiert. Darunter auch das DVPMG.

hih-Termine

Mittwoch, 9. Juni 2021, 14.00 – 16.00 Uhr
Finale – KHZG – deep dive – Telemedizin & Computerized Physicians Order-Entry (CPOE)

Mit unseren deep dive-Webinaren beleuchteten wir die einzelnen FTBs intensiver, die im KHZG festgeschrieben sind. Telemedizin & CPOE vervollständigen nun die Reihe. Dazu sprechen wir mit länderübergreifenden Klinikgruppen über das praktische Prozedere der Antragsstellung und freuen uns auf das Gewinner-Konsortium der Reifgradmessung. Um Anmeldung wird gebeten. Hier finden Sie die Aufzeichnungen der bereits gesendeten Webinare.


Mittwoch, 30. Juni 2021, 16.00 – 19.00 Uhr
KIM – Sichere Emails für Ärzt:innen, Part 2

KIM – Der Kommunikationsdienst im Medizinwesen ermöglicht endlich den sicheren Austausch medizinischer Dokumente wie Befunde und Arztbriefe über die Telematikinfrastruktur. Gemeinsam mit dem Deutschen Ärzteblatt zeigen wir „Hands On“ was in der Arztpraxis getan werden muss, um KIM einsetzen zu können und stellen die bis dahin zertifizierten Anbieter vor.


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih-Veranstaltungen

Digitale Tools

Freie Fahrt für digitale Bürger: Der digitale Impfnachweis kommt

Der Sommer steht vor der Tür, die Reisezeit beginnt. Um Reisen zu ermöglichen bzw. zu erleichtern, arbeiten die EU und die Mitgliedsländer an der Einführung des „digitalen grünen Zertifikats“. Ab dem 1. Juni soll es losgehen. Der offizielle Start ist zwar erst der 1. Juli, zwei Drittel der EU-Staaten wollen jedoch früher mit der Ausgabe der Nachweise beginnen

Prinzip der Interoperabilität

Das Corona-Zertifikat basiert auf dem Prinzip der Interoperabilität: Jedes Land soll einen digitalen Impfnachweis entwickeln und dabei gemeinsamen Regeln folgen. Die Zertifikate sollen neben Impfstatus, Zeitpunkt und Impfstoff auch Testergebnisse und überstandene Corona-Infektionen bescheinigen. Weder sollen persönliche Daten übermittelt werden noch eine zentrale Datenspeicherung stattfinden; sie werden in einem QR-Code gespeichert und verbleiben ausschließlich beim User. Der QR-Code wird von den Mitgliedsländern jeweils mit einem geheimen digitalen Schlüssel versehen und mit einem zweiten, öffentlichen Schlüssel verknüpft. Nur dieser öffentliche Schlüssel wird bei einer Kontrolle staatlich ausgelesen und über das Internet übertragen. Die öffentlichen Schlüssel laufen europaweit in einem Server in Luxemburg zusammen und werden von dort verteilt.

Deutschland: Dauerhafte Speicherung ausschließlich dezentral

Das Bundesgesundheitsministerium hat letzte Woche die nationalen App-Anbindungen präsentiert. Die App speichert die Impfbescheinigung lokal auf dem Smartphone, eine dauerhafte Speicherung ist ausschließlich dezentral auf den Smartphones der Nutzer vorgesehen. Das Impfzertifikat soll über die CovPass App oder die Corona-Warn-App digital oder analog als maschinenlesbarer Ausdruck genutzt werden. Der Nachweis enthält nur Informationen zum Impfstatus, Namen und Geburtsdatum des Geimpften. Das deutsche Zertifikat ist blau und wird aktuell in einem Feldtest im Impfzentrum in Potsdam geprüft.

Im Laufe des Monats Juni soll das System bundesweit starten. Offen ist noch, wie Geimpfte in Deutschland an das Zertifikat kommen, da ein nationales Impfregister fehlt. Bürger:innen, die in Zukunft geimpft werden, sollen ihr Zertifikat im Anschluss erhalten. Wer aber bereits heute geimpft ist, bekommt sein Zertifikat entweder per Post über das Impfzentrum oder muss es bei seinem Hausarzt oder in der Apotheke abholen.

Das „gelbe Heftchen“ bleibt im Einsatz

Was ist mit jenen Bürger:innen, die im Sommer noch kein digitales Zertifikat besitzen? Diese dürfen nach wie vor mit dem analogen gelben Impfausweis verreisen. Der digitale Impfnachweis ist ein freiwilliges und ergänzendes Angebot.

 

Das Krankenhauszukunftsgesetz setzt den Markt in Bewegung

Die Turbulenzen auf dem IT-Hersteller-Markt gehen weiter. Drei Zukäufe wurden in der vergangenen Woche bekannt. Dedalus übernimmt nach der Dosing GmbH auch die OSM AG (Labor), und die Compugroup Medical (CGM) übernimmt die Visus Health IT GmbH (Visus).

Die Übernahme der Dosing GmbH durch die Dedalus Group ist auch ein Zeichen dafür, dass sich beim Thema Medikationssicherheit, das auch in die Fördertatbestände des KhZG eingeflossen ist, endlich etwas tut. Dosing ist – neben ID Berlin und MMI – einer der Anbieter digitalisierter Software-as-a-Service (SAAS-)Lösungen für die Medikationssicherheit und patientenzentrierten Pflegedienstleistungen und bietet digitale Medikamentenkataloge mit Informationen zur Medikationssicherheit. Für Krankenhäuser und Pflegedienstleister ist die Medikamentenanordnung und Verabreichung ein zentraler Prozess – der leider in den meisten Fällen von unzähligen Medienbrüchen begleitet wird. Die Digitalisierung und Vernetzung der Medikation im Krankenhaus-Informationssystem unterstützt das Personal bei der Verbesserung der Medikamententherapie.

Digitale Patientenakte erhöht die Medikationssicherheit

Vorteile bei der Medikation bietet auch die digitale Patientenakte: Elektronische Rezepte können von allen Beteiligten eindeutig zugeordnet und nachvollzogen werden. Integrierte Softwarelösungen geben Warnhinweise, falls mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten. 

@Patienten

Jubiläen und Gesetze, Gesetze, Gesetze ...

Es ist sonst ja nicht so unsere Art, in die juristischen (Un-)Tiefen einzusteigen, aber die vergangene Woche hatte es wirklich in sich – Grund für uns, doch einmal Neuland zu betreten und eine Art Chronistenpflicht zu erfüllen. KW21 war eine Woche voller Meilensteine und Jubiläen der Digitalisierung (nicht nur) im Gesundheitswesen. Dabei hatte es insbesondere der Freitag in sich…

Am 25. Mai feierte die DS-GVO ihren dritten Geburtstag. Drei Jahre sind vergangen seit Geltungserlangung. (Wer es ganz genau nimmt hätte die DS-GVO natürlich schon am 24.05. im Kalender vermerken können: Der Terminologie der EU folgend ist die DS-GVO nämlich schon zwei Jahre und einen Tag früher (am 24.05.2016) „in Kraft getreten“.) Seither ist Datenschutz eines der präsentesten Dauerthemen nicht nur in einem digitalisierten Gesundheitswesen.
Seit dem 26. Mai 2021 gilt endlich auch die neue EU-Mediziprodukteverordnung (Medical Device Regulation - MDR), ein Jahr später als ursprünglich geplant. Nach ihrem Inkrafttreten am 25.05.2017 sollte sie eigentlich zum 26.05.2020 Geltung erlangen. In speziellen Bereichen kommen einige Vorschriften aber dennoch erst in den kommenden Jahren zur Anwendung. Hier lohnt ein Blick in Art. 123 MDR.

Am 27. Mai durfte auch das DiGA-Verzeichnis beim BfArM seinen ersten Geburtstag feiern. 15 digitale Gesundheitsanwendungen sind seither gelistet und damit Teil der Regelversorgung.

Am 28. Mai wurden weitere neue Kapitel in der Geschichte der Digitalgesetzgebung geschrieben: Zwei der 44 vom Bundesrat an diesem Tag verabschiedeten Gesetze betreffen insbesondere den Rechtsrahmen der Digitalisierung im Gesundheitswesen – sowohl in der Sozialversicherung als auch im Infektionsschutz. Das Gesetz zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege (Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz – DVPMG) ist das neueste der großen Digitalisierungspakete der aktuellen Legislatur. Während im Bereich DiGA, ePA, TI die Telemedizin nachgeschärft wurde, birgt das Gesetz vor allem die neue Leistungskategorie der digitalen Pflegeanwendungen (DiPA) und sieht vor, dass ergänzend zur eGK ab dem 01.01.2023 auch eine sog. digitale Identität zur Verfügung gestellt wird, die der Authentisierung dienen und die Funktion des Versicherungsnachweises erfüllen soll.

Außerdem stimmte der Bundesrat dem zweiten Gesetz zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes und weiterer Gesetze zu, mit dem u.a. die Rechtsgrundlage für digitale Impf-, Test- und Genesungszertifikate in den neuen Absätzen 5-7 des § 22 IfSG geschaffen wurde. Das Gesetz ist damit in seinen wesentlichen Teilen am 01.06.2021 in Kraft getreten (hier natürlich die deutsche Terminologie verwendet. D.h.: Es gilt!).

Nicht zuletzt ist am selben Tag auch noch das Zweite Gesetz zur Erhöhung der Sicherheit informationstechnischer Systeme („IT-Sicherheitsgesetz 2.0“) in Kraft getreten, das über die enthaltenden Änderungen des BSI-Gesetzes insbesondere die Betreiber von Kritischen Infrastrukturen (KRITIS) betrifft und neue Pflichten enthält. Zum Beispiel müssen diese zusätzlich zur Benennung einer Kontaktstelle zukünftig ihre KRITIS auch beim BSI registrieren.

 

Fokustag Digital Care am 17. Juni

Die Zukunft der Pflege in einer alternden Gesellschaft ist digital. Die gesetzliche Basis für digitale Pflegeanwendungen ist gelegt. Der Digital Care Summit bringt die digitalen Gestalter:innen der Pflege zusammen: Start-Ups, Krankenkassen und Expert:innen (auch der hih ist vertreten) gestalten gemeinsam den digitalen Boost für die Pflege von morgen.

 

Unbestechliche Vierbeiner erschnüffeln Corona

Einer britischen Studie zufolge kann der beste Freund des Menschen Corona-Infizierte am Geruch erkennen. Auch die zunächst in England entdeckte Corona-Variante erschnüffeln die Vierbeiner demnach ohne zusätzliches Training. Sechs Hunde hätten Proben von Infizierten mit einer Genauigkeit von 82 bis 94 Prozent erschnüffelt, teilte die London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM) mit. Das Ergebnis bestätigt frühere Studien unter anderem aus Deutschland. Die britischen Forscher nutzten Socken von 400 Probanden. 200 der Menschen waren infiziert, hatten aber keine oder allenfalls leichte Symptome, 200 waren in der Kontrollgruppe.

Everyday Mood Booster

Aktionstag: Einstein macht Schule

Mehr erfahren über extraterristrisches Leben, dem Crash-Test für die Fahrzeugsicherheit auf den Grund gehen oder eine Person über ein externes Skelett steuern – dies und vieles mehr ist möglich in den Workshops am 18. Juni. Der Aktionstag "Einstein macht Schule" bietet ein umfassendes spannendes Wissenschaftsprogramm. In hybriden Workshops werden Teilnehmende vor Ort und online beteiligt und treten in den Austausch mit den unterschiedlichen Wissenschaftsteams. Ab jetzt bewerben!

Good News

Henri-Nannen-Preis für Wissenschaftskommunikation

Der Nannen-Preis hat sich verändert. Es gibt neue Kategorien, darüber hinaus ist er jetzt offen für TV- und Podcast-Beiträge. Auch die Kategorie „Geschichte des Jahres“ gehört zu diesen neuen Formaten/Kategorien und wurde für einen Video-Beitrag verliehen.

Die Wissenschaftsjournalistin Mai-Thi Ngyuen-Kim präsentierte den Beitrag „Corona geht gerade erst los“ in ihrem Youtube-Kanal Mailab/Funk, gemeinsam mit ihrem Team Lars Dittrich und Melanie Gath. Ngyuen-Kim wurde für ihre Berichterstattung über die Corona-Krise schon mehrmals geehrt. Das Youtube-Video sahen Millionen. Wir finden, es ist ein gutes Zeichen, dass nach/in einem Pandemie-Jahr der Wissenschaftsjournalismus als einer der Gewinner bezeichnet werden kann.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

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