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Eine (un)umstritten gute Idee – die CWA ist 1.

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Corona-Warn-App hatte gestern ihren ersten Geburtstag. Geburtshelfer der CWA war natürlich die Pandemie, dicht gefolgt vom Datenschutz. In diesem Zusammenhang wurde der Stellenwert des Datenschutzes auch in der Abwägung mit anderen Grundrechten vielfach kritisiert. Ich meine, dass es richtig und wichtig ist, zentrale gesellschaftliche Werte auch in Krisenzeiten nicht über Bord zu werfen. Bezogen auf digitale Daten gehören dazu vor allem Datensouveränität und Freiwilligkeit. So erfolgt die Kontaktnachverfolgung mit der CWA anonym und dezentral, der Download selbst ist natürlich freiwillig. Dadurch wurde viel Vertrauen aufgebaut und in der Praxis der Beweis erbracht: Daten-basierter Gesundheitsschutz funktioniert auch mit Datenschutz!

So schauen wir heute auf inzwischen 28,3 Millionen Downloads. Seit März können Nutzer ihre CWA-Daten sogar spenden: etwa für Risikoberechnungen und zur Freigabe ihrer Positivtest-Warnung. Acht Millionen Nutzer machten davon Gebrauch. Auf Basis dieser „gespendeten“ Daten und einer weiteren breit angelegten Befragung schätzt das RKI, dass die CWA über 100.000 Infektionsketten unterbrochen hat. Die Experten rechnen vor: die Kontaktnachverfolgung der CWA war so erfolgreich wie die der Gesundheitsämter. Spötter würden sagen, dass der diesbezügliche Schwellenwert nicht so richtig hoch liegt. Und dennoch können wir festhalten: die CWA hat einen wichtigen epidemiologischen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie geleistet.

In der Rückschau hätte sicherlich auch einiges besser und vor allem schneller laufen können. Dazu gehören die anfangs schleppende Anbindung der Labore für die Übermittlung der Testergebnisse, ebenso wie die von vielen Nutzern nicht mehr nachvollziehbare Flut von Einwilligungen im Sinne eines falsch verstandenen Datenschutzes. Da hätte ich mir klärende Hinweise der staatlichen Datenschützer gewünscht, die – anstelle des reflexhaften Ausbremsens – in Zukunft vermehrt die möglichst sinnvolle Nutzung digitaler Technologien in den Mittelpunkt ihres Aufgabenspektrums rücken sollten.

Inzwischen kann die CWA nicht nur warnen, tracken und übermitteln, sie beinhaltet den digitalen Impfnachweis. Auch für diese Funktion gilt: lieber spät als gar nicht. So verdient die CWA heute ein herzliches Happy Birthday, verbunden mit dem Wunsch, aus den gemachten Erfahrungen zu lernen. Sie sollten uns Mut machen, denn sie zeigen: Deutschland kann Digitalisierung, ohne unsere zentralen gesellschaftlichen Werte zu verraten.

Gleichzeitig aber hoffe ich, dass die Pandemielage weitere Geburtstagsfeste nicht notwendig macht.

Genießen Sie vorsichtig die Erleichterungen,

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

28,3
Millionen Menschen haben die Corona-Warn App in den vergangenen 12 Monaten auf ihr Handy geladen.

hih-Termine

Freitag, 18. Juni – Samstag, 19. Juni
Healthcare Hackathon der Universitätsmedizin Mainz

Es verspricht, ein großartiges Erlebnis zu werden – nicht nur, weil es hybrid durchgeführt und es tatsächlich auch wieder persönliche Begegnungen geben wird. Die ganze Stadt Mainz scheint involviert, wenn die UM Mainz ihr jährliches Hackathon-Fest feiert. Natürlich steht die Medizin im Mittelpunkt, aber es werden auch Mobilitäts-Lösungen und Bauten der Zukunft auf dem Campus zu sehen und zu erleben sein. Streamt Euch rein und seid dabei!


Mittwoch, 29. September 2021, 16.00 – 19.00 Uhr
KIM – Sichere Emails für Ärzt:innen, Part 2

KIM – Der Kommunikationsdienst im Medizinwesen ermöglicht endlich den sicheren Austausch medizinischer Dokumente wie Befunde und Arztbriefe über die Telematikinfrastruktur. Gemeinsam mit dem Deutschen Ärzteblatt zeigen wir „Hands On“ was in der Arztpraxis getan werden muss, um KIM einsetzen zu können und stellen die bis dahin zertifizierten Anbieter vor.


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih-Veranstaltungen

Digitale Tools

Sichere Kommunikation für Kurznachrichten

Messenger-Dienste sind längst Teil des Alltags vieler Menschen: schnell, praktisch und einfach. Im Gesundheitswesen ist ihre Handhabung nicht ganz so trivial, will man doch sicher sein, wichtige Patientendaten mit den richtigen Menschen zu teilen. Hier knüpft die gematik mit dem TI-Messenger an. Ein Gespräch mit Eric Grey, Produktmanager für den TI-Messenger bei der gematik.

Eigentlich dreht sich derzeit in vielen Arztpraxen alles um die Einführung des KIM (Kommunikation im Medizinwesen)-Tools, wieso braucht es jetzt auch noch einen Messenger?

Der Versand von Kurznachrichten in Praxen und Kliniken hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie zu einem Digitalisierungsschub geführt. Als neuer Kommunikationsstandard für Kurznachrichtendienste soll der TI-Messenger KIM ergänzen und eine sichere Alternative zu WA sein.

Überfordert Ihr die Ärzt:innen und vor allem auch die Software-Hersteller nicht jetzt mit noch einer weiteren Anforderung?

Ich sehe ein, dass das eine herausfordernde Zeit ist. Aber unsere Arbeit zum TI-Messenger, also die Veröffentlichung einheitlicher Standards für einen sicheren, leistungsfähigen und vor allem interoperablen, sogar sektorenübergreifenden Messenger-Markt beinhaltet ja keine to-do’s für die Ärzt:innen. Im Gegenteil, wir unterstützen mit klaren Standards alle Unternehmen bei ihrer Entwicklung und brechen so die bis dato größtenteils proprietären Systeme auf und erweitern die TI um sehr viele weitere wichtige Nutzergruppen – und Professionen.

Auch für die gematik ist das eine neue Methodik – als Produkthersteller?

Nein, ganz so ist es nicht. Die gematik entwickelt keinen eigenen Messenger. Wir verwenden das bestehende frei verfügbare Messenger-Protokoll der Matrix.org Foundation, das den Ansprüchen an Interoperabilität, Integrierbarkeit und Innovationsoffenheit gerecht wird. Auf Basis unserer Festlegungen können die Unternehmen dann eigene Messenger-Lösungen nutzerzentriert entwickeln und ihren Kunden nach Zulassung durch uns anbieten. Somit haben die Nutzer:innen erstmals die freie Entscheidung, über welchen TI-Messenger sie kommunizieren möchten, ohne dabei auf die Erreichbarkeit aller weiteren Nutzer verzichten zu müssen, die andere TI-Messenger-Dienste nutzen. Die Verwendung der Standards garantiert die Erreichbarkeit aller TI-Messenger-Nutzer durch die Gewährleistung von Interoperabilität zwischen einzelnen Messenger-Diensten bei gleichzeitiger Wahrung von Datensicherheit durch strenge Ende-zu-Ende Verschlüsselung über die Dienste hinweg. Durch ein zentrales Adressbuch werden alle authentifizierten Nutzer erreicht.

Adressiert Ihr ausschließlich den niedergelassenen Bereich?

Nein, eben nicht. Wir sind ausdrücklich intersektoral unterwegs, wenn du so möchtest. Aber auch das gänzlich andere Szenario ist denkbar: die sichere Kommunikation innerhalb einer Klinik.

Hier geht’s zum vollständigen Interview.

 

Apple launched neue Healthdata-Funktion

Anfang dieser Woche kündigte Apple eine neue Funktion zum Teilen von Gesundheitsdaten an, die es Patienten ermöglicht, verbrauchergenerierte Gesundheitsdaten mit ihren Ärzten, ihrer Familie und ihren Freunden zu teilen.

Apple arbeitet schon seit Jahren daran, Patienten mehr Zugriff auf ihre Daten zu geben. Im Jahr 2018 führte das Unternehmen Health Records auf iOS ein, das bestehende, vom Nutzer generierte Daten in der Health-App mit Daten aus einer elektronisch geführten Patientenakte zusammenführt – sofern der Nutzer Patient in einem teilnehmenden amerikanischen Krankenhaus ist.

@Patienten

„Wir brauchen eine Balance von Forschung, Gesundheits- und Datenschutz“

Heute starten wir mit Erwin Rüddel (CDU) unsere kleine Politik-Serie im Vorfeld der Bundestagswahlen 2021. Wir haben an die gesundheitspolitischen Sprecher der demokratischen Parteien des Bundestags die gleichen sechs Fragen gestellt. Hier können Sie ihre Antworten lesen.

Der Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit, Erwin Rüddel (CDU), ist seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags und gehört zu den profiliertesten Gesundheitspolitikern in Deutschland. Im Interview mit dem hih benennt er die Ziele für die kommende Wahlperiode und fordert eine Ausweitung und Weiterentwicklung des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG). Eine Idee aus seinem Heimatland Rheinland-Pfalz hat er für die künftige Ausrichtung des Bundesgesundheitsministeriums.

In der vergangenen Legislatur wurden die regulatorischen Grundlagen für die Digitalisierung der Medizin in Deutschland gelegt. Wie schätzen Sie deren Potenzial für die Gesundheitsversorgung in Deutschland ein?

Das Potenzial ist existenziell. Wir haben einen enormen Nachholbedarf. Ohne Digitalisierung werden wir die Versorgungsqualität nicht sichern können. Spätestens am Ende der nächsten Wahlperiode müssen wir unsere Ziele erreicht haben: die Vernetzung des Gesundheitssystems und die Vernetzung mit den Patienten. Die elektronische Patientenakte ist hier ein wichtiger Meilenstein. Mein Vorbild wäre eine Opt-out-Lösung wie in Skandinavien: Wer nicht mitmachen will, kann sich oder bestimmte Bereiche abmelden.

Die Verfügbarkeit medizinischer Daten, insbesondere im zeitlichen Verlauf, ist für die Weiterentwicklung der Medizin von herausragender Bedeutung. Wie wollen Sie die Verfügbarkeit derartiger Daten für die Forschung verbessern? Und welche Rolle soll der einzelne Bürger dabei einnehmen?

Wir brauchen eine Balance von Forschung, Gesundheits- und Datenschutz. Für mich hat der Gesundheitsschutz einen mindestens so hohen Stellenwert wie der Datenschutz. Der Bürger braucht eine Wahlmöglichkeit. Wenn er bestimmte Optionen nicht will, soll er sich möglichst einfach abmelden können.

Zentrale Rolle der gematik ist es, Standards für den Einsatz digitaler Technologien zu definieren. Zunehmend übernimmt die gematik aber auch Umsetzungsaufgaben wie Entwicklung und Vertrieb von Apps. Wie operativ soll oder sollte sich die gematik als staatliches Unternehmen zukünftig am Markt positionieren?

Es geht um die Bereitstellung von Schnittstellen, ohne die der Marktzugang nicht funktioniert. Hier muss die gematik die Voraussetzungen schaffen, damit möglichst viele Akteure möglichst viele Dienstleistungen wie Apps anbieten können. Die gematik sehe ich weniger als Player denn als Dienstleister für die Bereitstellung von Schnittstellen.

Die Defizite der bestehenden Krankenhausfinanzierung sind offenkundig. Wie sieht eine bessere Alternative aus?

Die Krankenhäuser brauchen Möglichkeiten, sich jenseits der DRG weiterzuentwickeln. Nach der Pandemie müssen wir eine Krankenhausreform auf den Weg bringen, um zwei Ziele zu erreichen. Erstens geht es um mehr Qualität im Sinne von Spezialisierung und die Aufrechterhaltung der Flächenversorgung. Ohne Digitalisierung und Vernetzung und das Aufbrechen von Sektorengrenzen wird uns das nicht gelingen.

Lesen Sie hier das vollständige Interview.

 

gematik lädt Patient:innen zum Digitaltag ein

Wo habe ich den Befund der letzten Untersuchung nochmal hingepackt? Wie hieß das Antibiotikum, das ich nicht gut vertragen habe? Und wo liegt der Laborbericht, den ich erst neulich mit nach Hause bekommen habe? Auf diese Frage und mehr gibt die gematik auf ihrer morgigen Veranstaltung „gematik digital: Meine Gesundheit“ am 18.06.2021, von 16–17.30 Uhr Antworten und geht damit neue Wege: Sie wendet sich erstmals direkt an die Patient:innen. Anlässlich des bundesweiten Digitaltags lädt sie zum kostenfreien Online-Austausch ein (Bitte um Anmeldung), um das Konzept der ePA und Anwendungsfälle im Alltag näher vorzustellen.

 

Der Lebenssaft wird knapp

Am 14. Juni war Weltblutspende-Tag! Wir möchten noch einmal mit dem Tweet von Anna Dammrich-Warth, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, daran erinnern: „Es fehlt an allen Ecken und Enden! Geht Blutspenden - rettet Leben!“

Wer Blut spendet, sollte den Personalausweis mitbringen und bei weiteren Spenden auch an den Blutspendeausweis denken. Aufgrund der Corona-Pandemie ist eine Blutspende aktuell in den meisten Fällen nur nach Terminvergabe möglich, um die Bildung von Schlangen zu vermeiden. Auf der Seite blutspenden.de, die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) betrieben wird, kann man Blut- und Plasmaspendedienste in der Nähe finden.

Everyday Mood Booster

Erster Geburtstag der Corona-Warn App

Eine heiß diskutierte Idee feiert ihren ersten Geburtstag und beweist ihre Tauglichkeit: Vor einem Jahr erschien die deutsche Corona-Warn-App (CWA) erstmals in den Stores von Google und Apple. Nun haben das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und das Robert-Koch-Institut (RKI) eine Zwischenbilanz gezogen.

Das staatliche Contact-Tracing-Tool sei nie als Heilsbringer vermittelt worden, betonte ein BMG-Sprecher. Es leiste aber einen wichtigen epidemiologischen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie, wie eine vorläufige Evaluierung nun erstmals belege. Nach RKI-Schätzung hat die Corona-Warn-App im ersten Jahr ihres Wirkens über 100.000 Infektionsketten unterbrochen und beinhaltet nun auch die Erweiterung des elektronischen Impfnachweises.

Good News

Wirksamkeit von Online-Psychotherapien

Die kognitive Verhaltenstherapie, die bei Kindern und Jugendlichen mit Zwangsstörungen häufig erfolgreich ist, kann nach den Ergebnissen einer randomisierten Studie im amerikanischen Ärzteblatt auch online durchgeführt werden.

Zwangsstörungen („obsessive-compulsive disorder“, OCD) beginnen häufig im Kindes- und Jugendalter. Die Betroffenen werden zunehmend in ihrem Verhalten von Gedanken und Zwängen beherrscht, die sie nicht abstellen können, auch wenn sie sie als unsinnig erkannt haben. Psychotherapeuten sind sich einig, dass eine frühzeitige Behandlung die Störung am ehesten beseitigen kann. Dabei darf es auch eine online gestützte Therapie sein. Die Betroffenen absolvieren nach einer fachärztlichen Diagnose der Erkrankung über 16 Wochen ein über das Internet bereitgestelltes CBT-Programm. Beide Versionen unterschiedlicher Altersstufen bestehen aus 14 Modulen mit Informationstexten, Filmen und Übungen, die sich mit der OCD beschäftigen und den Patienten Auswege aus den Zwangsstörungen aufzeigen.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite

 
hih - health innovation hub
des Bundesministeriums für Gesundheit

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