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Alle impfen, die bei 3! nicht auf dem Baum sind.

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„Es war ein Fehler. Der Fehler ist einzig und allein mein Fehler. …dafür bitte ich die Bürgerinnen und Bürger um Verzeihung“ – starke Worte einer Kanzlerin, die gestern gezeigt hat, was Führung wirklich ausmacht. Im Umgang mit dieser Pandemie machen Alle Fehler. Das gilt für die EU-Kommission, die Bundesregierung, die Ministerpräsidenten und die Gesundheitsminister ebenso wie für das RKI, die StIKo, oder so manch einen medial gehypten Experten.

Es gilt aber auch für die Organisatoren von Impfzentren, die Leiter von Gesundheitsämtern und natürlich auch die Beschaffer von Masken, Test-Kits oder Impfstoff. Die Liste kann man beliebig fortführen, und das ist kein Zufall, denn die Herausforderungen, die mit dieser Pandemie einhergehen, sind für Alle neu. Fehler gehören in so einer Situation einfach dazu – schwierig wird es nur, wenn die Kraft fehlt, um daraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Wie wohltuend da der ehrliche Auftritt unserer Kanzlerin: kein Herumdrucksen, keine Ausflüchte – und Geradlinigkeit in der Korrektur. So gewinnt man Vertrauen (zurück). Das wünsche ich mir von Allen, aber besonders von den EU-Verantwortlichen, die erheblich zu wenig vom richtigen Impfstoff bestellt haben. Das war der Fehler mit den gravierendsten Konsequenzen, für den es bislang keine Entschuldigung gab.

Jetzt aber gilt es wieder, gemeinsam nach vorne zu schauen. Und das heißt vermehrt testen und schnelleres Impfen. Darüber wollen auch wir in diesem Newsletter informieren und aufklären, damit verlorenes Vertrauen in Impfstoffe und Prozesse zurückgewonnen wird. Die Hausärzt:innen stehen jedenfalls bereit, um ab der kommenden Woche auch in ihren Praxen zu impfen. Nehmen wir dies und den beginnenden Frühling als Hoffnungsschimmer für die Zukunft, gepaart mit eigener Verantwortung allen Mitmenschen gegenüber!

Ich wünsche Ihnen trotz allen Unwägbarkeiten schöne Ostern – draußen, auf Abstand und mit Maske.

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

3,5 Millionen
Impfdosen blieben, laut RKI-Impfdashboard, gestern ungenutzt in ihren Kühlschränken zurück.

hih-Termine

Mittwoch, 14. April 2021, 16.00 – 19.00 Uhr
KIM – Sichere Emails für Ärzt:innen

KIM – Der Kommunikationsdienst im Medizinwesen ermöglicht endlich den sicheren Austausch medizinischer Dokumente wie Befunde und Arztbriefe über die Telematikinfrastruktur. Wir erklären noch einmal, was in der Arztpraxis getan werden muss, um KIM einsetzen zu können.


Mittwoch, 28. April 2021, 14.00 – 16.00 Uhr
KHZG – deep dive – Notfallambulanz & Bettenplanung

Mit unseren deep dive-Webinaren beleuchten wir die einzelnen Fördertatbestände intensiver, die im KHZG festgeschrieben sind. Im April steigen wir tiefer in die Themen Notfallambulanz & Bettenplanung, wenigstens Letztere verhalten sich oft wie bunte Eier in der Osterzeit – sind extrem schwer auffindbar. Hier finden Sie die Aufzeichnungen der bereits gesendeten Webinare.


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih Veranstaltungen

Digitale Tools

Eine „Impfbrücke“ für Impfzentren

Da ist sie wieder, die super Idee kreativer Köpfe im Kampf gegen die Pandemie. Ein kleiner Trupp Entwickler hat sich mit befreundeten Ärzt:innen Gedanken über den Verbleib bereits aufgezogener Impfdosen gemacht. Einmal aufgezogen, sind diese nur wenige Stunden haltbar. Ergo entwickelten sie eine Softwarelösung für Impfzentren, die es diesen erlaubt, unkompliziert und kurzfristig Impfwillige zu mobilisieren. Die Impfbrücke ist bereits seit Februar in einigen westdeutschen Impfzentren erfolgreich im Einsatz.

Impfstellen bekommen Zugang zu einer passwortgeschützten Webseite, auf der sie die Daten der ihnen bereits bekannten Impfwilligen eingeben können. Dies geschieht über den Import von Excel-Tabellen, in denen lediglich Impfgruppe und Mobilnummer verzeichnet sein müssen. Über den gleichen Zugang lassen sich Suchmeldungen absetzen. Dazu werden Zeitfenster und Anzahl der Impfdosen zusammen mit dem Standort der Impfstelle in ein Formular eingegeben. Das System wählt unter Berücksichtigung der Impfgruppen, nach dem Zufallsprinzip Kandidaten aus und benachrichtigt diese per SMS über die Möglichkeit, sich spontan impfen zu lassen. Impfwillige können dann das Angebot annehmen, indem sie einfach per SMS „Ja“ antworten.

 

gematik gibt Implementierungsleitfäden zur Stellungnahme frei

Bis zum 12. April 2021 sind Expert:innen aufgerufen, das Kommentierungsverfahren „Implementierungsleitfaden interoperabler Datenaustausch durch Informationssysteme im Krankenhaus (IsiK)“ zu begleiten. Bei den nun veröffentlichten Implementierungsleitfaden handelt es sich um  1.0.0 für das „Basismodul“ und den Implementierungsleitfaden 1.0.0 für das Modul „Vitalwerte und Körpermaße“. Dazu hat die gematik Bewertungen entworfen, ob die Implementierungsleitfäden interoperabel zu den bisher in vesta Standards veröffentlichten Festlegungen der gematik sind.

Sich berufen Fühlende haben nun die Möglichkeit, innerhalb der Frist Stellungnahmen abzugeben. Sie benötigen allerdings ein Expertenprofil, das Sie sich auf der vesta-Seite einrichten können. Parallel zur Stellungnahme als vesta-Expert:in ist die Kommentierung mit einem Account als Fachöffentlichkeit möglich. Dazu ist eine Registrierung in vesta-Standards erforderlich.

 

Was bringt die Einführung der elektronischen Patientenakte für Klinik und Praxis?

Aus unserer (hih-)Sicht kann es hier keine zwei Meinungen geben. Deswegen freuen wir uns auch darauf, bei der Diskussion der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) dabei zu sein. Darüber hinaus diskutieren der DGIM-Vorsitzende Professor Dr. Sebastian Schellong und Dr. Marcel Schorrlepp, Sprecher der DGIM-Arbeitsgruppe Hausärztliche Internisten mit Vertretern der gematik GmbH unter Moderation von Hauke Gerloff beim DGIMTalk am Montag, den 29. März 2021, von 18-19:30 Uhr. Als Ärztin / Arzt sammeln Sie 2 CME-Punkte für die Teilnahme an der Live-Sendung.

@Patienten

Aus gegebenem Anlass: Wissenswertes zu Selbst- bzw. Schnelltests

Sie gelten als eine der Säulen, wenn wir von einer Rückkehr zu mehr Normalität träumen. Sie können daheim im Rachen- oder Nasenbereich entnommen werden, sind leicht durchzuführen und ermöglichen bspw. eine abendliche Zusammenkunft mit Freund:innen und gutem Gefühl.

Die Tests unterscheiden sich nicht nur preislich, sondern vor allem auch hinsichtlich ihrer Qualität (Stichwort: Sensitivität & Spezifität), eine Infektion zu entdecken. Das bedeutet, dass es Unterschiede gibt, wie „früh“ ein Test eine Infektion erkennen kann. Der Limit-of-Detection-Wert (kurz LoD-Wert) ist zur Beurteilung der Qualität eines Schnelltests unerlässlich. Der LoD-Wert bezieht sich auf die geringste nachweisbare Stoff-Konzentration einer Probe, also ab welcher Virenlast der Test ausschlägt. Merksatz: Je geringer der LoD-Wert ist, desto besser ist der Test. Heißt, auch bei geringer Virenlast reagiert der Schnelltest. Dabei reicht die Spannweite der Selbsttests aktuell von 25 (hervorragend) bis 4000 (Aussagefähigkeit eingeschränkt). Wichtig darüber hinaus ist bei den derzeitigen Temperaturen auch: Bei Testungen unter 15°C reagiert die Testkassette sehr viel ungenauer, als sie dies bei Zimmertemperatur tut – und die Nase sollte vorher einmal geputzt werden, um den ganzen (Virus)Rotz an die Oberfläche zu spülen.

 

Schneller und mehr impfen - Die Impfstrategien in Israel, Großbritannien und den USA setzen auf Tempo und Daten

Deutschland und die EU sind am Beginn der sogenannten dritten Welle der Corona-Pandemie. Im Vergleich zu den Impfvorreitern Israel, Großbritannien und den USA (siehe Abbildung) kann sich die EU das bisherige langsame Impf-Tempo mit ihrer vergleichsweise alten Bevölkerung nicht leisten. Als Gamechanger haben Karl Lauterbach (SPD) und Christian Drosten (Charité) das Vorziehen einer ersten Impfstoff-Dosis vorgeschlagen, um Krankenhaus- und Todesfälle massiv zu senken. Die zweite Dosis solle wegen der deutlich gefährlicheren Mutante später als geplant verimpft werden. Zahlen aus Israel zeigen inzwischen, dass bereits die erste Dosis eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent hat und entsprechend gegen eine Corona-Infektion schützt.

 

Digitalisierung + Datenspende = Herdenimmunität

Impf-Weltmeister Israel verdankt seinen Erfolg nicht nur der Schnelligkeit seines digitalisierten Gesundheitssystems. Maßgeblicher Grund sind auch die Vertragsbedingungen, die das Land im Unterschied zur EU öffentlich gemacht hat. Danach zahlt der Staat nicht nur mehr pro Impfdose, er übernimmt darüber hinaus die Produkthaftung und liefert wöchentlich anonymisierte Daten aus der Impfkampagne wie Infektions- und Impfzahlen, Alter und Geschlecht. Dafür verpflichteten sich die Impfhersteller das Land so lange mit Impfstoff zu versorgen, bis das Land eine Herdenimmunität von 95 Prozent der Bevölkerung erreicht hat.

Inzwischen muss nur ein halbes Prozent der Neuinfizierten ins Krankenhaus, vor der Impfkampagne waren es zwei Prozent. Dass Israel schneller als andere beim Impfen vorankommt, liegt auch am eingesetzten Personal. Sanitäter, Streitkräfte, Polizei und Gefängnisse impfen selbst, weil sie über medizinisches Personal verfügen und Ärzte nur in größeren Impfstationen anwesend sein müssen.

 

Schnelligkeit rettet Leben

Auch die USA setzten von Anfang an auf den Faktor Tempo beim Impfen. Die Grundlage für den Impferfolg wurde bereits im April 2020 mit dem 20 Milliarden Dollar schweren Programm „Operation Warp Speed“ gelegt. Im Fokus stand die Beschleunigung der Entwicklung und Massenproduktion von Impfstoffen gegen Corona. Dank des Programms wurden die Menschen sechs Monate früher geimpft als normalerweise zu erwarten gewesen wäre. Die Idee: Impfstoffe wurden gekauft, bevor sie zugelassen wurden.

Bei einer Bevölkerung von 330 Millionen Menschen haben die USA Stand heute mehr als 113 Millionen Impfungen verabreicht, das entspricht einer Impfquote von 33 Prozent. Im Vergleich der Industrieländer ist nur Großbritannien weiter. Deutschland liegt mit 10 Millionen Impfdosen bei 80 Millionen Menschen im Mittelfeld.

Everyday Mood Booster

Good News

Hohe Wirksamkeit bereits mit der ersten Impfung

Die Strategie, die vor allem die britische Regierung verfolgt, scheint aufzugehen: Die Zweitimpfung so lange hinauszuzögern, bis möglichst alle Menschen mit der ersten Dosis versorgt sind. Erste Studien aus Großbritannien zeigen, dass die Immunität auch nach einer ersten Impfstoff-Dosis wesentlich länger als drei Monate andauert.
Auch diese Studien kommen zu dem Ergebnis, dass der Impfstoff durch die erste Dosis bereits eine Wirksamkeit von 80 bis 90 Prozent hat. Danach schützt die erste Impfung bereits bis zu 12 Wochen, die Übertragung des Virus habe sich um zwei Drittel verringert und die schweren Verläufe würden signifikant zurückgehen. Die britische Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) hat sogar eine Vermischung der Impfstoffe empfohlen, falls der ursprünglich verabreichte erste Impfstoff zum Zeitpunkt der zweiten Impfung nicht verfügbar sein sollte.

Inzwischen hat sich in Deutschland die Ständige Impfkommission den Ländern angeschlossen und empfiehlt einen Abstand von „möglichst 12 Wochen“ bei AstraZeneca und 3 bzw. 4-6 Wochen bei BionTech und Moderna. Auch Mathematiker und Modell-Experten unterstützen die Verzögerungsstrategie: Die Pandemie lasse sich besser bekämpfen, wenn die Zweitimpfung später verabreicht wird.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite

 
hih - health innovation hub
des Bundesministeriums für Gesundheit

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