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Lasst uns Zuversicht säen

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das Wetter hat noch Optimierungspotenzial – ansonsten aber stehen die Zeichen auf Zuversicht. Inzidenzzahlen sinken, das Impfen läuft besser und schneller als befürchtet, und vielerorts öffnen Läden und Gastronomie – selbst erste Kulturveranstaltungen mit Publikum sind am Start. Natürlich ist die Pandemie noch nicht vorbei. Auch hoffen wir noch auf die EMA-Zulassung des BioNTech-Impfstoffs für Kinder zwischen 12 und 16 Jahren, mit der sich die Stiko aber offensichtlich schwertut. Aus meiner Sicht unverständlich, sind doch weitere Schulschließungen weder für Kinder noch für Eltern eine weiterführende Option.

Dennoch insgesamt eine gute Gelegenheit, kurz durchzuatmen, und einen Blick auf die durchaus vorhandenen Fortschritte bei der Digitalisierung unserer Gesundheitsversorgung zu werfen. Das BfArM-Register hat heute seinen ersten Geburtstag! 73 Anträge sind seit Start des Fast-Track-Verfahrens vor einem Jahr zur Aufnahme ins DIGA-Verzeichnis beim BfArM eingegangen. 15 DiGA sind inzwischen gelistet und werden von Ärzten verschrieben, während 20 Anträge zwecks Überarbeitung zurückgezogen wurden. Diese Zahlen belegen zum einen die große digitale Innovationskraft der Digital-Health Szene in Deutschland, zum anderen zeigen sie aber auch, dass das BfArM seinen Prüfauftrag sehr ernst nimmt. Befürchtungen, mit dem Fast-Track Verfahren kämen ungeprüfte, oder sogar schädliche DiGA auf den Markt, haben sich nicht bewahrheitet. Ganz im Gegenteil: die erfolgreiche Integration von DiGA in die Regelversorgung macht offenbar Schule. So haben eine Reihe weiterer Länder in Europa und darüber hinaus angekündigt, ähnliche Verfahren zu etablieren. Bei soviel positiven Erfahrungen sollten jetzt bald auch DiGA der Risikoklassen 2b und 3 an den Fast-Track Start – und das insbesondere, da heute die MDR in Kraft getreten ist.

Fortschritte gab es auch bei der Umsetzung des Krankenhauszukunftsgesetzes (KhZG). Das Konsortium „Digital Radar“, angeführt von der unermüdlichen Vorkämpferin in Sachen Digitaler Medizin, Frau Prof. Sylvia Thun, hat vom BMG den Auftrag erhalten, die digitalen Reifegrade der Krankenhäuser vor und nach KhZG-Förderung zu vermessen. Eine ausgesprochen sinnvolle Initiative, die auch für zukünftige Gesetzgebungen beispielgebend sein sollte.

Bleiben Sie vorsichtig mit Maske, lassen Sie sich impfen, und üben Sie sich ein bisschen in Zuversicht,

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

73
Anträge sind seit Start des Fast-Track-Verfahrens vor einem Jahr zur Aufnahme ins DIGA-Verzeichnis beim BfArM eingegangen.

hih-Termine

Mittwoch, 2. Juni 2021, 14.00 – 16.00 Uhr
Dokumentation in der Pflege: wie geht das morgen?

Die Dokumentation in der Pflege wird zunehmend elektronisch und einfacher werden. Damit wird Zeit für die eigentliche Patientenversorgung, für besseres Planen und Gestalten gewonnen. Der hih, die Hochschule Osnabrück und der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) als gemeinsame Veranstalter freuen sich auf reges Interesse und bitten um Anmeldung für die ansonsten kostenfreie Veranstaltung.


Mittwoch, 9. Juni 2021, 14.00 – 17.00 Uhr
Finale – KHZG – deep dive – Telemedizin & Computerized Physicians Order-Entry (CPOE)

Mit unseren deep dive-Webinaren beleuchteten wir die einzelnen FTBs intensiver, die im KHZG festgeschrieben sind. Telemedizin & CPOE vervollständigen nun die Reihe. Dazu sprechen wir mit länderübergreifenden Klinikgruppen über das praktische Prozedere der Antragsstellung und freuen uns auf das Gewinner-Konsortium der Reifgradmessung. Um Anmeldung wird gebeten. Hier finden Sie die Aufzeichnungen der bereits gesendeten Webinare.


Mittwoch, 30. Juni 2021, 16.00 – 19.00 Uhr
KIM – Sichere Emails für Ärzt:innen, Part 2

KIM – Der Kommunikationsdienst im Medizinwesen ermöglicht endlich den sicheren Austausch medizinischer Dokumente wie Befunde und Arztbriefe über die Telematikinfrastruktur. Gemeinsam mit dem Deutschen Ärzteblatt zeigen wir „Hands On“ was in der Arztpraxis getan werden muss, um KIM einsetzen zu können und stellen die bis dahin zertifizierten Anbieter vor.


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih-Veranstaltungen

Digitale Tools

Apps auf Rezept feiern Einjähriges: DIGA sind ein Meilenstein auf dem Weg zur digitalen Therapie

Apps auf Rezept feiern ihren ersten Geburtstag. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) waren 2020 die große Innovation in der kassenärztlichen Versorgung. Seitdem können Hersteller die Aufnahme ihrer Produkte ins DIGA-Verzeichnis beantragen. Nach erfolgreicher Prüfung durch das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Fast-Track-Verfahren können Apps vom Arzt verschrieben oder direkt von der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) erstattet werden. Geprüft werden Sicherheit und Funktionstauglichkeit, Datenschutz und Informationssicherheit, Qualität und Interoperabilität und der Nachweis des Herstellers für die positiven Versorgungseffekte.

Bis heute wurden 73 Anträge auf eine Aufnahme in das DIGA-Verzeichnis gestellt und 15 Anwendungen gelistet. Nur vier Anträge wurden negativ beschieden. In der Prüfung befinden sich aktuell 24 Anträge. DIGAs sind ein Meilenstein auf dem Weg zur ergänzenden digitalen Therapie. Ziel ist die Stärkung der Patientenselbsthilfe. Gute digitale Angebote lassen sich in eine Therapie einbauen und leisten oft einen wichtigen Beitrag zur Überbrückung von Wartezeiten auf einen Therapieplatz.

 

Neue EU-Medizinprodukte-Verordnung in Kraft

Seit gestern gilt die neue EU-Medizinprodukteverordnung (Medical Device Regulation – MDR), die aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben wurde. Die Zeit wurde aber nur zum Teil genutzt, um das System regulatorisch fit zu machen. Die Kritik bspw. des BVMed richtet sich insbesondere gegen die benannten Stellen, deren Anzahl und Kapazitäten zu gering seien, um alle Bestandsprodukte fristgerecht in die MDR zu überführen. Rund 20.000 Zertifikate würden sich so bis zum Ende der Übergangsperiode im Mai 2024 nicht in die MDR überführen lassen, mit der Folge, dass viele Medizinprodukte es nicht rechtzeitig in die MDR schaffen und Versorgungsengpässe drohen. Viele Innovationen, befürchtet der BVMed, drohen auszuwandern.

Um das Regelwerk praxistauglich zu machen, fordert der Verband u.a. eine schnellere Notifizierung von Benannten Stellen, eine Verlängerung der Übergangsphase und der Laufzeit der Zertifikate, eine rechtliche Grundlage für Remote Audits, pragmatische Lösungen für bewährte Bestandsprodukte, Ausnahmeregelungen für Nischenprodukte („Orphan Devices“), Förderprogramme für KMU bei der Unterstützung klinischer Studien und ein agiles und digitales „Post-Market-Surveillance-System“, um die Patientensicherheit weiterhin zu gewährleisten. Dabei müsse das gesamte Gesundheitssystem eingebunden werden: Fachgesellschaften, Krankenhäuser sowie Krankenkassen und DSGVO-konforme Möglichkeiten geschaffen werden, damit Unternehmen klinische Daten nutzen können. Das Implantate-Register-Gesetz sei dafür ein Anfang.

@Patienten

HIMSS21 Europe Konferenz – A New Agenda for Europe

Mit über 120 internationalen Sprecher:innen ist HIMSS21 Europe eine der wichtigsten Veranstaltungen zur Digitalisierung der europäischen Gesundheitssysteme. Die virtuelle Conference, 7.-9. Juni 2021, legt ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklungen der Gesundheits-IT auf nationaler Ebene und deren Bedeutung für die europäische Gesundheitswirtschaft. Durch die Entwicklungen hierzulande hat auch Deutschland bei der diesjährigen Veranstaltung einen großen Auftritt. In der „Good morning from Germany“-Session am 9. Juni ab 10:15 Uhr stellt der hih mit Fokus auf die Digitalen Gesundheitsanwendungen die neuen digitalen Pflöcke des deutschen Gesundheitswesens vor.

 

„Die Wertschätzung ist hoch, die Bezahlung zu niedrig“

 

Das hat es noch nie gegeben: eine Gewerkschaft nur für die Pflege. Als „einzige reine Pflegegewerkschaft“ hat sich der BochumerBund im Mai 2020 gegründet. Im Gespräch geben sich die beiden Vorsitzenden Heide Schneider (HS) und Benjamin Jäger (BJ) optimistisch und selbstbewusst. Heide Schneider arbeitet als Pflegefachfrau und Betriebsrätin in einem großen Klinikum, Benjamin Jäger ist Gesundheits- und Krankenpfleger und macht aktuell seinen Bachelor in Pflege.

Warum eine neue Gewerkschaft für die Pflege mitten in der Pandemie?

HS: Die Vorbereitungen sind schon vor der Pandemie im Sommer 2019 gelaufen. Gegründet haben wir dann am 12. Mai 2020 am Tag der Pflegenden. Ich bin seit 30 Jahren in der Pflege tätig und hatte das Gefühl, mit der Vertretung unserer Interessen wird es immer schlechter, die Tarife sind kaum gestiegen, es wurde immer weniger Pflegepersonal eingestellt, Verträge wurden nicht verlängert. In unseren Arbeitsbedingungen hat sich kaum etwas verändert. Die Zeit war reif für eine neue Gewerkschaft.

Hat Sie die Corona-Pandemie in ihrem Schritt zusätzlich bestätigt? Was bedeutet die Krise für Sie?

HS: Die Wertschätzung gegenüber dem Pflegeberuf war immer schon hoch, nur will kaum jemand Geld dafür in die Hand nehmen. Jeder weiß heute, wie wichtig gute Pflege ist und welche Leistung wir bringen. Ein Umdenken in der Politik, Pflege besser zu bezahlen, hat noch nicht stattgefunden. Die Tarifverhandlungen im letzten Jahr waren für uns enttäuschend.
BJ:  Es ist völlig unklar, wohin die Reise geht. Das Thema Pflege ist seit Jahrzehnten lediglich anlassbezogen populär. Wir setzen auf die Zeit nach der Bundestagswahl und werden mit anderen Organisationen Veränderungen ins Rollen bringen.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Beruf, kann sie die Beschäftigten entlasten?

HS: Digitalisierung verbessert die Abläufe. Die elektronische Patientenakte ist ein großer Fortschritt und spart Zeit, die wir für die Pflege der Menschen brauchen. Wenn wir aber auch in Zukunft alles aufschreiben und dokumentieren müssen, dann entlastet uns auch die Digitalisierung nicht. Die Dokumentationspflichten in der Pflege sind höher als in jedem anderen Beruf und sind ein Zeichen des Misstrauens gegenüber den Pflegekräften.
BJ: Digitalisierung steht und fällt mit der Praktikabilität des Systems. Von der Anamnese bis zur Evaluation muss es stimmig sein.

Gibt es den oft zitierten „Pflexit“, die Flucht aus dem Beruf?

HS: Die Flucht aus dem Beruf hat bereits vor der Pandemie zugenommen. […]

Lesen Sie hier das komplette Interview.

 

Entscheidung für Digitalgradmessung in Krankenhäusern ist gefallen

Nun ist es entschieden, die Einspruchsfrist verstrichen: das „Digital Radar“ Konsortium der HIMSS Europe GmbH hat vom Bundesgesundheitsministerium den Auftrag erhalten, den digitalen Reifegrad der deutschen Krankenhäuser zu ermitteln. Das „Digital Radar" soll nun ein deutsches Reifegradmodell nach §14b Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) entwickeln, das eine internationale, standardisierte und umfassende Bewertung des Digitalisierungsgrads von Krankenhäusern ermöglichen soll.

Unter der Konsortialleiterin Prof. Dr. Sylvia Thun und ihrem Stellvertreter Prof. Dr. Alexander Geissler, derzeit Medical School der Universität St. Gallen, sind das Institut für angewandte Versorgungsforschung (INAV) von Prof. Dr. Volker Amelung, die Krankenhausberater von Lohfert & Lohfert sowie das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen mit Prof. Dr. Boris Augurzky beteiligt.

 

Selektivvertrag für digitale Versorgung bei Atemwegserkrankungen

Bei Asthma, Bronchitis oder grippalem Infekt sind Videosprechstunden mit angeschlossener eRezept-Lösung ab sofort für alle Versicherten der AOK Bayern kostenfrei möglich. Falls der Patient ein Medikament braucht, stellt der Arzt direkt das entsprechende Kassenrezept aus. Dazu hat die AOK Bayern für ihre Versicherten mit dem Telemedizinanbieter Zava und dem Abrechnungsunternehmen Noventi einen Selektivvertrag nach Paragraph 140a SGB V abgeschlossen.
Gemeinsam verfolgen die Partner das Ziel, elektronische Gesamtprozesse zu etablieren. Noventi sichert dabei die technische Voraussetzung der Apotheken, Zava sichert die ambulante ärztliche Versorgung. Ziel ist es, die Prozesse für die Patienten zu vereinfachen.

Everyday Mood Booster

Glückshormone retten Leben

Jeden Tag werden in Deutschland etwa 14.000 Blutspenden gebraucht.

Via @quarkswdr

 

Good News

Urteil für den Klimaschutz

Gestern hat ein niederländisches Gericht in Den Haag im Klimaschutzprozess gegen den Ölriesen Shell ein historisches Urteil gesprochen. Der Konzern hat verloren, der Klimaschutz wird gestärkt. Sieben Umweltschutzverbände hatten Shell vor einem Gericht in Den Haag verklagt.

Shell, befand das Gericht, ist für CO₂-Emissionen verantwortlich, die zur Erderwärmung beitragen und gefährliche Folgen für die niederländische Bevölkerung, die Bewohner des Wattenmeergebiets und die Rechte der Menschen in den Niederlanden haben. Der Konzern muss seinen CO₂-Ausstoß gemessen am Stand des Jahres 2019 um 45 Prozent reduzieren.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite

 
hih - health innovation hub
des Bundesministeriums für Gesundheit

Torstraße 223
10115 Berlin

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