Kenntnisse zu digitalen Gesundheitsanwendungen aufbauen
Ärzt:innen, Wissenschaflter:innen und Digital Health Expert:innen vernetzen sich zunehmend, um gemeinsam in unterschiedlichen Formaten die Einsatzmöglichkeiten, Chancen und Grenzen digitaler Gesundheitsanwendungen zu ergründen.
Wie das Ärzteblatt berichtete wurde im Rahmen des Webinars „E-Mental-Health: gemeinsam weiterdenken“ deutlich, dass der Kenntnisstand der Ärzteschaft zu DiGA noch sehr eingeschränkt ist. Grundsätzlich fühlt sich der Großteil der ÄrztInnen bisher kaum abgeholt oder informiert, hat daher zahlreiche Fragen an die neue Verschreibungsmöglichkeit.
Insbesondere die Psychotherapeuten haben aber eine große Bereitschaft sich in Bezug auf digitale Anwendungen fortzubilden, was sich mit den Ergebnissen der Umfrage des hih gemeinsam mit der Stiftung Gesundheit zur Digitalaffinität in Bezug auf Telemedizin deckt, in der die Psychotherapeuten ebenfalls deutlich offener für die neuen Möglichkeiten sind als ihre KollegInnen anderer Fachrichtungen.
Der Hartmannbund sowie das Bündnis Junge Ärzte hat zusammen mit dem Spitzenverband digitale Gesundheitsversorgung ebenfalls eine Reihe von Online-Seminaren gestartet, in dem Ärzt:Innen ihren Kolleg:Innen die neuen Möglichkeiten vorstellen – was bereits in der ersten Veranstaltung auf sehr hohes Interesse und große Zustimmung der Ärzteschaft stieß.
Aufgrund des geringen Kenntnisstands gibt es in der Ärzteschaft derzeit noch viele Fragen zu Datensicherheit, Usability und die Befürchtung, dass nicht alle PatientInnen über die technisch notwendige Ausstattung bzw. Kenntnisse zur Nutzung von DiGA verfügen würden. Insbesondere im Mental Health Bereich sind die allermeisten Anwendungen jedoch Webbasiert, können also von jedem internet-fähigen Device wie PC, Laptop oder Tablet aus genutzt werden. Ein Smartphone ist damit nicht zwingend nötig. Datensicherheit, Datenschutz und Anforderungen an Evidenz sind im Rahmen des Prüfverfahrens des BfArM klar geregelt. Zudem müssen alle DiGA schon vor Beantragung beim BfArM ihre Produkte als Medizinprodukte in Europa CE-zertifizieren.
Gleichzeitig werden von den Ärzt:innen und Wissenschaftler:Innen aber auch die großen Chancen der neuen Technologie gesehen, die sich nicht zuletzt in der Coronakrise bereits als wertvolle Ergänzung zur Präsenz-Behandlung gezeigt haben. Außerdem können über digitale Angebote Zielgruppen erreicht werden, die durch die traditionellen Möglichkeiten sich nicht angesprochen fühlen.
Quelle: Ärzteblatt, SVDGV und hih
ZDG - Digitale Lösungen in der Versorgung erfahrbar machen
Die 'Zukunftsregion Digitale Gesundheit' ist eine bis Ende 2022 angelegte Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Nun ist die Förderbekanntmachung raus und wir fragen Friederike Botzenhardt, Referatsleiterin ‚Innovationsfonds & Zukunftsregion Digitale Gesundheit‘ im BMG, welche Projekte eine Chance haben.
Welche großen (und kleinen) Themen sollen in der Initiative Zukunftsregion Digitale Gesundheit gefördert werden?
In der Zukunftsregion Digitale Gesundheit soll die Digitalisierung im Gesundheitswesen in verschiedenen kleineren Modellvorhaben und Pilotprojekten konkret in der Versorgung erfahrbar gemacht werden, um Erkenntnisse zur Akzeptanz und Nutzung zu gewinnen. Es werden dabei explizit alle Bereiche des Gesundheitswesens, ebenso wie alle potenziellen Nutzer*innen angesprochen. Zum Einsatz kommen können also z.B. digitale Lösungen, die die Kommunikation zwischen Leistungserbringern verbessern, die Patient*innen im Versorgungsalltag unterstützen oder die Arbeit für Berufsgruppen im Gesundheitswesen effizienter und für Patient*innen sicherer machen. Wir wollen hier bewusst keine zu konkreten Vorgaben machen, sondern freuen uns auf kreative Ansätze. Wichtig ist nur: Wir wollen digitale Tools und Anwendungen, die Probleme lösen! Und die Testung muss in Berlin-Brandenburg stattfinden.
Kann sich aus diesem Themenspektrum jeder mit einer guten Idee um eine Förderung bemühen?
Der Adressatenkreis der Ausschreibung ist breit gefächert. Ziel ist die konkrete Anwendung digitaler Lösungen in der Versorgung. Daher ist es sinnvoll, wenn sich für die Antragstellung bereits die Hersteller/Anbieter digitaler Lösungen und die Anwender/Nutzer digitaler Lösungen zusammentun. Dies können sowohl jegliche Leistungserbringer – von der Pflege über Logopäden und Physiotherapeuten bis hin zur Apotheker- und Ärzteschaft, aber selbstverständlich auch die Patientenseite, z.B. in Form von Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen sein.
Wie weit müssen die Themen / Projekte bereits gedungen sein, um in die nähere Auswahl zu kommen?
Die digitalen Lösungen sollen einsatzbereit sein. Wir legen den Förderschwerpunkt bewusst nicht auf die Forschung und Entwicklung, sondern auf die konkrete Anwendung. Schließlich gibt es bereits so viele tolle fertige digitale Lösungen, die darauf warten, endlich in der Versorgung eingesetzt zu werden.
Die Antragstellung erfolgt zunächst in Form einer Projektskizze. Hier ist allerdings schon recht konkret darzustellen, wie die Projektidee aussieht, wie sie umgesetzt werden soll, wer daran beteiligt ist und natürlich auch, wieviel Förderung dafür benötigt wird – und ganz wichtig: Welcher Erkenntnisgewinn damit angestrebt wird! Es wird allen Förderinteressenten empfohlen, sich bei Unsicherheiten an den Projektträger zu wenden. Dieser steht bei allen administrativen Fragen rund um die Einreichung von Projektskizzen unterstützend zur Seite.
Lesen Sie hier das ganze Interview.
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