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12. Mai ist Tag der Pflegenden

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

seit Januar dieses Jahres hat jede Bürgerin, jeder Bürger das Recht auf eine elektronische Patientenakte (ePA). Die Versicherer haben geliefert und die technische Infrastruktur bereitgestellt. Eine riesige Leistung, deren positive Wirkung das Gesundheitswesen über Jahrzehnte prägen wird. Allerdings könnte die jetzt anstehende Einführung der ePA nicht weniger „Made in Germany“ sein. So waren die Ergebnisse im ersten größeren Feldtest eher gemischt. Natürlich sind Missstände selten monokausal – so auch hier. Klar ist aber, dass es für eine produktive Nutzung der ePA Anpassungen der Praxisverwaltungssysteme (PVS) geben muss. Und da klemmt es!

Nicht überraschend – nach dem Tadel des Gesundheitsministers – wies der Bundesverband der Hersteller von Gesundheits-IT (bvitg) gestern darauf hin, dass die PVS-Hersteller für drohende Verzögerungen mitnichten verantwortlich seien. Vielmehr würden die verzögerten Entwicklungszyklen auf unzuverlässigen Vorgaben beruhen. „[…] Bei der Umsetzung von Vorgaben in der Software ist nicht allein die Geschwindigkeit bei der Programmierung relevant; sondern vielmehr die Softwarespezifikationen, welche den Herstellern regelhaft mit großer Verzögerung angeboten werden oder sich kurz vor Schluss ändern […].“ Das ist bestimmt richtig und geht zu Lasten derer, die die Spezifikationen definieren.

Aber …, ja, ABER, die Einführung der ePA steht seit 14 Jahren im Raum. So überraschend kann es trotz fehlender Früh-Spezifikationen also nicht gewesen sein. Deshalb ist auch die Forderung nach einer „Priorisierung“ – also weniger und langsamer – einem Digital-Industrieverband eigentlich nicht würdig. Denn moderne Software-Produkte sollten auch kurzfristig veränderbar sein. Genau da aber liegt das Problem. Die in deutschen Praxen gängigen PVS sind veraltet. Die Produkte sind nicht modular aufgebaut und weisen keine offenen Schnittstellen auf. Sie sind schwerfällig und nur mit erheblichem Aufwand anpassbar. Für die Aufnahme digitaler Innovationen sind sie nicht oder nur bedingt geeignet und damit nicht zukunftsfähig.

Aus diesem Dilemma kommen wir nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung heraus. Von der Industrie brauchen wir moderne Produkte auf der Basis interoperabler Datenformate und klar beschriebener, offener Schnittstellen. Nur so erhalten die Ärzte die notwendige Optionalität, um zukünftige digitale Innovationen zu nutzen. Die Ärzteschaft hingegen muss sich für diese neuen Produkte öffnen, und die Schmerzen, die mit jeder Software-Umstellung einhergehen, ertragen. Und die Politik könnte mit einer Art „Abwrackprämie“ für alte PVS diesen Prozess finanziell fördern.

So gesehen sollten sich alle weniger um Ausreden bemühen und nach 14 Jahren Diskussionen liefern, was Patienten und Ärzte für eine bessere Versorgung benötigen.

Bleiben Sie gesund und auch mit Maske auf Abstand,

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

342
war die Zahl der laut RKI-Tagesstatistik heute vor einem Jahr gemeldeten Coronavirus-Neuinfektionen. Es war der niedrigste Wert seit dem 11. März 2020. #FlattenTheCurve hatte funktioniert. 12. Mai 2021: 14.909.

hih-Termine

Mittwoch, 19. Mai 2021, 17.00 – 18.30 Uhr
gematik digital: Das E-Rezept

Durch das E-Rezept profitieren Ärzt:innen sowie Apotheker:innen von weniger Papierkram und verbesserter Kommunikation. Was bedeutet das ganz konkret für den Arbeitsalltag von Ärzt:innen in der Praxis? Und wie wird das E-Rezept in der Apotheke verarbeitet?
Anmeldung zur kostenfreien Veranstaltung


Mittwoch, 2. Juni 2021, 14.00 – 16.00 Uhr
Dokumentation in der Pflege: wie geht das morgen?

Die Dokumentation in der Pflege wird zunehmend elektronisch und einfacher werden. Damit wird Zeit für die eigentliche Patientenversorgung, für besseres Planen und Gestalten gewonnen. Der hih, die Hochschule Osnabrück und der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) als gemeinsame Veranstalter freuen sich auf reges Interesse.


Mittwoch, 9. Juni 2021, 14.00 – 17.00 Uhr
KHZG – deep dive – Telemedizin & Computerized Physicians Order-Entry (CPOE)

Mit unseren deep dive-Webinaren beleuchten wir die einzelnen Fördertatbestände intensiver, die im KHZG festgeschrieben sind. Bei unserem vorerst letzten Webinar steigen wir tiefer in die Themen Telemedizin & CPOE. Hier finden Sie die Aufzeichnungen der bereits gesendeten Webinare.


Mittwoch, 30. Juni 2021, 16.00 – 19.00 Uhr
KIM – Sichere Emails für Ärzt:innen, Part 2

KIM – Der Kommunikationsdienst im Medizinwesen ermöglicht endlich den sicheren Austausch medizinischer Dokumente wie Befunde und Arztbriefe über die Telematikinfrastruktur. Gemeinsam mit dem Deutschen Ärzteblatt zeigen wir „Hands On“ was in der Arztpraxis getan werden muss, um KIM einsetzen zu können und stellen die bis dahin zertifizierten Anbieter vor.


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih-Veranstaltungen

Digitale Tools

Pflegende Angehörige vernetzen

Die App in.kontakt wurde als Selbsthilfe-Instrument für pflegende Angehörige entwickelt. In Zeiten der Corona-Krise sind diese bei der Pflege häufig auf sich allein gestellt. Nutzerinnen und Nutzer können sich mit Hilfe der App vernetzen, Wissen teilen und Fragen stellen, die in der Community gemeinschaftlich beantwortet werden.

Herausgeber der App ist der Verein "wir pflegen e.V.", eine bundesweite Interessenvertretung und Selbsthilfeorganisation für pflegende Angehörige. Die App ist kostenlos für Android und iOS erhältlich.

 

„Die Gesundheitsämter sind der zentrale Anker“

Seit elf Jahren ist Dr. Ute Teichert Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V. und leitet seit 2014 die Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen. Im Gespräch zieht die Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen eine Bilanz der Pandemie und wünscht sich einen Pakt 2.0 für den Öffentlichen Gesundheitsdienst.

Was ist Ihre Bilanz nach einem Jahr Corona-Pandemie?

Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) ist im Fokus von Politik, Öffentlichkeit und Medien. Für viele hat Corona wie ein Brennglas gewirkt: Um den ÖGD steht es schlechter, als wir gedacht haben. Heute ist die Notwendigkeit eines starken ÖGD allen klar. Corona hat gezeigt, welche Kräfte vorhanden sind. Und dass wir in einem Krisenfall zusammenhalten und Notreserven wie beispielsweise die Bundeswehr aktivieren können.

Was sind für Sie die Lehren aus dieser Pandemie, vor allem im Zusammenspiel zwischen Bund, Ländern und Gesundheitsämtern?

Wir müssen Gesundheitsversorgung neu denken und anders aufstellen. Die öffentliche Gesundheit als Versorgung der Bevölkerung muss stärker ins Bewusstsein rücken. Zur sektorenübergreifenden Versorgung gehören auch die Gesundheitsämter. Ziel muss der Aufbau von Netzwerken auf allen Ebenen sein. Bei der elektronischen Patientenakte (ePA) gehören zur Schnittstelle auch die Gesundheitsämter, sie brauchen Zugriff auf Daten. Die Ämter sind der zentrale Anker. Wir müssen alle Ebenen stärken. Dort, wo es keine Strukturen gibt, müssen wir neue aufbauen und diese mit den bestehenden besser vernetzen.

Muss die EU zur Gesundheitsunion werden?

Eine Pandemie ist eine globale Herausforderung und braucht ein starkes Europa. Bei der Beschaffung der Masken und der medizinischen Ausrüstung, aber auch bei der Produktion der Impfstoffe haben wir den Sinn eines gemeinsamen Vorgehens erlebt. Wenn wir am Ziel eines freizügigen Europas festhalten wollen, mit Personen- und Reisefreiheit, brauchen wir einheitliche Regeln auch für den Gesundheitsschutz.  

Corona war auch die Stunde der digitalen Medizin. Wie steht es um die Digitalisierung der Ämter?

Das Rad der Digitalisierung hat sich in der Pandemie schneller gedreht als zuvor – und wir werden es weiterdrehen. Es gibt im ÖGD noch viel zu tun. Wichtig ist nicht nur, unsere Kernprozesse zu digitalisieren, zum Beispiel das Melden von Infektionskrankheiten oder die Kontaktpersonen-Nachverfolgung in der Pandemie. Wir sollten auch auf digitale Services zum Beispiel für die Bürger:innen schauen. Die Aus-, Fort- und Weiterbildung im ÖGD haben wir in der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in der Pandemie virtuell betrieben – und setzen seit einiger Zeit auch auf E-Learnings. Diesen Weg werden wir noch ausbauen.

Wo hakt es?

Es fehlt an den Strukturen, die Gesundheitsämter sind nicht untereinander vernetzt. Interoperabilität ist das Gebot der Stunde. Wir haben zwar SORMAS, das System ist aber noch nicht überall in Anwendung und die Nutzung dazu noch freiwillig.

[Das ganze Interview lesen Sie hier]

@Patienten

Die Zahl der Beschäftigten in der Pflege ist in der Corona-Pandemie gestiegen

In der Gesundheits- und Altenpflege ist die Zahl der Beschäftigten 2020 laut Bundesagentur für Arbeit um 43.000 auf 1,77 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte angestiegen. In den vergangenen fünf Jahren stieg die Beschäftigung insgesamt um 14 Prozent. Der Fachkräftebedarf ist jedoch weiterhin erheblich.

 

Parteien-Kurz-Check

Anlässlich der nahenden Wahl am 26. September 2021 ist der bvitg der Frage „Was muss getan werden, damit die Pflege in Deutschland digitaler wird?“ im Parteien-Kurz-Check gemeinsam mit den pflegepolitischen Sprecherinnen und Sprechern der Bundestagsfraktionen auf den Grund gegangen.

 

Online-Angebote für pflegende Angehörige

Um mehr zu erfahren, was pflegenden Angehörigen hilft, startet der Senioren-Ratgeber des Wort & Bild-Verlags (u.a. Apotheken Umschau) gemeinsam mit der Weissen Liste eine aktuelle Online-Umfrage: Alle, die ein Familienmitglied selbst pflegen oder sich um dessen Pflege mit professioneller Unterstützung kümmern, sind eingeladen, mitzumachen.

Außerdem veranstaltet der Verlag eine „Pflege-Woche“ vom 10. bis 16. Mai - hier erfahren Interessierte und Betroffene viel Wissenswertes zur Kommunikation mit Demenzkranken, dem nötigen Taktgefühl bei der Pflege, der Frage, wie man Geschwisterkonflikte vermeidet, wenn man die Eltern pflegt, oder auch zu rechtlichen Aspekten wie Patientenverfügung, gesetzlicher Betreuung und Vorsorgevollmacht.

 

#VonPflegendenFuerPflegende wird 1 Jahr alt

Die Pflegegewerkschaft Bochumer Bund hat sich heute vor einem Jahr gegründet. Aus Enttäuschung von der eigentlich zuständigen Gewerkschaft Verdi, tritt die Spartengewerkschaft Bochumer Bund an, um für „bessere Bedingungen im Pflegeberuf einzutreten“. Jung, improvisierend, ganz fokussiert auf die Pflege und frei von Beißreflexen gegenüber Pflegekammern, halten sie eine eigene Gewerkschaft für effektiver. Vertreten wird die diese durch mehrere junge Pfleger:innen aus dem Ruhrgebiet. Sie sitzen im Vorstand und haben an der Hochschule für Gesundheit in Bochum studiert.

 

Blut spenden ist Leben retten!

Blutpräparate sind für chronisch Kranke und Verletzte manchmal die einzige Überlebenschance. Wer gesund und fit ist, kann Blut spenden. Alle auf drk-blutspende.de/blutspendetermine veröffentlichten Termine finden statt. Danke für die Unterstützung!

Everyday Mood Booster

Grabmale ägyptischer Pharaonen besichtigen

Noch sind Fernreisen nicht wieder überall hin erlaubt. Das Gizeh-Projekt bietet Zugang zur größten Sammlung von Informationen, Medien und Forschungsmaterialien, die jemals über die Pyramiden und verwandte Stätten auf dem ägyptischen Gizeh-Plateau zusammengetragen wurden inkl. virtuellem Rundgang.

Good News

Ehrendoktorwürde für Pflegebevollmächtigten

Staatssekretär Andreas Westerfellhaus, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung, hat für seine Verdienste um die Pflegewissenschaften die Ehrendoktorwürde der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg verliehen bekommen. Westerfellhaus nahm die Auszeichnung für die Pflegewissenschaften und die Pflege im Allgemeinen gerne an. Er werde sie als Ansporn nehmen, sich auch weiterhin mit vollem Elan für die zu Pflegenden und die Pflegekräfte einzusetzen.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

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des Bundesministeriums für Gesundheit

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+49 30 847 11 340

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