#HackCorona -> die europäische Variante
Jenseits des Hackathons der Bundesregierung, gab es in der vergangenen Woche noch einen internationalen Wettbewerb mit den gleichen Vorzeichen. Mehr als 160 Teilnehmer aus der ganzen Welt haben an dem digitalen #HackCorona Hackathon erste Prototypen und Konzepte zur Unterstützung beim gemeinsamen Kampf gegen das COVID-19 Virus entwickelt. Die Data Natives Community und Hacking Health Berlin hatten den Hackathon mit Unterstützung vom Motion Lab Berlin, Bayer und Fraunhofer IZM Start-a-Factory innerhalb weniger Tage auf die Beine gestellt und durchgeführt.
Teams aus mehr als 20 Nationen haben dabei online an Lösungen zum besseren Schutz der älteren Bevölkerung, der Unterstützung der Kinderbetreuung, einer schnelleren und genaueren Diagnostik des Virus sowie an der Entwicklung von Hardware zur Behandlung von COVID-19 Patienten gearbeitet und erste Prototypen entwickelt.
#HackCorona war erst der Anfang einer ganzen Reihe von Online Hackathons die Hacking Health und Data Natives in den kommenden Wochen durchführen werden.
Foto: acs plus GmbH
„Wir müssen europäisch klären, wie Technologie in einer solchen Notlage helfen kann.“
Im Kampf gegen COVID-19 setzen einige Länder auf Apps. Mit Hilfe von Handydaten und Bewegungsprofilen werden Infizierte beobachtet. (K)Ein Vorbild für Deutschland? Wir sprachen mit Christin Schäfer, der Gründerin und Geschäftsführerin der Berliner Data Science Boutique „acs plus“. Die studierte Statistikerin war Mitglied der Datenethikkommission der Bundesregierung.
Digitale Anwendungen, sog. Corona-Apps, gelten im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus aktuell als technologische Wunderwaffe. Worum handelt es sich und was können wir derzeit überhaupt wissen mit Blick auf Asien?
Im Detail wissen wir wenig. In China wurde die „Health Code App“ eingeführt, die Daten (wir wissen nicht, welche) ausliest. Diese werden auf einer kommerziellen Plattform verarbeitet, die dann in intransparenter Art und Weise jeder einzelnen Person ein Signal gibt, ob man zuhause bleiben oder in Isolation muss oder aus dem Haus gehen darf. Die Qualität der auf Daten basierenden Entscheidungen ist aber äußerst zweifelhaft.
Vergleichbare Apps, die in Deutschland auf den Markt kommen sollen, sehen Sie ebenfalls kritisch?
Ja. Zudem: Einzelne „Health Code“ Apps bringen wenig. Es braucht das ganze Bild. Entweder befinden wir uns in der totalen Überwachung oder es ist ein Placebo Tropfen auf dem heißen Stein und damit sinnlos.
Abgewogen werden muss der Datenschutz mit dem medizinischen Nutzen. Nach welchen Kriterien?
Für diese Abwägung muss zunächst der tatsächliche medizinische Nutzen der datengetriebenen Apps ermittelt werden. Für Krisensituationen, wie jetzt bei Corona, muss klar festgelegt werden, wann eine Notsituation und damit der Einsatz der App beginnt, insbesondere auch wann sie endet. Und es muss garantiert sein, dass die Daten sofort gelöscht werden. Erst wenn dies klar ist, kann eine Abwägung erfolgen.
Wie müsste eine europäische Datenpolitik für den Gesundheitssektor aussehen, die auch solche Extremlagen adäquat berücksichtigt?
Wir müssen europäisch klären, wie Technologie in einer solchen Notlage helfen kann. Dafür braucht es ein nicht nur technologisches Gesamtkonzept. Apps und Daten von Netzbetreibern bringen wenig. Was wir vor allem brauchen, ist ein europäisches Gesundheitssystem, das sich solidarisch zeigt. |