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Chroniker im Fokus

 

Liebe Leserinnen und Leser,

das Leben mit einer chronischen Erkrankung ist in Normalzeiten schon eine beträchtliche Herausforderung. In Zeiten von Corona ist es deutlich schwieriger geworden. Zum einen zählen viele der chronisch Kranken zur Risikogruppe. Neben dem Alter spielt vor allem die Schwächung des Immunsystems eine zentrale Rolle. Aber auch wenn das nicht der Fall ist, können die regelmäßig notwendigen Arzt- bzw. Klinikbesuche zu einer erheblichen Herausforderung werden. Schließlich will man sich im Wartezimmer der Praxis nicht anstecken, von Klinikaufenthalten ganz zu schweigen.

Digitale Lösungen können bei der Bewältigung dieser Schwierigkeiten unterstützen. So sind die meisten niedergelassenen Ärzte, neben vielen Kliniken, inzwischen auf einer Video-Plattform angemeldet, so dass die regelmäßige Arzt-Patient-Interaktion auch in Form einer Video-Konsultation stattfinden kann. Die gängigen Systeme sind ausgereift und ausgesprochen einfach zu bedienen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche, meist Krankheit-spezifische Apps die den Umgang mit der Erkrankung selber vereinfachen. In unserem heutigen Corona_digital beschreiben wir exemplarisch einige dieser Gesundheitsanwendungen, die womöglich auf den Sprung in die Regelversorgung sind.

Darüber hinaus gilt unverändert für uns alle, und besonders für Menschen in der Corona-Risikogruppe: auf Abstand bleiben, Maske tragen und regelmäßig die Hände waschen.

Bleiben Sie gesund,

Ihr Jörg F. Debatin

ZAHL DES TAGES

30.058

Intensivbetten stehen laut DIVI Register aktuell in Deutschland zur Verfügung. 17.393 davon sind belegt und 12.665 frei (Stand: 19. April, 17 Uhr).

Auswahl digitaler Unterstützungs-Tools

Für Chroniker generell

Das Leben und der Umgang mit einer chronischen Erkrankung nimmt im Alltag der Menschen einen großen Raum ein. Oftmals haben Chroniker nicht nur mit der medizinischen Seite zu kämpfen. Täglich Medikamente einnehmen zu müssen, ist das eine, sich mental darauf einzulassen und einen eigenen Weg zu finden, das andere. Apps wie Vila Health oder Telipro setzen auf Wissensvermittlung, Motivation und Anpassung und bieten spezialisierte und patientenzentrierte psychologische Begleitung für Menschen mit körperlichen chronischen Erkrankungen via Web-App Lösung.

Die digitalen Tools sind derzeit kostenlos verfügbar und unterstützen Menschen im Umgang mit der eigenen körperlichen Erkrankung. Erweitert wurde Vila Health aktuell um den Umgang mit akuten Krisen- und Gefahrensituationen, um den erhöhten Betreuungsbedarf für Risikogruppen in Zeiten von Corona aufzufangen.

 

Schmerzpatienten

Patienten mit chronischen Schmerzen und Dauermedikation gehören dieser Tage ebenfalls zu den Risikogruppen, denen unser besonderer Schutz gelten sollte.

Wenn aktuell Patienten die Physiotherapiepraxis aus Angst vor einer Infizierung oder aufgrund einer Schließung nicht aufsuchen können, versetzt sie die App Medical Motion (zertifiziert Medizinprodukt Klasse 1) in die Lage, ihr Trainingsprogramm zu Hause ohne weiteren technischen Aufwand durchführen zu können. Die dabei erzielten Fortschritte werden dokumentiert und können mit dem Therapeuten bzw. Arzt ausgetauscht werden.

Die kostenfreie App richtet sich an Patient*innen mit (chronischen) Schmerzen und basiert auf über 100 ICD Diagnosen sowie der Selbsteinschätzung der Betroffenen.

 

Diabetiker

Diabetiker sind durch die derzeitige Coronavirus-Pandemie besonders gefährdet. Sie gehören zu jener Risikogruppe, für die ein schwerer Verlauf nach einer Corona-Infektion sehr wahrscheinlich ist. Gleichzeitig sind sie innerhalb der herkömmlichen Versorgung auf regelmäßige Arztbesuche angewiesen, um etwa schwere Blutzuckerentgleisungen zu vermeiden, die die Notfallambulanzen der Krankenhäuser in der jetzigen Situation ansonsten zusätzlich belasten würden.

Digitale Fernbehandlungstechnologie steht zur Verfügung über Unternehmen wie MySugr oder dem Startup Emperra, um Diabetikern auch von zu Hause eine optimale Behandlung zu ermöglichen und vermeidbare Arztbesuche drastisch zu reduzieren. Die Unternehmen bieten auch Ärzt*innen Unterstützung bei der Anbindung und bei Fragen der Fernbehandlung an.

 

Online Sprachtherapie

Die Kasseler Stottertherapie (KST) verlegt, mit Unterstützung aller vertraglich assoziierter Krankenkassen, ihre Kurs- und Therapieangebote während der Covid-19-Pandemie komplett ins Internet. Kinder, Jugendliche und Erwachsene können zurzeit auch sämtliche Kurse und Therapieangebote, die bislang als Präsenztherapie angeboten wurden, online in Anspruch nehmen.

Wir sprachen mit dem Gründer Alexander Wolff von Gudenberg über Tagesgeschäft und Perspektive.

Wie hat sich die COVID-19-Pandemie auf die Logopädie ausgewirkt?

Nach unserer Einschätzung hat die Mehrzahl der sprachtherapeutischen Praxen geschlossen. Vermutlich sind fehlende Technikaffinität und Skepsis gegenüber Onlinebehandlungen der Grund dafür, dass nicht sehr viel Teletherapie im 1:1 Setting durchgeführt wird.

Sie arbeiten schon seit vielen Jahren mit den Krankenkassen zusammen, wie reagieren diese in der momentanen Situation?

Alle „unsere“ Krankenkassen haben große Flexibilität bewiesen. Konkret erhielten wir von jeder ein Schreiben, in dem wir die Genehmigung bekommen haben, auch die Therapien (vorwiegend Kinder, teilweise unter Einbeziehung der Eltern) online zu bringen und abzurechnen zu können, für die es bisher noch keine Online-Verträge gab.

Wie gehen Eltern und Kindern mit der neuen Therapiesituation um?

Speziell die Eltern der auf online umgestellten Kindertherapie für 6-9 Jährige und 9-12 Jährige haben vor der Therapie ziemliche Skepsis geäußert, ob das funktionieren kann! Nach Start bekamen wir jedoch ausnahmslos positives Feedback, teilweise sogar die Einschätzung, dass die Kinder online strukturierter und motivierter arbeiteten, als in der Präsenztherapie.

Wie wird es mit der Online-Therapie nach der Krise weitergehen?

Das ist die entscheidende Frage. Die Kasseler Stottertherapie (KST) wird vermutlich trotz des kurzen Zeitraums die Effektivität der neu durchgeführten Onlinetherapie nachweisen können und ggf. neue Verträge abschließen können. Vermutlich wird es auf blended learning Konzepte herauslaufen, d. h. eine Kombination von viel Online- plus Präsenztherapie. Ob Sprachtherapeuten eher auf online „umswitchen“ darf bezweifelt werden.

Mehr Infos zum Angebot: kasseler-stottertherapie.de/online
Das ausführliche Interview finden Sie auf corona-digital.de/interviews

#DiGASummit am 22. April, ab 14 Uhr im Livestream

Eigentlich wollten wir feiern …

so lassen sich die Mütter, Väter und weitere Beteiligte am DVG heimlich zitieren. Tatsächlich war für den #DiGASummit neben Inhalten auch ein kleiner feierlicher Startschuss geplant – es kam anders. Für die Patienten, die von den neuen digitalen Möglichkeiten profitieren, dürfte es egal sein. Hauptsache ist doch: In Zukunft werden die Möglichkeiten, zu gesunden oder mit seiner Krankheit besser zu leben um digitale Optionen erweitert.

Relevantes für den Stream:

Die Veranstaltung wird am Mittwoch, den 22. April ab 14:00 Uhr unter folgendem Link als Livestream ausgestrahlt: hih-2025.de/magazin

Teilnehmer benötigen weder extra Software, noch muss sich eingeloggt werden. Im Rahmen der Veranstaltung wird es die Möglichkeit geben, über das vorhandene Chat-Tool Fragen an die Moderatoren zu senden.

 

Interview zur Corona-Datenspende-App

Ein Fieberthermometer für Deutschland

Datenschützer*innen und Netzaktivist*nnen sind mit der neuen Datenspende-App des Robert Koch-Instituts nicht zufrieden. Zu intransparent, zu schlecht kommuniziert. Doch was kann das Institut aus den Pulsdaten von Hunderttausenden in Deutschland überhaupt ablesen? Ein Interview mit Dirk Brockmann, Leiter der Arbeitsgruppe Epidemiologische Modellierung auf netzpolitik.org

 

Healthcare Hackathon Kiel

Der 4. Healthcare Hackathon Kiel startet am Freitag, den 5. Juni 2020 als virtuelles Event. Die Veranstaltung am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein verspricht trotz der dynamischen Verbreitung des Coronavirus spannende Kontroversen und visionäre Ausblicke auf Schlüsselthemen, die die Zukunft unseres Gesundheitssystems definieren: Themen wie künstliche Intelligenz, Robotik, Virtual Reality, digitale Unterstützung für Pflege und Medizin, Prävention und Prognose oder Notfallmedizin bilden die Leitplanken für die Entwickler und interdisziplinären Teams, für die das Veranstaltungsformat bekannt ist. Auch „Lösungen“ im Umfeld der Corona Pandemie sind selbstverständlich herzlich willkommen.

Die besten Teams gewinnen eine Reise und die Teilnahme am großen Hackathon des Health Innovation Hubs, am 14./15. September in Berlin.

Für die Launen des Alltags

#MaskeFürDich

Die aus Dresden stammende Initiative #MaskeFürDich ruft Menschen dazu auf, in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen und hat eine bundesweite Online-Tauschbörse für selbst gemachte Masken und Nähmaterial ins Leben gerufen. Auf der Online-Plattform kann man sich darüber informieren, wie Masken richtig genäht werden, wo sie gefunden/gekauft werden, wie sie richtig und sicher getragen werden sollten.

Wichtig: Barrierefrei – und vor allem ein großes Entgegenkommen für Gehörlose – wären Masken übrigens, wenn die Mundpartie mit durchsichtigem Stoff genäht würde!

GOOD NEWS

(Wenig) subtile Kritik

Bill & Melinda Gates haben als Reaktion auf die Kritik Trumps und die daraufhin erfolgte Einbehaltung der US-Beiträge von 118 Millionen Dollar, 150 Millionen Dollar an die @WHO überwiesen. Darüber hinaus dankten sie der Organisation ausdrücklich für deren Engagement in Zeiten der globalen Pandemie.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

Mehr Informationen, täglich aktualisiert, finden Sie auf unserer Webseite unter: Corona digital

 
hih - health innovation hub
des Bundesministeriums für Gesundheit

Torstraße 223
10115 Berlin

info@hih-2025.de
+49 30 847 11 340

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