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Zuversicht, Social Distance, Resilienz – sind die Gebote der Stunde

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„In einer Krise wie der aktuellen kommt eine Gesellschaft an ihr Limit“, sagt der renommierte Epidemiologe und Sozialmediziner Professor Klaus Berger im Interview mit uns. Krankschreibungen und Erwerbsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen hatten bereits vor Corona erheblich zugenommen. Psychisch erkrankte Arbeitnehmer sind mit rund 35 Krankheitstagen deutlich länger krankgeschrieben als körperlich erkrankte; die volkswirtschaftlichen Krankheitskosten erheblich.

Die Folgen der Pandemie auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten werden ebenfalls erheblich sein, warnt die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung. Depressionen, Angsterkrankungen, Belastungsstörungen und Suchtverhalten nehmen in der Krise zu. Um die betroffenen Patient:innen auch während des Lockdowns zu erreichen, sind Videositzungen ein erheblicher Gewinn für alle. Im ersten Lockdown haben drei Viertel (77 Prozent) der Praxen das neue Instrument eingesetzt. Auch digitale Tools haben ihre Hilfe an dieser Stelle schon unter Beweis stellen können, von denen eine jüngst auch in das BfArM-Register für Gesundheitsanwendung aufgenommen wurde. Psychologische Online-Trainings retten in Krisen wie dieser Leben und werden dank des Digitale Versorgung-Gesetzes auf Rezept verschrieben. Das ist weltweit einmalig und zeigt doch, was wir können, wenn wir es wirklich wollen.

Wir können mental gestärkt aus dieser Krise kommen. Bleiben Sie gesund und zuversichtlich!

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

77
Prozent der Psychotherapeuten nutzen die Möglichkeit der Videobehandlung; 95 Prozent davon erst seit Beginn der Krise.
Quelle: Deutsche Psychotherapeutenvereinigung 2020

hih-Termine

Mittwoch, 17. Februar 2021 14.00 – 16:00 Uhr

(virtuelles) hih Webinar "KHZG – deep dive"

Im ersten Spin-off unseres KHZG-Webinars nehmen wir nun die ersten Fördertatbeständen näher ins Visier. Die erste Ausgabe befasst sich mit „Patientendaten in der Cloud (technisch und juristisch)“ und um das überaus wichtige Patientensicherheitsthema „Digitale Medikation“.


Aktualisiertes Programm:
Dienstag, 23.
– Freitag, 26. Februar

Digital Medicine Week (virtuell)
Idee, Konzept, Anmeldung: dmw.hih-2025.de

4 Tage, 4 ineinander verzahnte Konferenzen, ein Ziel -> den Alltag für Patient:innen zu verbessern.

Seien Sie dabei, wenn der hih die digitalen Pforten öffnet und erstmals Patient:innen und Medical Entrepreneur:innen, DiGA-Hersteller:innen, Forscher:innen und Evidenz-Expert:innen, medizinischen Fachgesellschaften, Zertifizierern und MDR-Expert:innen, Krankenkassen und Ärzt:innen nicht nur eine gemeinsame Bühne, sondern auch das Gemeinsame bietet.


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih Veranstaltungen

Digitale Tools

Unsere ePA-Fan-Seite

Wir vom health innovation hub wollten einmal – fernab „technischer Raffinessen“ und datenschutzrechtlichem Kalkül – klären, was die elektronische Patientenakte eigentlich den Ärzt:innen bringt, was Patient:innen dürfen und wie die ePA überhaupt funktioniert? Lassen auch Sie sich vom Nutzen der ePA überzeugen, den wir im ePA-Video noch einmal pointieren.

Auch finden Sie auf der Seite das Rechtsgutachten der Kanzlei Redeker/Sellner/Dahs über die Vereinbarkeit der Regelungen zur elektronischen Patientenakte (ePA) nach dem Patienten-Datenschutz-Gesetz (PDSG) mit europäischem Datenschutzrecht.

 

Rechts- und Technik-Gutachten zum Thema KIS & Cloud

Und noch ein juristisches Schmankerl aus „unserer Rechtsabteilung“. Das Krankenhauszukunftsgesetz sorgt seit Veröffentlichung für Gesprächs- und Diskussionsstoff. Einer der überraschenderen Punkte des KHZG ist der Förderpunkt „Cloud-Computing-Systeme“ – im Sinne des Speicherns und Kommunizierens der Patientendaten, die nicht zwingend auf dem Campus eines Krankenhauses liegen. Der Krankenhausdatenschutz kommt in seinen 17 Fassungen zu keinem einheitlichen Urteil, was wiederum – verständlich – bei den verantwortlichen Betreibern zu Unsicherheiten führt. Einig sind sich Betreiber und Hersteller in einem Punkt: Cloud-Computing könnte für die Krankenhäuser eine der Lösungen für die gestiegenen Ansprüche an Leistungsfähigkeit und Sicherheit der Systeme sein, die normale Häuser so nicht mehr leisten können.

Der hih des BMG hat bei der Kanzlei Vogel und Partner ein umfassendes Rechts- und Technik-Gutachten zum Thema KIS & Cloud in Auftrag gegeben, um das KHZG an diesem Punkt zu flankieren. Verfasst wurde es von den Cloudexperten Dr. Uwe K. Schneider und Prof. Dr. Peter Haas und zur Verfügung stellen wir es hier.

Für mehr Informationen dazu empfehlen wir freimütig unseren „deep dive“ am 17. Februar, ab 14 Uhr (siehe Termine), bei dem auch die Gutachter Rede und Antwort stehen werden.

 

Unterstützungstools für Resilienz und mentale Gesundheit

Die Zeiten sind rau, die Tage grau – und noch immer viel zu kurz. Wir stellen ein paar Tools vor, mit denen Sie auch zuhause gegen psychische Verstimmungen „anarbeiten“ können – natürlich nicht bei ernsthaften Erkrankungen und sowieso auch nur als sinnvolle Ergänzung, bzw. für die Überbrückung bis zur Therapiemöglichkeit. Tatsache ist, dass digitale Tools und Lösungen für die Behandlung psychischer Erkrankungen immer populärer werden, oftmals bereits gut untersucht sind und in vielen Fällen, wie bei 7Mind auch von Krankenkassen angeboten werden. Zuletzt wurde mit der App Selfapy die Nr. 9 in das DiGA-Verzeichnis beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gelistet. Zuvor hielt mit Velibra bereits eine DiGA Einzug, die ein webbasiertes Programm für Patient:innen mit u.a. Angst- und Panikstörungen bietet. Auch mit der VR-gestützten Anwendung, Invirto (Interview mit den Gründern) die im Dezember 2020 den Weg in das DiGA-Verzeichnis fand, werden u.a. Angststörungen und soziale Phobien adressiert. Während Velibra bereits endgültig in das DiGA-Verzeichnis aufgenommen wurde, sind Invirto und Selfapy vorläufig gelistet.

Selfapy ist die dritte digitale Lösung auf Rezept für die Behandlung psychischer Erkrankungen und bietet Betroffenen mit einer depressiven Erkrankung und anderen psychischen Belastungen einen Online-Kurs. Über diesen können die Patient:innen ihre therapeutischen Inhalte selbstständig bearbeiten.

HelloBetter bietet ebenfalls psychologische Online-Trainings und Hilfe bei Depressionen, Stress, Angst, Panik, Burnout und anderen psychischen Beschwerden, u.a. auch speziell für den Umgang mit Corona.

Mindzeit versteht sich als intelligentes, auf Achtsamkeit und Motivation basierendes Coaching-System. Mit Unterstützung eines digitalen Anti-Stress-Coach will das Startup Menschen helfen, ein Bewusstsein für die eigene psychische Gesundheit zu entwickeln.

@Patienten

„In einer Krise wie dieser kommt eine Gesellschaft ans Limit“

Die Corona-Pandemie hat erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Menschen. Bereits vor Corona sind die Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen und die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage gestiegen. Professor Klaus Berger leitet seit Beginn der Nako-Gesundheitsstudie den Themenbereich der Neurologisch-Psychiatrischen Erkrankungen und gehört zu den führenden Epidemiologen und Sozialmedizinern. Ein Gespräch darüber, wie sich die Resilienz der Menschen in Zukunft stärken lässt und welchen Beitrag dabei Digitalisierung leisten kann?

Psychische Erkrankungen haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Hinzu kommt, dass psychisch erkrankte Arbeitnehmer:innen deutlich länger krankgeschrieben sind als körperlich erkrankte. Was sind die Ursachen?
Für eine Zunahme psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie und ähnliche in der Bevölkerung gibt es zunächst wissenschaftlich betrachtet keine Evidenz. Berichten der Krankenkassen zufolge nehmen die Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen dennoch zu. Eine mögliche Erklärung für diese Diskrepanz liegt in der deutlich höheren und verbesserten Wahrnehmung und der Entstigmatisierung der Betroffenen insbesondere im Fall von Depressionen.

In welchem Ausmaß verstärkt Corona diesen Trend?
In Krisenzeiten wie der aktuellen Pandemie kommt eine Gesellschaft ans Limit. Die Krise wirkt dann wie ein Brennglas. Diejenigen, die in normalen Zeiten Schwierigkeiten und Stress mit ihren Lebensverhältnissen haben, sind in solchen Krisensituationen besonders gefährdet. Für andere bietet die Krise auch Vorteile, weil sie beispielsweise zwischen Homeoffice und Büro wechseln können und nicht in Berufen arbeiten, wo erhöhter Stress anfällt wie jetzt im Gesundheitswesen, in den Supermärkten oder in der Logistik. Die Pandemie führt dazu, dass für einzelne Gruppen Belastungen viel stärker ansteigen. Der Schweregrad von Symptomen und Störungen, zeigen aktuelle Nako-Studien, hat sich während des ersten Lockdowns um etwa 30 Prozent erhöht.

Die Themen „Mental Health“ und „Workplace Wellbeing“ erreichen jetzt auch die Wirtschaft. Was können Unternehmen für die psychische Gesundheit und Sicherheit ihrer Beschäftigten beitragen?
Eine Menge. Bei der aktuellen Debatte um mehr Homeoffice muss es stärker um individuelle, flexible Lösungen gehen. Nicht jeder Beschäftigte kann zu jeder Zeit im Homeoffice arbeiten. Am Arbeitsplatz können Arbeitgeber Stressbelastungen reduzieren, indem sie mehr Rücksicht auf individuelle Tätigkeiten und Umstände nehmen. In der Logistik oder im Supermarkt ist es in einer Krise wie der jetzigen noch stressiger. Sinnvoll wäre eine Entzerrung der Arbeitszeiten, indem die Arbeitsdichte pro Tag oder Schicht reduziert wird. Wir brauchen eine Vielzahl von Modellen, um den individuellen Fällen besser gerecht zu werden. Im Krankenhausbereich z.B. war die Arbeitsverdichtung auch vor Corona bereits hoch.

Worin sehen Sie die Chancen der Digitalisierung bei Maßnahmen und Programmen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit?
Digitalisierung bedeutet im Gesundheitssystem die Entwicklung und den Einsatz von Standards: welche Daten gebe ich wo und für welchen Zweck ein, wie sind diese Daten definiert? Daten aus der normalen Patientenversorgung müssen dann auch besser zugänglich werden, damit die breitere Datenverfügbarkeit dazu führt, dass z.B. Nebenwirkungen neuer Therapien und Komplikationen bei Erkrankungen frühzeitiger aufgedeckt werden […]

Lesen Sie hier das ganze Interview

 

Niedersächsischer Life Science Tag

Impulsvorträge, lebendige Podiumsdiskussionen, digitales Netzwerken sowie ein Science Slam mit Expert:innen der niedersächsischen Wirtschaft und Wissenschaft erwarten Sie beim Niedersächsischen Life Science Tag am 18.2.2021.
Im Rahmen der diesjährigen Veranstaltung sucht die Innovationszentrum Niedersachsen GmbH engagierte Wissenschaftler:innen, Vertreter:innen der niedersächsischen Wirtschaft sowie Innovator:innen der Technologie- und Digitalszene, die Gesundheit nach dem One Health-Ansatz sektorenübergreifend neu denken, innovative Lösungsideen entwickeln und diese einem (Fach-)Publikum im Rahmen eines Science Slams präsentieren wollen.
Quelle

Launen des Alltags

Kleiner Steuertipp in Zeiten von Homeoffice

Das neue Jahr ist zwar noch jung, aber es soll einige Gutorganisierte geben, die schon jetzt die Steuererklärung 2020 in Angriff nehmen. Für die haben wir einen kleinen Tipp – der Rest sollte versuchen, sich wenigstens an den kommenden Abschnitt zu erinnern: Es tut sich etwas bei der steuerlichen Behandlung der häuslichen Arbeitsumgebung. Eine neue Pauschale für Heimarbeitstage eröffnet Homeoffice-Exilanten eine neue Option. Die derzeit geltende Rechtslage entstammt der Vor-Corona-Ära: Danach lassen sich Werbungskosten respektive Betriebsausgaben für den häuslichen Arbeitsplatz bei der Steuer nur berücksichtigen, wenn die Arbeit im eigens dafür reservierten Arbeitszimmer stattgefunden hat. Aber nun reagiert die Steuerpolitik mit einer auf zwei Jahre angelegten Sondermaßnahme auf die Coronakrise. Die Förderung der Arbeit daheim wurde auch ohne dediziertes häusliches Arbeitszimmer ins Jahressteuergesetz 2020 aufgenommen.

Good News

BfArM erlaubt Cloud-Services für DiGA

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat just heute Informationen zur Verarbeitung von personenbezogenen Daten im Ausland vor dem Hintergrund des Schrems-II-Urteils des EuGH und des § 4 Abs. 3 DiGAV veröffentlicht. Darin positioniert sich das BfArM zur umstrittenen Frage, ob DiGA-Hersteller Cloud-Services von EU-Tochterunternehmen etwa eines US-Mutterkonzerns nutzen dürfen. Die Antwort: Ja, unter bestimmten Bedingungen!

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

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