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DiGA goes Europe

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

natürlich hatte ich gehofft, dass die Corona-Pandemie kein Thema dieses Editorials mehr sein müsste. Leider holt uns die Realität nun doch ein – mit erstmals über 50.000 Neuinfizierten am heutigen Tag. Der Blick auf die Zahl der Verstorbenen macht klar, dass es sich nicht nur um „leichte“ Fälle handelt. Die Grenzen der Intensivkapazitäten der Krankenhäuser kommen wieder in Sicht. Es ist Zeit zu handeln! In dieser Lage machen die Ampelkoalitionäre in spe die Erfahrung, dass Meckern einfacher ist als konkretes Entscheiden. Aber wie sollen sie aussehen, die Entscheidungen?

Auf der Hand zu liegen scheint mir eine Trias bestehend aus Maskenpflicht, 3G am Arbeitsplatz und 2G für Restaurants, Clubs, Fitness-Center, Karneval etc. Hilfreich wäre sicherlich auch eine gewisse Zurückhaltung bei Angebot und Besuch von Großveranstaltungen. Schwierig wird es bei der Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen. Sollte sie z. B. für Ärzte und Pflegende eingeführt werden? Ich meine Nein! Natürlich besteht gerade für diese Berufsgruppen eine besondere ethische Verantwortung. Schließlich geht es um den Schutz der Vulnerabelsten, die sich hilfesuchend an genau diese Berufsgruppen wenden: die Älteren und die Kranken. Sie vertrauen darauf, dass ihnen geholfen wird, und sie nicht einem zusätzlichen Ansteckungsrisiko ausgesetzt werden.

Und dennoch ist Zwang auch in dieser Situation der falsche Weg, würde er doch das Vertrauen in Staat und Gesellschaft weiter erschüttern. Ebenfalls nicht hilfreich ist es, von einer „Tyrannei der Nicht-Geimpften“ zu sprechen, wie kürzlich in einer Talkshow von einem Ärztevertreter zu hören war. Auch wenn es mühsam erscheint, geht es nur durch Überzeugung jedes Einzelnen. Dabei sprechen alle Argumente für das Impfen. Wir brauchen das zwischenmenschliche Gespräch mit denen, die noch immer skeptisch sind. Dazu gehören geduldiges Zuhören ebenso wie besonnenes und informiertes Antworten. Am Arbeitsplatz ist das eine Frage von Führung und Kollegialität; im Privaten – eine Frage der Freundschaft und Hinwendung. Als Gesellschaft müssen wir zurückfinden zu einem Diskurs der Zwischenmenschlichkeit. Dabei könnten Leitfäden mit Antworten auf kritische Fragen von Ärztekammern oder Pflegeverbänden sicherlich helfen.

Obwohl der Übergang dieses Mal besonders schwierig erscheint, will ich doch noch auf eine positive Entwicklung hinweisen: Vor gut einer Woche hatten wir im Rahmen der Digital Medicine Conference zur EU DiGA Con geladen, um uns mit Vertretern aus neun Mitgliedstaaten der Europäischen Union über die nächsten Schritte zu einem europaweit harmonisierten Rahmen für Digitale Gesundheitsanwendungen auszutauschen. Frankreich nahm den Ball auf und „Health France“ lud am vergangenen Montag zum Round Table. Mit dabei waren neben Vertretern des französischen Gesundheitswesens insbesondere deutsche Start-Ups, die als Pioniere der digitalen Gesundheit von ihren Erfahrungen berichteten. Dieser offene Austausch von Herausforderungen und Chancen wird uns helfen, auch weiterhin Innovationen zu fördern und dabei unseren Werten treu zu bleiben.

In diesem Sinne: Bleiben Sie offen, optimistisch und suchen Sie das Gespräch in Ihrem Umfeld!

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

285.301

elektronische Patientenakten sind bereits erfasst.

Stand: Oktober 2021 #ePA.

hih-Termine

Partner-Event
Freitag, 12. November 2021, 10.00-11.00 Uhr
Virtuelle DigitalRadar Sprechstunde #3 (für Krankenhäuser!)

Nun läuft die Erhebung knapp einen Monat; über 1.400 Krankenhäuser sind registriert oder haben bereits ihren Link bekommen, mit dem sie den Fragebogen zur Erhebung des Reifegrads bearbeiten können. Die FAQ-Sprechstunde soll helfen, im Live-Chat Dringendes zu beantworten, miteinander ins Gespräch zu kommen und so jenseits des Fragebogens Tipps & Tricks auszutauschen.
Hier geht es zur Anmeldung für die kostenlose Veranstaltung.


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih-Veranstaltungen

Digitale Tools

Deutsche Gesellschaft für Digitale Medizin e.V. (DGDM) legt Förderprogramm auf

Die DGDM als medizinische Fachgesellschaft widmet sich der Förderung von Wissenschaft, Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Digitalen Medizin. Die Gesellschaft verfolgt ihre Ziele insbesondere durch den Zusammenschluss von Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen, die auf dem Gebiet der Digitalen Medizin arbeiten, sowie von Angehörigen nichtärztlicher Gesundheitsberufe, Medizinstudierenden und Auszubildenden, die ein praktisches oder wissenschaftliches Interesse an der Digitalen Medizin haben.

Um besonders engagierte und herausragende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Digitalen Medizin zu fördern, legt die DGDM ein eigenes Förderprogramm auf. Zum Start des Programms werden drei Wissenschaftspreise für jeweils eine Masterarbeit, Dissertation und Publikation vergeben. Die Bewerbungsfrist endet am 15. Dezember 2021. Darüber hinaus sind in naher Zukunft weitere Fördermöglichkeiten für die Vergabe von Vollzeitstipendien an engagierte Doktoranden geplant.

Weitere Informationen

 

 

Agile Gesundheitspolitik

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens hat unbestritten in den letzten vier Jahren an Fahrt aufgenommen. Die digitale Selbstblockade der Selbstverwaltung scheint passé: Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), Video-Sprechstunden und elektronische Patientenakte (ePA) sind inzwischen Bestandteil der Regelversorgung.

Der neue agile Politikstil kann Vorbild für künftige Gesundheitsreformen sein, so eine neue Expertise der beiden Wissenschaftler Prof. Dr. Nils C. Bandelow und Johanna Hornung von der TU Braunschweig im Auftrag der Bertelsmann Stiftung („Agile gesundheitspolitische Politikgestaltung“). Im Unterschied zum klassischen konsensualen Politikstil zeichnet sich ein agiler Politikstil dadurch aus, dass ein politisches Ziel definiert wird und politische Maßnahmen daraufhin stückweise erarbeitet, auf ihren Nutzen überprüft und ggf. nachjustiert werden. Herausforderungen sollen frühzeitig erkannt und entstehende Probleme schnell überwunden werden. Die Einbindung und Vernetzung von anerkannten Expert:innen und regelmäßige Kommunikation sollen den Erfolg fördern und sicherstellen.

Die DiGA sind der Expertise zufolge ein gutes Beispiel für den neuen agilen Politikstil: Neue digitale Lösungen wurden in die bisherigen Strukturen der Kostenerstattung der Kassen eingeführt. Die Grenze ziehen die Wissenschaftler dagegen bei politisch umstrittenen, insbesondere ideologischen Vorhaben wie die Einführung einer Bürgerversicherung oder die Einführung von Fallpauschalen. Entscheidend seien die frühzeitige Formulierung von gesundheitspolitischen Zielen, das Testen von innovativen Lösungen in Modellprojekten und eine klare und verständliche Kommunikation.

 

Neuer Batch der Vision Health Pioneers

Das Bewerbungszeitfenster schließt sich allmählich für das neue Förderfenster der Vision Health Pioneers. Bewerbungsschluss für digital health Startups ist der 15.11.21. Lasst euch fit machen für den Gesundheitsmarkt – der „Lohn“ könnte Einstieg in die GKV-Welt sein. Der @HealthyHub_GKV und Elmar Waldschmitt sind als Schlauköpfe und Mentoren dabei.

@Patienten

Appell für patientenorientierte Digitalisierung

Die Initiative Patients4Digital (P4D) setzt sich für ein bürgernahes zukünftiges Gesundheitssystem 4.0 ein. Zusammen mit dem hih wurde jetzt ein Aufruf formuliert, der klare Forderungen für ein zukünftiges Value-based-Healthcare-System aufstellt. Ziel ist es, Unterstützer:innen und Mitstreiter:innen für eine patientenorientierte Digitalisierung im Versorgungskontinuum zu finden, gemeinsam tatsächliche Patientenbedarfe zu stärken und denen eine Stimme zu geben.

 

Neue Allianzen für mehr Patientensicherheit

Die Ärztekammer Berlin und die gematik GmbH kooperieren, damit Erkenntnisse der Berliner Ärzt:innenschaft aus der Praxis bei der Weiterentwicklung der Telematikinfrastruktur (TI) stärker als bisher berücksichtigt werden können. So sollen gemeinsam Lösungen zu Abläufen im Praxisalltag entwickelt und erprobt werden: etwa im Zuge von regelmäßigen digitalen Treffen, aber auch in Folge von Besuchen in ärztlichen Praxen sowie mit Hilfe von Umfragen. Ziel ist es, die Ergebnisse der Gespräche öffentlich zugänglich zu machen.

 

Mediensucht von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie deutlich gestiegen

Einer Studie der Krankenkasse DAK und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zufolge ist die riskante und krankhafte Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren in der Zeit der Pandemie deutlich gestiegen. Um 44% stieg sogar die krankhafte Nutzung bei den sozialen Medien.

Insgesamt zeigen aktuell etwa 400.000 Kinder und Jugendliche einen pathologischen Medien- und Spielekonsum. Besonders betroffen sind Jungen. Von ihnen zeigten 3,2% eine pathologische Nutzung digitaler Spiele, bei den Mädchen waren es nur 0,9%. Etwa die Hälfte der Eltern stellt der Studie zufolge keinerlei Regeln zu Art und Dauer der Nutzung digitaler Medien auf.

 

Hilfe und Beratung für Mitarbeiter:innen im Gesundheitssystem

Der österreichische Verein SecondVictim bietet psychologische Hilfe, Beratung und Tipps zur Unterstützung von medizinischem Personal in und nach kritischen Situationen im deutschsprachigen Raum. Der Verein macht darauf aufmerksam, dass die ständige Konfrontation mit Systemfehlern oder ein ständiges Leben und Erleben einer weltweiten Krise – wie die Sars-Cov2-Pandemie – maßgeblich dazu beiträgt, dass sich vermindertes professionelles Vertrauen verbreitet und vermehrt Zynismus entsteht. Eine Entwicklung, der auch der eigenen Gesundheit wegen entgegengetreten werden muss.

Everyday Mood Booster

Generation DSGVO

Good News

Eine große Mehrheit wünscht sich die ePA

Eine konsequente Patientenorientierung ist einer der Erfolgsfaktoren für eine gelungene Digitalisierung. Die Siemens-Betriebskrankenkasse SBK hat ihre Versicherten gefragt, wie sie sich digitale Angebote und Services vorstellen.

Das Institut Norstat hat zwei Fragen rund um die elektronische Patientenakte (ePA) gestellt. Herausgekommen ist, dass eine große Mehrheit der Befragten, nämlich 79,1%, sich ein Opt-out-Verfahren bei der ePA wünscht. Vielmehr würden es die Befragten bevorzugen, automatisch bei Geburt eine ePA zur Verfügung gestellt zu bekommen. Ähnlich offen zeigten sich die Befragten, als es um Transparenz entlang der Behandlungskette ging. Hier sprach sich ebenfalls eine große Mehrheit dafür aus, dass alle eingestellten Dokumente sofort für alle Beteiligten an der Behandlung sichtbar sind. Es reiche ihnen, wenn sie einzelne, sensible Dokumente verbergen können.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

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