Digitalisierung muss bei den Patient:innen beginnen
Prof. Dr. med. Claudia Schmidtke ist in der aktuellen Legislaturperiode Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten. Wir sprachen u.a. mit Ihr zum morgigen Tag der Patientensicherheit und, welche Rolle die Digitalisierung in Hinblick auf Behandlungsqualität und Sicherheit spielen sollte.
Die Patientensicherheit stand und steht im Mittelpunkt ihres Handelns - nicht nur als Chirurgin, auch als Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten – worauf sind Sie stolz, wenn Sie auf die zu Ende gehende Legislaturperiode zurückblicken?
In den vergangenen Jahren habe ich mich mit Nachdruck für die Verbesserung der Patientensicherheit und auch der Patientenorientierung eingesetzt, weil ich das als wesentlichen Teil meiner Aufgabe als Patientenbeauftragte verstehe. Ich bin daher froh, dass wir zahlreiche Änderungen ganz konkret umsetzen konnten. Ich denke hier zum Beispiel an die Verbesserungen der Inanspruchnahme von Leistungen im Notlagentarif der privaten Krankenversicherung oder die Verschärfungen der Regelungen zum Nachweis einer ausreichenden Berufshaftpflichtversicherung der Vertragsärzte. Ich freue mich zudem, dass es in dieser Legislaturperiode nach langen Diskussionen doch noch gelungen ist, die Weichen für eine institutionelle Neuausrichtung der Unabhängigen Patienten- und Verbraucherberatung im Rahmen einer Stiftungslösung ab dem Jahr 2024 zu stellen.
Darüber hinaus konnten andere wichtige Maßnahmen angestoßen werden. Ein Beispiel ist die sehr gelungene Kampagne #DeutschlandErkenntSepsis des Aktionsbündnisses Patientensicherheit und seiner Partner, deren Schirmherrin ich bin und die das wichtige Ziel verfolgt, über die Gefahren einer Sepsis aufzuklären. Als Herzmedizinerin blicke ich zudem mit Stolz auf die Vorarbeiten für eine Nationale Herz-Kreislauf-Strategie, die ich mit einem von mir ins Leben gerufenen Expertengremium erarbeitet habe. Erklärtes Ziel ist es, die Vermeidung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen dem Kampf gegen Krebs oder Demenz gleichzustellen. Flankiert wird dies durch die Kampagne „Beherzt Handeln“ der Deutschen Herzstiftung als größte Patientenorganisation, die mit allen betreffenden Fachgesellschaften ein starkes Aktionsbündnis geschaffen hat.
Welche Rolle spielt oder sollte die Digitalisierung in Bezug auf Patientensicherheit spielen - wo sehen Sie noch Entwicklungsbedarf?
Die Digitalisierung kann einen ganz entscheidenden Beitrag dazu leisten, auf verschiedenen Ebenen der ambulanten und stationären Behandlungspfade die Patientensicherheit weiter zu verbessern. Viele Krankenhäuser setzen zum Beispiel schon jetzt moderne digitale Lösungen zur Risikoreduktion ein: Elektronische Patientenakten, Barcode-Armbänder für Patienten und digital unterstützte Medikationsprozesse tragen dazu bei, potentielle Fehlerquellen auszuschließen und bisher analoge, sich wiederholende, aber risikobehaftete Tätigkeiten zu ersetzen, indem etwa die Bestellung von Medikamenten in der Apotheke digital und automatisch erfolgt.
Entwicklungsbedarf besteht meines Erachtens insbesondere dahingehend, Patient:innen noch frühzeitiger in den Digitalisierungsprozess einzubinden, um die Anwendung digitaler Angebote an ihren Präferenzen auszurichten und so selbsterklärend und niedrigschwellig wie möglich zu gestalten. Denn niemand kennt die Bedürfnisse der Patient:innen so gut wie sie selbst. Nur wenn die Digitalisierung von Beginn an mit den Patient:innen statt an ihnen vorbei betrieben wird, kann sichergestellt werden, dass digitale Angebote akzeptiert und genutzt werden.
Wer wird dafür der Treiber sein, um dies voranzubringen?
Für einen ernsthaften Kulturwandel müssen im besten Fall alle Akteure des Gesundheitswesens digitale Treiber sein und zwar getragen von der Überzeugung, dass es das Ziel der Digitalisierung ist, die medizinische Versorgung für die Patient:innen leistungsfähiger und sicherer zu gestalten. Wichtig ist dabei, die […]
Das ganze Interview lesen Sie hier.
Wählen in Zeiten der Pandemie: „It`s the Trust, stupid!“
- Ein Kommentar von Dr. Daniel Dettling, Gründer des Instituts für Zukunftspolitik -
Diese Bundestagswahl ist bereits historisch. Zum ersten Mal wählt Deutschland mitten in einer weltweiten Pandemie. #wirgegencorona wurde zum nationalen Slogan eines Landes, das im Kampf gegen die größte Gesundheitsgefahr seit Bestehen der Republik zusammensteht. Wegen Corona verlor Donald Trump im letzten Jahr die Präsidentschaftswahl. In England erwischte es beinah Boris Johnson. Anfangs abgeschrieben wegen des Missmanagements seiner Regierung, wurde die eigene Corona-Erkrankung zur politischen Wiedergeburt des britischen Premiers. Der für Wochen führende Impf-Europameister wählt konservativ wie lange nicht.
Wahrnehmung und Wirklichkeit klaffen weit auseinander
Und Deutschland? Auch 18 Monate nach Ausbruch der Pandemie klaffen Wahrnehmung und Wirklichkeit weit auseinander. Die Pandemie deckte die vielen Schwachstellen auf: Mangelhaft ausgestattete Gesundheitsämter, keine Bevorratung mit Masken und Schutzkleidung, Fachkräftemangel im Pflegesektor und auf den Intensivstationen, zu niedrige Produktionskapazitäten, als endlich ein Impfstoff auch in Deutschland zur Verfügung stand und ein durchgehend unterdigitalisiertes Gesundheitssystem. In den Polit-Runden des „Triells“ und des folgenden „Vierkampfs“ spielte all das kaum eine Rolle. Stattdessen ging es um die Systemfrage. Unionskandidat Armin Laschet (CDU) lehnte die Einführung einer „Bürgerversicherung“ mit der Begründung ab, Länder mit einer „Einheitsversicherung“ wie England und Dänemark hätten eine schlechtere Gesundheitsversorgung als Deutschland. In internationalen Rankings und Studien schneiden die drei Länder sehr unterschiedlich ab. Je nach Indikator steht mal das eine Land besser (oder schlechter) da als das andere. Fakt ist: Dänemark hat soeben alle Corona-Regelungen abgeschafft und die Pandemie damit faktisch für beendet erklärt. Drei Faktoren sind für den Erfolg verantwortlich: […] Lesen Sie hier den ganzen Kommentar von Dr. Daniel Dettling
Award für neue Perspektiven in der Onkologie – Innovation for Patient Care
Zur Therapie von Krebserkrankungen gehört weit mehr als die medikamentöse Behandlung. Ipsen schreibt in diesem Jahr erstmalig den Innovation for Patient Care (IPC) Award für Organisationen, die mit ihren Unterstützungsangeboten helfen, dass Betroffene die Belastungen, die mit der Erkrankung einhergehen, besser in ihr Leben integrieren und idealerweise überwinden können.
Der Award prämiert außergewöhnliche Projekte und Konzepte für Patient:innen und Angehörige und ist mit insgesamt 30.000 Euro in 2021 dotiert. In diesem Jahr stellt der IPC Award die Psycho-Onkologie in den Mittelpunkt.
Neuer Podcast: Siege der Medizin
Der Wort & Bild Verlag startet mit einem ersten medizinhistorischen Podcast – und das in prominenter Besetzung. Seit gestern geht Schauspieler Ulrich Noethen als Erzähler der ersten Staffel „Siege der Medizin“ auf Zeitreise durch die Medizingeschichte, in der er von Expert:innen aus der Wissenschaft unterstützt wird.
Blut spenden rettet Leben!
Es ist unheimlich knapp geworden, Krankenhäuser operieren teilweise keine elektiven Eingriffe mehr, weil das Blut fehlt. Darüber hinaus sind Blutpräparate für chronisch Kranke und Verletzte manchmal die einzige Überlebenschance. Wer gesund und fit ist, kann Blut spenden. Wer suchet, der findet auf drk-blutspende.de/blutspendetermine Einrichtungen in seiner Nähe und kann etwas für sein Karma tun. Danke für die Unterstützung! |