Für Chroniker generell
Das Leben und der Umgang mit einer chronischen Erkrankung nimmt im Alltag der Menschen einen großen Raum ein. Oftmals haben Chroniker nicht nur mit der medizinischen Seite zu kämpfen. Täglich Medikamente einnehmen zu müssen, ist das eine, sich mental darauf einzulassen und einen eigenen Weg zu finden, das andere. Apps wie Vila Health oder Telipro setzen auf Wissensvermittlung, Motivation und Anpassung und bieten spezialisierte und patientenzentrierte psychologische Begleitung für Menschen mit körperlichen chronischen Erkrankungen via Web-App Lösung.
Die digitalen Tools sind derzeit kostenlos verfügbar und unterstützen Menschen im Umgang mit der eigenen körperlichen Erkrankung. Erweitert wurde Vila Health aktuell um den Umgang mit akuten Krisen- und Gefahrensituationen, um den erhöhten Betreuungsbedarf für Risikogruppen in Zeiten von Corona aufzufangen.
Schmerzpatienten
Patienten mit chronischen Schmerzen und Dauermedikation gehören dieser Tage ebenfalls zu den Risikogruppen, denen unser besonderer Schutz gelten sollte.
Wenn aktuell Patienten die Physiotherapiepraxis aus Angst vor einer Infizierung oder aufgrund einer Schließung nicht aufsuchen können, versetzt sie die App Medical Motion (zertifiziert Medizinprodukt Klasse 1) in die Lage, ihr Trainingsprogramm zu Hause ohne weiteren technischen Aufwand durchführen zu können. Die dabei erzielten Fortschritte werden dokumentiert und können mit dem Therapeuten bzw. Arzt ausgetauscht werden.
Die kostenfreie App richtet sich an Patient*innen mit (chronischen) Schmerzen und basiert auf über 100 ICD Diagnosen sowie der Selbsteinschätzung der Betroffenen.
Diabetiker
Diabetiker sind durch die derzeitige Coronavirus-Pandemie besonders gefährdet. Sie gehören zu jener Risikogruppe, für die ein schwerer Verlauf nach einer Corona-Infektion sehr wahrscheinlich ist. Gleichzeitig sind sie innerhalb der herkömmlichen Versorgung auf regelmäßige Arztbesuche angewiesen, um etwa schwere Blutzuckerentgleisungen zu vermeiden, die die Notfallambulanzen der Krankenhäuser in der jetzigen Situation ansonsten zusätzlich belasten würden.
Digitale Fernbehandlungstechnologie steht zur Verfügung über Unternehmen wie MySugr oder dem Startup Emperra, um Diabetikern auch von zu Hause eine optimale Behandlung zu ermöglichen und vermeidbare Arztbesuche drastisch zu reduzieren. Die Unternehmen bieten auch Ärzt*innen Unterstützung bei der Anbindung und bei Fragen der Fernbehandlung an.
Online Sprachtherapie
Die Kasseler Stottertherapie (KST) verlegt, mit Unterstützung aller vertraglich assoziierter Krankenkassen, ihre Kurs- und Therapieangebote während der Covid-19-Pandemie komplett ins Internet. Kinder, Jugendliche und Erwachsene können zurzeit auch sämtliche Kurse und Therapieangebote, die bislang als Präsenztherapie angeboten wurden, online in Anspruch nehmen.
Wir sprachen mit dem Gründer Alexander Wolff von Gudenberg über Tagesgeschäft und Perspektive.
Wie hat sich die COVID-19-Pandemie auf die Logopädie ausgewirkt?
Nach unserer Einschätzung hat die Mehrzahl der sprachtherapeutischen Praxen geschlossen. Vermutlich sind fehlende Technikaffinität und Skepsis gegenüber Onlinebehandlungen der Grund dafür, dass nicht sehr viel Teletherapie im 1:1 Setting durchgeführt wird.
Sie arbeiten schon seit vielen Jahren mit den Krankenkassen zusammen, wie reagieren diese in der momentanen Situation?
Alle „unsere“ Krankenkassen haben große Flexibilität bewiesen. Konkret erhielten wir von jeder ein Schreiben, in dem wir die Genehmigung bekommen haben, auch die Therapien (vorwiegend Kinder, teilweise unter Einbeziehung der Eltern) online zu bringen und abzurechnen zu können, für die es bisher noch keine Online-Verträge gab.
Wie gehen Eltern und Kindern mit der neuen Therapiesituation um?
Speziell die Eltern der auf online umgestellten Kindertherapie für 6-9 Jährige und 9-12 Jährige haben vor der Therapie ziemliche Skepsis geäußert, ob das funktionieren kann! Nach Start bekamen wir jedoch ausnahmslos positives Feedback, teilweise sogar die Einschätzung, dass die Kinder online strukturierter und motivierter arbeiteten, als in der Präsenztherapie.
Wie wird es mit der Online-Therapie nach der Krise weitergehen?
Das ist die entscheidende Frage. Die Kasseler Stottertherapie (KST) wird vermutlich trotz des kurzen Zeitraums die Effektivität der neu durchgeführten Onlinetherapie nachweisen können und ggf. neue Verträge abschließen können. Vermutlich wird es auf blended learning Konzepte herauslaufen, d. h. eine Kombination von viel Online- plus Präsenztherapie. Ob Sprachtherapeuten eher auf online „umswitchen“ darf bezweifelt werden.
Mehr Infos zum Angebot: kasseler-stottertherapie.de/online
Das ausführliche Interview finden Sie auf corona-digital.de/interviews |