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Digitalisierung gestalten - statt verwalten

 

Liebe Leserinnen und Leser,

die Krise hat den Einsatz digitaler Technologien in der Medizin forciert. Gerade die Videosprechstunde hat für viele Patienten und Ärzte den direkten Nutzen der digitalen Medizin erstmals erlebbar gemacht, indem die Versorgung der Menschen sicherer, besser und auch bequemer geworden ist.

Lag der Fokus bislang vor allem auf der Digitalisierung im ambulanten Bereich, hat die Corona-Krise ein Schlaglicht auf die großen Digitalisierungs-Defizite der Krankenhäuser geworfen. Beinahe € 4 Mrd. wollen sich Bund (€ 3 Mrd.) und Länder (€ 1 Mrd.) die notwendige Ertüchtigung kosten lassen. Das Geld soll nicht mit der Gießkanne, sondern gezielt in Projekte mit Langfristwirkung fließen. Dabei sollten sich die Entscheider von drei Aspekten leiten lassen:

1.        Es braucht klar definierte Interoperabilitätskriterien, die zum einen den Datenaustausch der Krankenhäuser untereinander, sowie die Kompatibilität der Krankenhaus-Daten zur elektronischen Patientenakte (ePA) sicherstellen.

2.        In Analogie zur ePA braucht es auch für Krankenhaus-Daten überregionale Cloud-Speicherstrukturen die zentral reguliert, von Profis betrieben wird. Hier könnte für die gematik ein wichtiges neues Aufgabenfeld entstehen.

3.        Einzelne Krankenhäuser müssen wirtschaftlich incentiviert werden digitale Tools einzusetzen. Das gelingt am besten, wenn digitale Outputs Patienten-bezogen direkt gefördert werden. Geld sollte es also nicht pauschal, sondern für einzelne digitale Outputs, wie z.B. strukturierte Entlassbriefe geben.

Corona hat ein Fenster geöffnet, um die seit geraumer Zeit bestehenden digitalen Defizite in Infrastruktur und Funktionalität in deutschen Krankenhäusern zu beheben. Wenn wir es jetzt richtig machen, hilft das ganz konkret in der alltäglichen Gesundheitsversorgung der Menschen – und auch bei der nächsten Pandemie.

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

83.000.000 CHF

zahlt das Berner Inselspital für ihr neuerworbenes Klinikinformations- und Steuerungssystem (KISS) aus dem Hause Epic. Eine Klage des Mitbewerbers CGM gegen das Verfahren wurde gestern abgelehnt.
Quelle

hih-Termine

Mittwoch, 15. Juli 2020 17 – 18.30 Uhr

Digital Health in times of COVID19?

Die London School of Hygiene & Tropical Medicine lädt am kommenden Mittwoch zu einer ihrer Berlin lectures ein.
Dr. Henrik Matthies, Managing Director des hih, wird die Veranstaltung eröffnen, in das Thema einführen und vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie über den politischen Kontext für digitale Gesundheit nachdenken. Diskussion im Anschluss.
Zur Anmeldung


Donnerstag, 16. Juli 2020 14 – 17 Uhr

hih DiGA Sprechstunde
„Verschreibung & Nutzung“

Im Rahmen der DiGA Sprechstunde stellen die Akteure ihre Lösung gemeinsam vor und stehen für Rückfragen zur Verfügung. Außerdem werden Referent:innen auf rechtliche Rahmenbedingungen eingehen, die DiGA Hersteller zu beachten haben.
Eine Anmeldung ist nicht nötig, die Zoom-Einwahldaten werden über die hih-Website bekannt gegeben.


Mittwoch, 16. September 2020 14 – 17 Uhr

International DiGA Summit

We will host the English-speaking “International DiGA Summit” targeting digital health companies, policy makers and payer representatives from across the world to outline the DiGA Fast Track in detail, present the process towards approval and be there for extensive Q&A.
Register via this link

Digitale Tools

Medizinische Informationsobjekte => Mütter und Kinder im Visier

Nach dem Impfpass und dem Zahnärztlichen Bonusheft gehen nun ab etwa Mitte Juli die beiden größten und bisher komplexesten Medizinischen Informationsobjekte (MIOs) in die nächste Runde: der Mutterpass und das Kinder-Untersuchungsheft, kurz U-Heft. Die MIO-Gruppe der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) stellt die beiden Spezifikationen der Fachöffentlichkeit vor und läutet die Kommentierungsphase ein. Auch diese beiden MIOs waren vom Gesetzgeber von der KBV gefordert und sind für die elektronische Patientenakte (ePA) gedacht, die ab 1. Januar 2021 gesetzlich vorgeschrieben ist.

 

Geringeres Infektionsrisiko führt zu mehr Akzeptanz humanoider Roboter

Fachkräftemangel, Infektionsrisken und Überbelastung am Arbeitsplatz verbessern das Image von Robotern. Die Akzeptanz für den Einsatz humanoider Roboter ist nach zwei Studien der Technischen Universität Darmstadt in der Corona-Pandemie gestiegen – nicht zuletzt aufgrund des geringeren Infektionsrisikos.
Quelle

 

Irrationales Misstrauen

Die Covid-19-Infizierten steigen in der Schweiz in den vergangenen Tagen wieder stark an. Dennoch sprechen sich 56 Prozent der Schweizer Bevölkerung gegen das Installieren der Corona-Warn-App des Bundes auf ihrem Handy aus. Mangelnder Glaube an den Nutzen und Angst vor Datenschutzverletzung sind die Hauptgründe. WhatsApp und Insta werden aber unkritisch genutzt.
Quelle

@Patienten

Patient first! Eine digitale Agenda für die Krankenhäuser

Von Prof. Dr. med. Axel Ekkernkamp ist Ärztlicher Direktor BG-Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) und u.a. Kuratoriumsmitglied des hih.

Das deutsche Gesundheitswesen war im Vergleich mit anderen Branchen Schlusslicht bei der Digitalisierung.  Damit ist jetzt Schluss, auch wegen Corona. Die Politik hat das enorme Potenzial der digitalen Medizin erkannt, die Bundesregierung will Milliarden in die Digitalisierung der Krankenhäuser investieren. Die Kliniken sollten in Zukunft weniger vom System denn vom Patienten aus denken: „Patient first!“ Der Patient wird zum Treiber der digitalen Transformation. 

Der Patient wird zum zentralen Akteur
Die digitale Revolution wird die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen und das Angebot von Gesundheitsversorgern verändern. In Deutschland nutzen heute mehr als zwei Drittel der über 16-Jährigen das Internet und Online-Plattformen zur Beschaffung gesundheitsrelevanter Informationen. Je jünger, desto aktiver wird das Internet als Informationsquelle genutzt. Das hat weitreichende Folgen für die traditionellen Gesundheitsexperten wie Ärzte und Therapeuten. Der Bürger wird zum zentralen Gesundheitsakteur, aufgeklärt und mit dem Arzt seines Vertrauens auf Augenhöhe.

Neue Technologien in der Medizin bieten vielfältige Chancen für eine bessere und effizientere Versorgung. Ziel ist vor allem der Erhalt der Selbstständigkeit älterer Menschen. Medizin und IT wachsen in Zukunft immer stärker zusammen.  Erkennbare Entwicklungen sind eHealth, Internet- und Präzisionsmedizin. Mikroroboter werden in die Blutbahn gespritzt und messen den Blutdruck, erkennen einen drohenden Herzinfarkt oder Krebs im Frühstadium. In der neuen Titanhüfte befindet sich ein Chip, der als Schrittzähler fungiert, den Insulinspiegel misst und automatisch einen Notruf tätigt, wenn der Besitzer stürzt und Hilfe benötigt. Gewebeingenieure züchten aus synthetischen Materialien oder dem Gewebe des Patienten neue Organe und ersetzen damit alte oder kranke Gewebe. Solche Verfahren werden bald so normal sein wie der Herzschrittmacher, der erstmals in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eingesetzt wurde.

Ersetzen Algorithmen und Automatisierung Ärzte?
Viele medizinische Probleme sind heute Informationsprobleme. Je besser das Wissen über den Patienten und seine Krankheit, desto größer sind die Chancen ihn zu behandeln. Statt eine pauschale Zielgruppenlogik zu verfolgen, gilt es die Chancen einer personalisierten Behandlung zu ergreifen und in Methoden wie computergestütztem Microtargeting kein digitales Teufelszeug zu sehen.

Den kompletten Gastbeitrag lesen Sie hier.

 

Bloß nicht die Geduld verlieren!

Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland ist trotz vereinzelter Ausbrüche wie beim Schlachtbetrieb von Clemens Tönnies in Gütersloh insgesamt weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Damit das so bleibt und wir die Geduld nicht verlieren, lohnt gelegentlich ein Blick ins Ausland, das sich schon auf einem guten Weg wähnte. t-online hat in Hinblick auf internationale Ausbrüche, sechs Fehler zusammengestellt, die Deutschland vermeiden sollte:
Quelle

 

Bitkom-Studie zeigt große Bereitschaft zur Datenspende

In der vergangenen Woche verabschiedete der Bundestag das Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG). Damit wird nicht nur ein verbindlicher Rechtsrahmen für die elektronische Patientenakte, das E-Rezept oder digitale Facharzt-Überweisungen geschaffen, sondern auch der Weg für die Datenspende geebnet: Patienten können von 2023 an ihre in der elektronischen Patientenakte gespeicherten Daten freiwillig pseudonymisiert der medizinische Forschung zur Verfügung stellen.
Innerhalb der Bevölkerung gibt es dafür eine große Offenheit. Die Bereitschaft zur Datenspende geht dabei deutlich über das hinaus, was der Gesetzgeber heute aller Voraussicht nach für zulässig erklären wird. Fast 90 Prozent der Menschen in Deutschland sind bereit, ihre Daten unter bestimmten Voraussetzungen auch der privatwirtschaftlich getragenen Forschung zur Verfügung zu stellen. Nahezu jeder Zweite (47 Prozent) würde seine Daten privaten Unternehmen zur Verfügung stellen, unabhängig davon, ob er daraus persönliche Vorteile zieht.
Quelle

GOOD NEWS

Generika für Remdesivir

Vor knapp einer Woche erhielt Gilead für sein antivirales Mittel Remdesivir die beschränkte Zulassung zur Therapie von schweren Covid-Verläufen für Kinder ab 12 Jahren. Nun informiert der US-Konzern darüber, dass Lizenzen für die Produktion an insgesamt neun Generikahersteller verkauft wurden. Die Erhöhung der Produktionskapazitäten soll demnach dazu dienen, dass das Mittel auch in weniger wohlhabenden Ländern zu einem angemessenen Preis (ca. 60 € für die komplette Behandlung) angeboten werden kann.
Quelle

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

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