Digitale Adhoc-Hilfe für Schnelltest-willige Apotheken
Neben den offiziellen Testzentren werden auch die Apotheken ihr Angebot auf Schnelltests erweitern können. Um dies mit möglichst geringem Aufwand und möglichst großem, datenschutzkonformen Nutzen für ihre Kund:innen zu bewerkstelligen, initiierten Fachkundige die Plattform Schnelltest-Apotheke.de, realisiert vom Berliner Startup Covisa. Hierüber können demnächst Termine für einen Schnelltest mit Zertifikat bei Ihrer Apotheke vor Ort gebucht werden. Die Lösung bildet den kompletten Ablauf von Terminvergabe, Testen, Dokumentation, Testübermittlung und digitale Freigabe z.B. zum Restaurantbesuch ab. Der Vorteil hier: Sie bekommen alle weiteren Informationen zertifiziert und bequem auf Ihr Handy.
Einen SORMAS-Adapter für Luca – und alle anderen bereits genutzten Corona-Lösungen
Die App Luca verspricht eine Kombination aus Gästeregistrierung und Kontaktnachverfolgung und wäre, wenn beides gut funktioniert, eine wirkmächtige Ergänzung zu den bisherigen Lösungen. Der Datenschutz der App ist vom Baden-Württembergischen Datenschutzbeauftragten überprüft, doch noch sind einige Fragen offen. Außerdem fehlt die Überprüfung der Datensicherheit z.B. durch einen externen Audit sowie belastbare Ergebnisse aus den bisherigen Pilotkommunen. In Deutschland sind bereits zahlreiche Lösungen zur Gästeregistrierung seit vielen Monaten im Einsatz, für die aktuell der Innovationsverbund Öffentliche Gesundheit (InÖG) mit dem Projekt IRIS einen standardisierte, offenen, sicheren Standard entwickelt, damit alle existierenden Lösungen ihre Daten an SORMAS und somit an die Gesundheitsämter übertragen können. Mehr zu dem Projekt und zur aktuellen Diskussion in unserem Blogbeitrag.
UpdateDeutschland – die Community der Macher:innen
Jede:r Einzelne hat in der Corona-Krise erlebt, was nicht funktioniert. Was wir in unserem Land besser machen müssen. Beim digitalen 48h-Sprint vom 19.-21. März kommen alle zusammen, die jetzt mit anpacken wollen. Von der Bürgermeisterin, über den Startup-Gründer bis zur Einzelperson: Alle, die etwas zur Lösung einer Herausforderung beitragen können, sind eingeladen dabei zu sein. Was wäre möglich, wenn Teams mit neuen oder bestehenden Lösungen - ob Tech-Startup, NGO oder Verein - sich mit motivierten Umsetzungspartner:innen - ob Bundeskanzleramt, Bürgermeister:in oder Rotes Kreuz - an einem Wochenende vernetzen und dann Hand in Hand innovative Lösungen in die breite Anwendung bringen? “Man müsste mal” war gestern, “Jetzt machen” ist heute - sei dabei!
Zur Anmeldung
Nicht gegeneinander – miteinander ist die Lösung! - Der Streit um Nachverfolgungs-APPs
Die Diskussion um Gästeregistrierung und Kontaktnachverfolgung hat in den letzten Tagen erheblich an Schwung gewonnen. Grund ist die App Luca und die Diskussion, ob es bundesweit nur eine solche App geben sollte. Ein Gespräch mit Theresa Willem, Innovationsberaterin und Promoventin der Medizinethik an der TUM und Dr. Tobias Opialla, Systembiologe am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie, die den Innovationsverbund Öffentliche Gesundheit (InÖG) maßgeblich mitbegründet haben und für offene Schnittstellen werben.
Ihr seid seit 12 Monaten mit den Themen vertraut: Wie schätzt ihr die aktuelle Diskussion rund um die Tracing Lösungen ein?
Tobias Opialla: Wir begrüßen vor allem, dass die Themen die erforderliche Aufmerksamkeit bekommen. Es ist wichtig, dass die Notwendigkeit des aktiven Contact-Tracings wahrgenommen wird. Das ist ein wichtiger Zusatz zur Corona Warn-App. Wir verstehen die aktuelle Diskussion dabei als Chance mit guter Kommunikation für die Akzeptanz digitaler Lösungen zu sorgen.
Speziell beim Contact-Tracing ist zu bedenken, dass viele Anwendungen bereits seit geraumer Zeit im Einsatz sind. Viele Lösungen sind mit Gesundheitsämtern getestet und seit mehreren Monaten unter den kritischen Augen des CCC und anderer Institutionen am Laufen. Diese Lösungen haben viele tausend Kunden und hatten – insbesondere vor dem aktuellen Lockdown – bereits viele Millionen Check-Ins registriert. Das sind erprobte und robuste Lösungen.
Wir plädieren in der aktuellen Diskussion für ein partizipatives Modell, also dafür, gemeinsam eine offene Schnittstelle zu schaffen. Die etablierten Tracing-Lösungen können schnell und standardisiert an die Gesundheitsämter angeschlossen werden. Die offene Entwicklung von Infrastruktur hat die große Stärke, dass Expertise demokratisch eingebracht werden kann. Andersherum wird bei der Entwicklung einer solitären Lösung alle Verantwortung auf ein einziges System gelegt. Die Frage ist außerdem, wie eine einzelne Lösung überhaupt in der Bevölkerung durchgesetzt werden soll. Wir sehen viele spezialisierte und vielfältige Lösungen, die auf die besonderen Bedarfe einzelner Sektoren zugeschnitten sind, wie Gastronomie und Veranstaltungen, Vereinssport, Schulen, oder das Arbeitsumfeld. Alle diese spezialisierten Lösungen können wir mit einer gemeinsamen Schnittstelle mitnehmen.
Als InÖG verfolgt ihr einen integrativen, pluralen Ansatz – alle bestehenden Lösungen sollen über eine einheitliche Schnittstelle (IRIS) mit SORMAS kommunizieren. Wie funktioniert IRIS und wie weit seid ihr in dem Projekt / wie rasch könnte es in den Kommunen eingesetzt werden?
Theresa Willem: Den pluralistischen, dezentralen Ansatz halten wir für angemessen und sinnvoll. Dabei muss allerdings die Einbettung in die Systemarchitektur mitgedacht werden. Für die Integration von IRIS in SORMAS wurde deshalb bereits ein Prototyp entwickelt: Bei einem vorliegenden Corona-positiven Laborbefund legt das Personal in den Gesundheitsämtern in SORMAS einen Indexfall an. Mittels IRIS sucht das Gesundheitsamt automatisiert über alle Location-Datenbanken der Tracing-Lösungen hinweg nach den Aufenthaltsorten des Indexfalls. Dabei wird geprüft, ob digitale Kontaktdaten vorhanden sind. Die zugehörigen Personen könnten sich infiziert haben. Die Betreibenden der Locations werden aufgefordert, die so gefundenen Datensätze für das Gesundheitsamt freizugeben. Der Prozess leitet sich aus den Corona-Schutz-Verordnungen und dem IfSG ab. Dieser Ansatz funktioniert von Schule bis Altenheim, aber eben auch im Restaurant, beim Friseur, im Theater, Hotel, Konzertsaal, Schwimmbad oder der Bar um die Ecke.
Gleiches gilt für die Daten aus persönlichen Kontakttagebüchern. Sollte der Indexfall nicht selbst ein digitales Kontakttagebuch nutzen, oder sich an einem Ort aufgehalten haben, das keine digitale Tracing-Lösung nutzt, greift der klassische Weg. Sobald die Freigabe erfolgt ist, landen die Daten über IRIS im Gesundheitsamt. Dort werden die potentiellen Kontaktpersonen automatisch als zu überprüfende Kontaktpersonen in SORMAS eingebettet und als offene Arbeitsaufgabe angezeigt. Grundsätzlich ist dabei entscheidend, dass alles direkt im SORMAS-System abläuft. Ein mühevolles und fehleranfälliges Abtippen und Sortieren von Papierlisten hat damit ein Ende.
Wenn Ihr realistisch einen Blick in die nahe Zukunft wagt: Wie hat sich die aktuelle Situation bis Mai 2021 wohl aufgelöst – wie wird das Zusammenspiel aus Gästeregistrierung, Kontaktnachverfolgung und die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern funktionieren?
Tobias Opialla: “Vorhersagen sind schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen” – oder wie war das?
Das Öffnen bzw. Zugestehen von persönlicher Interaktion und das resultierende Infektionsgeschehen hängt neben der Kontaktnachverfolgung von vielen weiteren Faktoren ab: Impfen, Testen, neue Virus-Varianten, dem Einhalten der AHAL- und Corona-Regeln, und mehr.
Das Tracing, also die Ausbruchsermittlung, ist nach wie vor eine der wichtigsten Bestandteile. [Lesen Sie hier das vollständige Interview.]
Interoperabilitätsexperten treffen sich am 15./ 16. März im Netz
Das Interoperabilitätsforum seit 2009 Forum und Community für Standardisierung von IT im Gesundheitswesen, trifft sich viermal im Jahr, um Fragen und Probleme der Interoperabilität in der Kommunikation zwischen verschiedenen Anwendungen vorzustellen, Lösungsansätze dafür zu eruieren und darauf aufbauend entsprechende Aktivitäten zu koordinieren und anzustoßen. Themen diesmal sind die laufende Abstimmungsverfahren z. B. zum elektronischen Pflegebericht, die Patientenkurzakte, SNOMED-CT und weitere E-Health-Standards in Deutschland und Europa sowie die Zusammenarbeit und Governance rund um das Thema Interoperabilität.
SafeVac-App sammelt Impfreaktionen
Das Paul-Ehrlich-Institut hat für die Nachverfolgung von Impf-Nebenwirkungen eine mobile Applikation (SafeVac) entwickelt, mit der Geimpfte digital Auskunft darüber geben können, wie sie die Impfung vertragen haben. In der App werden keine personenbezogenen Daten erhoben – was Datenschützer freut, aber die longitudinale Beobachtungen schwierig macht. SafeVac ist somit eine gute Möglichkeit für all jene Bürger:innen, die in Sorge um den Datenschutz sind, aber dennoch aktiv dazu beitragen möchten, dass wir auch in Deutschland mögliche Nebenwirkungen der Impfung möglichst niederschwellig monitoren. Im hih Newsletter der kommenden Woche stellen wir die, vom Spitzenverband der Fachärzte unterstützte DIFA1 App vor, die ebenso Nebenwirkungen digital erfasst, dies aber pseudonymisiert, um mögliche Nebenwirkungen noch besser wissenschaftlich verstehen zu können. Wir vom hih begrüßen beide Lösungen, da sie jeweils unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden. |