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Kreativität dank Digitalisierung

 

Liebe Leserinnen und Leser,

Woche #2 unseres täglichen Corona_digital geht heute zu Ende. Es waren Wochen, wie wir sie uns bislang noch nicht einmal haben vorstellen können. Es ist eine Mischung aus erstaunt und besorgt sein. Besonders ins Auge fallen die vielen Initiativen, virtuellen Events und Projekte, die von einer Hilfsbereitschaft zeugen, die vor dieser Zeit niemand für möglich gehalten hat. Ja, unsere Zivilgesellschaft ist lebendig und stark. Das macht Hoffnung und Mut.

Berthold Brecht schrieb von der „Kreativität der Armut“, wir erleben die „Kreativität in der Krise“ – und diese scheint keine Grenzen zu kennen. Unsere neue Ausgabe ist all denen gewidmet, die heute dieses neue Wir-Gefühl prägen. Denen, die anderen das Gefühl geben, nicht allein zu sein; und denen, die Lösungen bereitstellen, für diejenigen, die sich für die Gesundheit aller aufopfern. Wir können hier immer nur einen kleinen Ausschnitt zeigen, aber die Zuschriften, die uns erreichen, verbreiten Zuversicht und die Gewissheit, dass unsere Gesellschaft die Virus-Herausforderung nicht nur angenommen hat, sondern auch bewältigen wird.

Bleiben Sie gesund und auf Distanz – wir Lesen uns am Montag wieder.

Ihr Jörg F. Debatin

ZAHL DES TAGES

750 Mrd. €

So hoch ist die Summe, die heute als Hilfspaket im Bundesrat zur Diskussion und Abstimmung steht.

Weitere digitale Unterstützungs-Tools

Apotheken gegen Corona

Wichtige Player im Kampf gegen Corona sind die Vor-Ort-Apotheken. Das Netzwerk Die-digitale-Apotheke #DDA engagiert sich dafür, die Vernetzung der deutschen Apothekerschaft und der weiteren Gesundheitsberufe und -organisationen herzustellen. Auf lokaler Ebene wirbt es dafür, auch die Stadt bzw. Gemeinde mit allen lokalen Ansprechpartnern miteinzubinden, um im Notfall agieren, koordinieren und unterstützen zu können. Dies ist oftmals noch nicht der Fall; organisiert wird die Zusammenarbeit mit der App Doc-Check, mit der die Kommunikation und Abstimmung zwischen all diesen Gruppen sichergestellt werden kann.

Im Notfall kann dann z.B. wieder zeitnah Ware und ggf. Personal zur Verfügung gestellt werden, womit auch die Infektionskette ein Stück weit unterbrochen werden kann. Es muss sichergestellt werden, dass wichtige Informationen zeitnah an alle Beteiligten weitergeleitet und von diesen zur Kenntnis genommen werden.

Jeden Sonntag veranstaltet das Netzwerk #DDA dazu einen live Stream. Der nächste ist am 29. März, 13 – 14 Uhr – und unser Director Pharmacy, Ralf König, sitzt diesmal mit am Monitor.

 

Kliniken nehmen eigene Infektionsketten ins Visier

Noch spricht man in den meisten Krankenhäusern von der „Ruhe vor dem Sturm“. Um sich möglichst effektiv vorzubereiten geht es nicht nur um Material und Intensivbetten, sondern auch um die gesundheitliche Fürsorge dem eigenen Personal gegenüber. Das Thema Patiententracking, also die Nachverfolgung der Kontakte eines Patienten innerhalb des Krankenhauses, ist an dieser Stelle interessant. Die Beantwortung der Frage, welcher Patient mit wem im Haus Kontakt hatte, kann beansprucht wertvolle Zeit – insbesondere bei „Kontaktketten“, wenn der Patient intern verlegt wurde oder schon länger in Behandlung ist.

Cerner bietet jetzt kostenlos sein Patiententracking-Tool an (mit einer geringen Installationspauschale – deren Höhe abhängig ist von Ihrem Krankenhausinformationssystem), um das Personal zeitlich zu entlasten. Die Software ist in Kombination mit jedem gängigen Krankenhausinformationssystem verwendbar, da sie auf dem Erhalt von HL7-ADT-Nachrichten („Bewegungsdaten“) basiert. Für Nicht-Kunden: Nachricht an informationen@cerner.com.

 

„Wir wollen helfen"

Die Pro Bono Plattform "Wir wollen helfen" verbindet professionelle Helfer*innen und Hilfsbedürftige während der Corona-Krise leichter und schneller miteinander. Im Vordergrund steht die Aktivierung ehemaligem pflegerischen und medizinischen Personal für Krankenhäuser. Die richtet sich an die stille Reserve und bietet auch eine effiziente Organisation des Bewerbungsprozesses für die Krankenhäuser und Verteilung der Kandidaten auf die Häuser. Die Plattform für Pflegekräfte und Ärzt*innen hat, nach eigenen Aussagen, bereits 160.000 Mitglieder europaweit und findet sich unter: https://medwing.com/

 

„Corona löst eine Welle an Hilfsbereitschaft aus“

Es ist die Stunde der Zivilgesellschaft. In der Corona-Krise erlebt das Land eine Renaissance von Solidarität und Hilfe. Vor allem digitale Angebote und Plattformen sind gefragt. nebenan.de ist hierzulande das größte Nachbarschaftsportal. Seit einer Woche registrierten sich fünfmal so viele Menschen auf der Plattform. Auf Twitter und Instagram posten Tausende mit Hashtags wie #nachbarschaftschallenge oder #coronahilfe ihre Angebote.

Ein Gespräch mit Michael Vollmann, dem Mitgründer von nebenan.de und Geschäftsführer der nebenan.de Stiftung.

Was erleben Sie mit nebenan.de aktuell durch Corona?
Corona hat eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Immer mehr Nachbarn melden sich bei uns an und bieten Unterstützung für Risikogruppen, wie Einkaufsdienste, Apothekengänge, Einzelbetreuung von Kindern oder das Ausführen von Hunden, an. Oder man singt und klatscht gemeinsam von den Balkonen und am Fenster.

Übersteigt die Nachfrage das Angebot? 
Nein, es ist umgekehrt: Wir haben wesentlich mehr Hilfsangebote als Nachfrage. Anbieter sind vor allem Jüngere, z.B. Studenten und junge Familien. Die vergleichsweise noch geringe Nachfrage liegt auch daran, dass viele Ältere nicht vertraut sind mit Online-Medien. Daher haben wir eine Hotline gestartet: Über die kostenlose Telefonnummer 0800 866 55 44 können Hilfe-Gesuche per Telefon und Formular aufgegeben werden. Die Anfragen werden auf der neuen Seite nebenan.de/corona gebündelt. Alle Gesuche werden nach PLZ sortiert. Adressverifizierte Nachbarn bei nebenan.de können auf Gesuche in ihrer Umgebung reagieren und direkt Kontakt aufnehmen. Zudem stellen wir Aushänge fürs Treppenhaus und Hauseingänge zur Verfügung. Damit schlagen wir eine Brücke zwischen der analogen und der digitalen Welt.

Die Menschen müssen jetzt sozial Distanz halten und Kontakte vermeiden. Wie verhindern wir die totale soziale Isolation?
Wir bauen jetzt die telefonischen Dienste aus und kooperieren beispielsweise mit der Telefonseelsorge der Diakonie. Über www.tagdernachbarn.de bieten wir jüngeren Altersgruppen Möglichkeiten und Ideen für virtuelle Begegnung und Unterstützung. Zudem stellen wir Städten und Gemeinden derzeit kostenlos das „Organisationsprofil“ auf nebenan.de zur Krisenkommunikation zur Verfügung. So können sie ihre Bewohner einfach über aktuelle Entwicklungen informieren.

Wie wird sich die digital-analoge Zivilgesellschaft nach der Krise von der Zivilgesellschaft vor ihr unterscheiden? 
Wir erleben eine Rückbesinnung auf lokale Vernetzung und Kommunikation, unterstützt durch digitale Tools. Der direkte Kontakt zwischen Nachbarn und in den lokalen Räumen wird wieder als echter Mehrwert erkannt. Das wird unsere Gesellschaft sehr viel resilienter gegenüber künftigen Krisen machen.

 

Informationen für kleine Menschen

Die Stadt Wien hat dieses Video erstellt, welches Kindern Corona und entsprechende Maßnahmen erklärt.

MDR wird ausgesetzt

Nicht nur die Zivilgesellschaft zeigt sich flexibel, agil und änderungsbereit – EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides hat gestern verkündet, dass die „Scharfschaltung“ der Medical Device Regulation, die ab Mai 2020 gelten sollte, um 12 Monate verschoben wird. 

 

Neues Forschungsnetzwerk

Gestern gab die Charité den Aufbau eines neuen Netzwerks bekannt, um die Forschungsaktivitäten der deutschen Universitätsmedizin zur Bewältigung der aktuellen Pandemie-Krise zu bündeln und zu stärken. Die Koordination der neuen Institution liegt bei der Charité; gefördert wird das Netzwerk mit 150 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Die "Nationale Taksforce" soll laut der Ministerin die wirksamsten Ideen und Rezepte entwickeln, um die Patienten bestmöglich zu schützen.

Die Kliniken sollen demnach in einen Erfahrungsaustausch über ihre Maßnahmenpläne im Umgang mit der Pandemie treten. Zudem wird eine Zusammenstellung der Daten aller Covid-19-Patienten angestrebt, um einen Gesamtüberblick über Krankengeschichte und Konstitution der Patienten zu bekommen. Von der Datensammlung erhoffen sich die Initiatoren - der Charité-Vorstandsvorsitzende Heyo Kroemer und der Direktor der Virologie, Christian Drosten - Erkenntnisse für das Pandemiemanagement und die Impfstoff- und Therapieentwicklung.

 

„Die fehlende elektronische Patientenakte wird sich rächen“

Otto Rieckhoff, hih-Kuratoriumsmitglied und ehemaliger Aufsichtsratschef des HSV, berät uns in Sachen Patientensicht und Informationsbedarf und stand für das Interview zu seiner derzeitigen Alltagssituation gerne zur Verfügung.  

Wie erlebst du die derzeitige Situation? 
Als Ruheständler könnten meine Frau und ich die Situation eher mit Gelassenheit aussitzen, obwohl wir beide zur Risikogruppe gehören. Als News-Junkies sind wir aber durch die permanent sich zum Teil sehr widersprechenden Nachrichten durch unzählige und vermeintliche und selbsternannte Experten und durch sich profilierende Politiker sehr verunsichert. Was uns zudem extrem umtreibt, sind all die anderen Menschen, die parallel zur gesundheitlichen Sorge von Existenzängsten bedroht werden.

Wie verhalten sich die Menschen um Euch herum, mit denen Ihr in Kontakt steht?
Wir haben schon ganz früh die Entwicklung vorausgesehen und uns entsprechend separiert, mit der Folge, dass wir bei Freunden auf viel Unverständnis getroffen sind. Da hat sich viel später dann Einsicht ergeben. Sehr auffällig haben Freunde und Bekannte das Telefon wiederentdeckt.

Habt Ihr Hilfsangebote von Nachbarn etc. – und nehmt Ihr die in Anspruch?
Bislang haben wir, als familienloses Ehepaar keine Hilfsangebote erhalten, unsere Nachbarn gehören ihrerseits zur Risikogruppe. Falls uns das Einkaufen unter hohen Schutzmaßnahmen nicht mehr möglich sein sollte, werden wir uns um professionelle Hilfe von z.B. Supermärkten kümmern oder Kontakt zu den beispiellosen Hilfsangeboten von Bürgerinitiativen suchen

In welchen Situationen nutzt Ihr digitale Angebote und wo vermisst Ihr sie?
Wir nutzen schon lange täglich diverse Tageszeitungen per E-Paper und lesen sehr viel im Internet. Auch Banking machen wir seit Jahren elektronisch. Schriftverkehr wird vorwiegend per E-Mail erledigt. Wir sind hardwaremäßig gut ausgerüstet, so dass uns nichts fehlt. Allerdings wird sich im Krankheitsfall für jeden Patienten rächen, dass wir in Deutschland noch keine elektronische Patientenakte etablieren konnten.

 

Für die Launen des Alltags

Ideen auf Knopfdruck für den Alltag

Langeweile, Lagerkoller, #SocialDistancing, Ideenstaus und Einsamkeit? Ein Projekt mehrerer Initiativen bietet ein Tool für die einfachen und schwierigeren Fragen des Alltags. Der Corona-mat wird von unterschiedlichen Initiativen der Zivilgesellschaft betrieben und sorgt neben Unterhaltung auch für Erkenntnisse und gibt vereinzelt Hilfestellung.

GOOD NEWS

Corona-Couch-Benefizkonzert

Am Sonntag treffen sich Billie Eillish, Billie Joe Armstrong (Green Day) Mariah Carey, Alicia Keys und viele andere IM NETZ und machen Musik; Elton John moderiert und alle sitzen auf Ihrer Couch (oder vermutlich in den eigenen Heimstudios) – die Spenden sollen Corona-Erkrankten zugutekommen.
Ziel ist auch, das Prinzip #SocialDistancing in den USA etwas populärer zu machen. Und auch für uns eine schöne Abwechslung in den eigenen 4Wänden.
https://news.iheart.com/featured/living-room-concert/

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

Mehr Informationen, täglich aktualisiert, finden Sie auf unserer Webseite unter: Corona digital

 
hih - health innovation hub
des Bundesministeriums für Gesundheit

Torstraße 223
10115 Berlin

info@hih-2025.de
+49 30 847 11 340

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