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Impfaufklärung und Neujahrswünsche

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich hoffe, Sie sind alle gesund im Neuen Jahr angekommen. Sicher ist, dass das Jahr 2021 spannend wird – schließlich stehen politisch einige wegweisende Weichenstellungen an. Überlagert werden meine Empfindungen dennoch durch die Corona-Pandemie. Hier schwanke ich zwischen Zuversicht und einer Mischung aus Ermüdung und Enttäuschung. Es stimmt mich froh und macht mich als Wissenschaftler gar ein wenig stolz, dass Forschern das schier Unmögliche – in einer nie vorstellbaren Zeit – gelungen ist, einen Impfstoff gegen Sars-Cov2 zu entwickeln. Besondere Faszination geht dabei für mich von der mRNA Plattform aus – diese Form von ‚Immun-Engineering‘ wird sicher auch andere Bereiche, wie die Behandlung von onkologischen und immun-modulierten Erkrankungen grundlegend verändern und verbessern.

Ich möchte aber auch nicht verhehlen, dass ich vom Start der Impfkampagne enttäuscht bin. Es fehlt an Impfstoffmenge, Geschwindigkeit und Koordination. Es fehlt darüber hinaus offenbar am ‚sense of urgency‘. Ja, es war richtig, den Impfstoff über die EU zu bestellen. Und es ist klar zu wenig von den jetzt verfügbaren Impfstoffen bestellt wurden. Offenbar war bei einigen EU-Bürokraten die Sorge vor dem Europäischen Rechnungshof größer, als der Wille eine sichere, wenn auch teure Impflösung für alle Europäer sicherzustellen. Verantwortlich dafür waren nicht deutsche Ministerien, sondern die EU. Hier brauchen wir deutlich mehr Bereitschaft zur Übernahme politischer Verantwortung!

Doch schauen wir nach vorn: Wir brauchen Lösungen! Wie kann die Impfstoffproduktion rasch gesteigert werden? Wie kann schneller verimpft werden? Warum nicht über das Internet aufklären, so dass nur die Menschen im Impfzentrum ein Arztgespräch in Anspruch nehmen müssen, die wirklich noch Fragen haben. Können wir nicht im Vertrauen auf mehr Impfstoff in drei Wochen alle heute verfügbaren Dosen verimpfen? Sollten wir die Corona-Warn-App nicht auch als digitales Impfzertifikat einsetzen?

Für Viele hat diese Krise existentielle Konsequenzen – medizinisch, wirtschaftlich und sozial. Dies verpflichtet neu zu denken – ohne Kompromiss bei der Sicherheit! Dabei kann uns das Vorgehen in Israel ein Vorbild werden.

Gleichzeitig müssen wir Aufklären. Dazu will auch dieser Newsletter einen kleinen Beitrag leisten. Wir räumen mit Legenden auf und klären auch noch einmal, wie die Terminvergabe organisiert ist.

Des Weiteren freuen wir uns über unsere frisch geschlossene Partnerschaft mit der Digital Medicine Society, mit der uns aufregende Themen verbinden. Überhaupt wird 2021 nicht nur das Jahr, in der wir die Pandemie in den Griff bekommen, sondern auch die elektronische Patientenakte das Licht der Welt erblickt hat und das eRezept endlich Realität wird.

Es bleibt also aufregend im letzten Jahr des hih. Bleiben Sie gesund und vorsichtig.

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

41.000
also alle Bewohner der rund 900 dänischen Pflegeheime und die dort Pflegenden wurden in den vergangenen drei Wochen geimpft.

hih-Termine

Mittwoch, 17. Februar 2021 14.00 – 16:00 Uhr

(virtuelles) hih Webinar "KHZG – deep dive"

Im ersten Spin-off unseres KHZG-Webinars nehmen wir nun die ersten Fördertatbeständen näher ins Visier. Die erste Ausgabe befasst sich mit „Patientendaten in der Cloud (technisch und juristisch)“ und um das überaus dankbare Thema „Digitale Medikation“.


Dienstag, 23. – Freitag, 26. Februar

Digital Medicine Week (virtuell)
Idee, Konzept, Anmeldung: dmw.hih-2025.de

4 Tage, 4 ineinander verzahnte Konferenzen, ein Ziel -> den Alltag für Patient:innen zu verbessern.
Seien Sie dabei, wenn der hih die digitalen Pforten öffnet und erstmals Patient:innen und Medical Entrepreneur:innen, DiGA-Hersteller:innen, Forscher:innen und Evidenz-Expert:innen, medizinischen Fachgesellschaften, Zertifizierern und MDR-Expert:innen nicht nur eine gemeinsame Bühne, sondern auch das gemeinsame bietet.


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih Veranstaltungen

Digitale Tools

Digitalisierung von Leitlinienwissen

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) hat ein Projekt zur Digitalisierung medizinischer Leitlinien aufgesetzt. Die letzten Monate haben einmal mehr gezeigt, wie wichtig fundierte medizinisch-wissenschaftliche Informationen sind – insbesondere auch in Onlineangeboten. Um dieses Wissen zukünftig auch als Basis für digitale Gesundheitsanwendungen wie Apps, Arztinformationssysteme oder Informationsangebote auf Plattformen verfügbar zu machen, setzt die AWMF derzeit ein umfassendes Konzept zur Digitalisierung des Leitlinienwissens um.
Quelle

 

Wissenschaftlicher (digitaler) Kampf gegen Impf-Fake-News

Um die Verbreitung von Fehlinformationen über COVID-19-Impfstoffe zu bekämpfen, hat Prof Stephan Lewandowsky, School of Psychology and Cabot Institute at University of Bristol, mit Schwerpunkt Forschung im Bereich Fehlinformation, ein sich stetig aktualisierendes Wiki Online-Handbuch The COVID-19 Vaccine Communication Handbook - HackMD initiiert, mit hilfreichen Infos darüber, was gute Kommunikation rund um das Impfen ausmacht und welche Strategien gegen Fake-News helfen. Es zeigt auf, wie Fehlinfos über die COVID-19-Impfung widerlegt und Ängste abgebaut werden können.

@Patienten

Wir sind stolz, Teil des Großprojekts Impfen zu sein

Die kv.digital GmbH, ein Tochterunternehmen der KBV, entwickelt den Impfterminservice. Die Software wird in den Callcentern der Hotline 116117 verwendet und bietet über die Website www.impfterminservice.de auch den Impflingen die Möglichkeit, einen Termin selbständig zu buchen. Sie basiert auf dem eTerminservice der 116117, der in der aktuellen Ausgabe der Stiftung Warentest als Testsieger hervorging und steht theoretisch allen Bundesländern für ihr Impfangebot kostenlos zur Verfügung. Aktuell nutzen jedoch nur fünf Bundesländer (Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg, Sachsen-Anhalt und NRW) diese Möglichkeit. Ein Gespräch mit Dr. Florian Fuhrmann, Geschäftsführer der kv.digital GmbH, über Funktionalitäten und Föderalismus.

Welche Aufgaben innerhalb der bundesweiten Impfstrategie hat die kv.digital konkret übernommen?
Die Bundesregierung hat die KBV und die kv.digital mit der Entwicklung einer bundeseinheitlichen Terminsoftware für alle Impfzentren beauftragt. Das war Mitte November. Basierend auf dem eTerminservice der 116117 ist so der Impfterminservice innerhalb weniger Wochen entstanden. Wie gefordert, ging unsere Software für Impfzentren und Callcenter am 23. Dezember und für Impflinge am 27. Dezember 2020 live. Seitdem wird der Impfterminservice kontinuierlich um neue Features und Anforderungen, wie neue Impfstoffe, Impfansprüche und so weiter, erweitert.

Welche Vorteile haben Bundesländer, die Ihren Impfterminservice nutzen?
Der Impfterminservice setzt technisch auf unserem eTerminservice auf, der seit vielen Jahren im KV-System (online und telefonisch über die 116117) für die Terminvermittlung in Praxen genutzt wird. Dieser ist in den Arztpraxen das am weitesten verbreitete Terminbuchungsportal und dazu Testsieger in der aktuellen Ausgabe von Stiftung Warentest, was für sich spricht. Die letzten Wochen haben zudem gezeigt, dass der Impfterminservice ohne Unterbrechung läuft. Die Onlineanwendung wird kostenfrei von der Bundesregierung zur Verfügung gestellt. Je mehr Bundesländer das Angebot des Bundes nutzen, desto breiter kann die Bevölkerung informiert werden.

Last but not least: Wenn das Impfen zu einem späteren Zeitpunkt in den Praxen stattfindet, dann macht der eTerminservice einen Übergang leichter. Andere Dienste bzw. Eigenentwicklungen der Länder werden es da, aufgrund der fehlenden Anbindung an Praxen, schwerer haben.

Wie schätzen Sie den Start der Corona-Impfungen in Deutschland persönlich ein?
Ich persönlich ziehe meinen Hut vor den Wissenschaftlern, die in Rekordzeit Impfstoffe entwickelt haben und bin beeindruckt von allen, die in der Impforganisation und den Impfzentren tätig sind. Das Engagement aller Beteiligten ist bemerkenswert und stimmt mich hoffnungsvoll. Sicherlich kann man immer Dinge besser machen, da haben es Zaungäste ohne Verantwortung leicht mit Kritik. An der aufrichtigen Motivation der Verantwortlichen, unser Land wieder in die Normalität zu führen, hege ich keine Zweifel.

Lesen Sie hier das ganze Interview.

 

Impfung gegen das Coronavirus

Momentan sind aus unserer Sicht ein paar zu viele Falschmeldungen hinsichtlich des Impfens unterwegs – deswegen möchten wir an dieser Stelle die Forschung und die Wissenschaftler gebührend feiern, die diese Unmöglichkeit – einen sicheren Impfstoff innerhalb von 10 Monaten zu entwickeln – fertig gebracht haben.
„Deutschland krempelt die Ärmel hoch“ – unter dieser Überschrift ist zum Jahreswechsel die größte Impfkampagne in der Geschichte der Bundesrepublik gestartet. Bis April sollen 11 bis 13 Millionen Impfdosen ausgeliefert und bis zum Sommer jedem Bundesbürger ein Impfangebot gemacht werden.
Quellen u.a.

Wurde der Impfstoff ausreichend getestet?
Ja, trotz der Kürze der Zeit. Normalerweise laufen diese Phasen nacheinander ab - bei der Entwicklung des Impfstoffs gegen das Sars-Cov2-Virus werden diese jedoch teilweise auch parallel durchgeführt. Zudem hat die Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) für einige Impfstoffkandidaten das "Rolling-Review"-Verfahren zugelassen. Dabei wird mit der Bewertung der klinischen Ergebnisse bereits begonnen, bevor alle erforderlichen Daten für einen Zulassungsantrag erhoben sind.

Verändert der Impfstoff das Genom?
Bei den bisher zugelassenen Impfstoffen handelt es sich um RNA-Impfstoffe. Diese bestehen meist aus sogenannter Messenger-RNA (mRNA) die eine Art Bauanleitung für Antigene enthält. Dieser Bauplan bewirkt in der Zelle, dass diese Proteine produziert, die die gewünschte Abwehrreaktion des Körpers auslösen. Es besteht auch nicht die theoretische Gefahr, dass das Erbgut von Körperzellen integriert wird.

Impfzentren
Verteilt wird der Impfstoff über regionale Impfzentren der Bundesländer, die auch die Bürgerinnen und Bürger informieren. Die telefonische Hotline 116117 wird in den meisten Bundesländern als Zugangsnummer für die Terminvergabe genutzt.

Impfgruppen
Weil zunächst nicht genügend Impfstoff für alle zur Verfügung steht, werden zuerst die über 80-Jährigen sowie die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen sowie das Personal dieser Einrichtungen sowie weitere Beschäftigte im Gesundheitswesen, die einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind, geimpft.

Impfpflicht
Die Impfung gegen das Coronavirus ist freiwillig, eine rechtliche oder faktische Impfpflicht gibt es nicht.

Immunität und Infektionsgefahr
90 oder mehr Prozent Schutz vor einer Erkrankung sollen die Corona-Impfstoffe bieten. Unklar ist jedoch, wie lange der Schutz gegen das Virus anhält. Erste Studien machen Hoffnung, dass die Immunität länger anhält als bei bisherigen Coronaviren, die im Schnitt ein bis anderthalb Jahre vor einer erneuten Infektion schützten. Ungewiss ist auch, ob eine Impfung vor weiteren Ansteckungen schützt. Nachimpfungen sind wie bei anderen Infektionsgefahren auch gegen Sars-CoV-2 möglich. Das Virus würde zu einem weiteren Erreger, gegen den man sich regelmäßig impfen kann.

Impfung und Einhaltung der Corona-Regeln
Wer geimpft ist, muss sich solange an die bestehenden AHA-Regeln (Abstand, Händewaschen, Atemmasken) und Einschränkungen halten, wie nicht geklärt ist, ob er oder sie noch infektiös und damit ansteckend für (noch nicht) Geimpfte ist.

Diskriminierung von (Nicht-)Geimpften
Ist es „unsolidarisch“ und eine „Spaltung der Gesellschaft“, wenn die bereits gegen das Coronavirus Geimpften die geltenden Beschränkungen nicht mehr auf sich nehmen müssten? Die Diskussion macht erst Sinn, wenn feststeht, dass der Impfstoff nicht nur die Geimpften schützt, sondern auch die Übertragung des Virus verhindert.

 

Apple stiftet 100 Millionen US-Dollar für Bildung und soziale Gerechtigkeit

Kein neues Produkt, kein neuer Service, sondern wichtiger und nachhaltiger: Apple hat gestern die Racial Equity and Justice Initiative (REJI) vorgestellt. Apple stellt 100 Millionen US-Dollar bereit, um "systemischen Rassismus in Frage zu stellen und die Rassengerechtigkeit landesweit voranzutreiben“.
Quelle

Launen des Alltags

Die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten unterstützen Homeschooling

Kroatien und Großbritannien haben es vorgemacht, Deutschland ist erst jetzt, trotz traditionellem Bildungsfernsehen, auf die Idee des Nachahmens gekommen. Herrlich einfach und niedrigschwellig werden Lerninhalte via Fernsehprogramm angeboten – einen Fernseher hat schließlich jeder.
Einen Überblick über Sender und Themen finden Sie hier.

Und für die Erwachseneren unter uns eröffnet heute das Zürcher Philosophie Festival mit dem Motto „Hast du Lust?“ seine Monitore und Bühnen. Eröffnungsvortrag heute um 20 Uhr hält @C_Emcke – mal was ganz anderes im täglichen Irrsinn.

Good News

Eine neue Partnerschaft zwischen dem hih und der U.S. Digital Medicine Society (DiMe)

Während vielerorts eine friedliche Ruhephase Einzug hielt, haben wir die Zeit genutzt, um eine Idee zu konkretisieren, die unseren kollaborativen Ansatz widerspiegelt und die uns daher über die Maße erfreut: die Partnerschaft zwischen der U.S. Digital Medicine Society (DiMe) und dem hih. Eine internationale Gruppe von Forschern und Experten für die Nutzung von Real-World-Daten und Real-World-Evidenz hat gemeinsam mit dem hih und der DiMe an dem ersten einer Reihe von Expertengesprächen teilgenommen und die Partnerschaft der Organisationen ins Leben gerufen. Ziel eben dieser wird sein, die Innovation in der Evidenzgenerierung im Zusammenhang mit digitalen Gesundheitsanwendungen zu beschleunigen und den Einsatz qualitativ hochwertiger digitaler Medizinprodukte in der Routineversorgung zu beschleunigen.
Mehr Info

 

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

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