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Öffentliche Gesundheit muss Priorität bekommen

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

so viel Gesundheitspolitik war noch nie in einem Bundestagswahlkampf. Die Corona-Pandemie hat die Themen Digitalisierung, Pflege und Krankenhäuser dorthin gespült, wo sie hingehören: nach ganz oben. Die Herausforderungen sind gewaltig und haben disruptiven Charakter. In den letzten vier Jahren ist das Gesundheitswesen digitaler geworden als in den letzten 20 Jahren zusammen: Elektronische Patientenakte (ePA) und elektronisches Rezept, Digitale Gesundheits- und Pflegeanwendungen (DiGA und DiPA) und mit das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) werden die Digitalisierung beschleunigen und verstärken. 

Wir haben in den letzten Wochen genauer hingehört und die Parteien an dieser Stelle zu Wort kommen lassen. Auch wenn es programmatische Unterschiede gibt, so sind sich die Parteien in einem einig: Öffentliche Gesundheit (public health) muss zur Priorität der Zukunft werden! Der „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD)“ der noch amtierenden Bundesregierung ist richtungsweisend, kann aber nur der Anfang sein. Die Positionen der Parteien haben es in sich: CDU/CSU wollen eine nationale „eHealth-Roadmap „Digitale Gesundheit 2030“, die Grünen fordern eine Digitalagentur für das Gesundheitswesen, die SPD will die Pflege stärker fördern und besser finanzieren, die FDP sieht in digitalen Gesundheitsanwendungen, Robotik und KI einen wichtigen Beitrag zur Entlastung von Fachkräften. 

Es bleibt also spannend, und wir alle haben das Privileg die inhaltlichen Ausrichtungen mit unserer Stimme am 26. September zu beeinflussen. Also nutzen Sie Ihre Stimme und gehen Sie wählen!

Es grüßt herzlich

Ihr, Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

704 Milliarden Euro

– auf diese Summe können, laut einer Studie der Boston Consulting Group (2021), die Gesundheitsausgaben bis 2040 steigen, wenn es bei dem jährlichen Anstieg von 2,7 Prozent der letzten 5 Jahre bleiben sollte. Im Jahr 2019 betrugen die Ausgaben noch 385 Mrd. Euro.

hih-Termine

Freitag, 24. September 2021, 14 – 16 Uhr
Partnerevent: 
DigitalRadar – Kick-off zur Reifegradmessung

Mit Spannung von der deutschen Krankenhauslandschaft erwartet, wird das Modell zur Evaluierung des digitalen Reifegrades von Krankenhäusern gemäß den Anforderungen des Krankenhauszukunftgesetzes (KHZG) vorgestellt. Zu Wort kommen die Verantwortlichen des DigitalRadar Konsortiums sowie Vertreter:innen der Pilotkrankenhäuser. Sie geben fachkundig Auskunft über Prozedere, Inhalt und Aufwand.
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Mittwoch, 29. September 2021, 16 – 19 Uhr
KIM – Sichere E-Mails für Ärzt:innen, Part 2

KIM – Der Kommunikationsdienst im Medizinwesen ermöglicht endlich den sicheren Austausch medizinischer Dokumente wie Befunde und Arztbriefe über die Telematikinfrastruktur. Gemeinsam mit verschiedensten Anbietern, Ärzt:innen, der gematik und dem Deutschen Ärzteblatt „gehen“ wir live in die Praxen und zeigen in Echtzeit, was getan wurde oder werden muss, um Informationen sicher zu verschicken und zu empfangen.
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Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

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Digitale Tools

Sichere Kommunikation muss nutzerorientiert sein

Sichere digitale Kommunikation scheint der neueste, heiße Hit im Gesundheitswesen zu werden. Außenstehende wundern sich, doch medizinisches Personal freut sich darauf, bspw. mit dem TI-Messenger der gematik endlich im rechtssicheren Raum schnell kommunizieren zu können. Basis dieser Technik ist das sogenannte Matrix-Protokoll, das die Grundlage der kürzlich vorab veröffentlichten Messenger-Spezifikation der gematik darstellt. Das Berliner Startup Famedly setzte schon früh auf diese Technik und kann so bereits heute über Erfahrungen aus der Anwendung im Gesundheitswesen berichten. Die Gründer von Famedly, Dr. Phillipp Kurtz und Niklas Zender, im Gespräch über Zuhören, Teilhabe und Datenschutz.
 

Ihr wart die Ersten in Deutschland, vielleicht weltweit, die spezialisiert auf das Gesundheitswesen auf Matrix gesetzt haben: Wie seid ihr da gelandet, und wieso Matrix? 

Wir sind beide Ärzte und haben die Kommunikationsprozesse im Krankenhaus sowie im ambulanten Bereich selbst kennengelernt. Es war so offensichtlich, wie viel Zeit in Telefonwarteschleifen oder mit dem Auffüllen von Papier für das Faxgerät verschwendet wurde, anstatt sie in die medizinische Zusammenarbeit zu investieren. Ein Messenger erschien uns ein geeignetes Format, um schnell und einfach Informationen auszutauschen. Mit dieser These sind wir 2018 gestartet und nach vielen Gesprächen mit Ärzt:innen, Pflegenden, Management und Gesundheits-ITler:innen hat sich herauskristallisiert, dass eine WhatsApp-ähnliche Lösung tatsächlich die technologische Basis für den Datenaustausch sein kann. Bestehende Lösungen wie KIM oder andere Messaging-Lösungen brachten aus unserer Sicht nicht die nötigen Voraussetzungen mit. Nach viel Technologierecherche (Signal, XMPP, Matrix, Wire, etc.) sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass das Matrix-Protokoll durch dessen Dezentralität und die starke Ende-zu-Ende Verschlüsselung, die bestens geeignete Technologie für die Umsetzung unserer Vision ist. Wie sich jetzt herausstellt, scheinen wir mit dieser Einschätzung richtig gelegen zu haben.
 

Matrix entstammt ja eher einer Hacker-Kultur: Wie bringt Ihr das mit den nicht immer Technik-verliebten Anforderungen des Gesundheitswesens zusammen?

Das ist tatsächlich ein sehr spannender Punkt. Nutzer:innen aus der Gesundheitsbranche möchten bestmöglich Patient:innen behandeln und haben wenig Interesse daran, wie genau die ganzen IT-Systeme funktionieren. Die Software muss sehr intuitiv handzuhaben sein, ansonsten gewinnt das Fax. Daher entschieden wir uns gegen den Standard-Klienten (“Element”), welcher eindeutig für ITler:innen konzipiert ist. Wir entwickelten einen eigenen Klienten, der sich an den Bedürfnissen medizinischen Fachpersonals orientiert. Die Oberfläche ähnelt dabei in der Tat WhatsApp, da dies einer der Wünsche unserer Testnutzer:innen war.

Kopfzerbrechen bereitet uns noch der Umgang mit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Leider brechen viele Messenger diese auf, um die Nutzererfahrung zu verbessern. Das wiederum untergräbt die hohen Datenschutzanforderungen der Gesundheitsbranche und ist damit für uns keine Alternative. Ein Dilemma, das es noch besser und einfacher zu lösen gilt. Daher versuchen wir neben unseren technischen Maßnahmen, den Nutzer:innen auch ein Verständnis für IT-Sicherheit zu vermitteln. Das ist nicht immer einfach, aber der Schutz der Patientendaten ist jeden Aufwand wert.
 

Wie passt der interoperable, offene Ansatz beim TI-Messenger der gematik zu gewerblichen Interessen?

Das passt sogar sehr gut, falls man kein Geschäftsmodell hat, welches auf der Verwertung von Daten oder auf einem geschlossenen Netzwerk basiert. Durch Interoperabilität und offene Schnittstellen haben Kunden Wahlfreiheit und können sich immer den Anbieter heraussuchen, der die für Ihren Anwendungsfall beste Lösung anbietet. Das verhindert effektiv Lock-In Effekte, belebt den Wettbewerb und führt zu zufriedeneren Kunden. […]

Lesen Sie hier das ungekürzte Interview.

 

Sturzprävention und Mobilitätsanalyse

Jeder Dritte über 65 Jahre stürzt mindestens einmal im Jahr – mit oft schwerwiegenden Folgen. Ein Viertel der Gestürzten braucht einen erhöhten Pflegebedarf. KI gestützt analysiert die digitale Mobilitätsanalyse von Lindera das individuelle Sturzrisiko und empfiehlt Maßnahmen zur Vorbeugung. Die KI lernt, wie sich das individuelle Gangbild und Mobilität über die Zeit verändert. Ziel ist es, einen Beitrag zu leisten, damit ältere Menschen möglichst lange, sicher und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben können. Pflegekräfte werden durch die Dokumentation der Sturzprophylaxe entlastet und können die gewonnene Zeit für Prävention mit den Pflegenden nutzen.

 

ePA Online-Fortbildung für Ärzt:innen

Der thematische Fokus der eHealth Academy liegt auf dem digitalen Wandel in der Medizin. In Zusammenarbeit mit der Fortbildungsakademie der Ärztekammer Hamburg wurde aktuell auch eine kostenfreie Online-Fortbildung zur elektronischen Patientenakte entwickelt (Umfang: ca. 2 Std.). 
Gestartet in 2020 wird aktuelles medizinisches Wissen über Online-Fortbildungen auf der Lernplattform zu diversen Themenbereichen vermittelt. Neben exklusiv für die Academy entwickelten Online-Schulungen, werden auch Veranstaltungen der Fortbildungsakademie der Ärztekammer Hamburg angeboten, die ursprünglich live stattgefunden haben. So können Fortbildungspunkte über die online-Lernplattform nach freier Zeitwahl erworben werden.

 

Investments in Digital Health Start-ups steigen stark 

Im Vergleich zum Vorjahr sind, laut EY Start-up-Barometer 2021, Investments 2021 bereits um das Vierfache gestiegen. 43 junge Unternehmen haben bis heute mehr als 400 Millionen  Euro eingesammelt, 2020 haben Risikokapitalgeber insgesamt 122 Millionen Euro für Start-ups der digitalen Gesundheitswirtschaft ausgegeben. 21 der geförderten Start-ups entwickeln Patienten-Apps, drei Apps für Pflegende und Ärzt:innen.

@Patienten

Digitale Pflege gewinnt an Akzeptanz 

Ob ambulant oder stationär, noch werden digitale Helfer in der Pflege kaum eingesetzt. Die angebliche Technikskepsis der Älteren oder der Pflegekräfte ist dabei ein Mythos. Wenn sie ihren Mehrwert sehen, gehören Ältere und Pflegekräfte zu den größten Befürwortern der digitalen Helfer, wie eine Befragung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) aus dem Jahr 2018 oder der Achte Altenbericht der Bundesregierung (2021) zeigt. Für zwei Drittel überwiegen die Chancen. Der Achte Altenbericht der Bundesregierung fordert konkret einen Internetzugang für alle Wohnformen älterer Menschen, ob zuhause oder im Pflegeheim, eine stärkere Beteiligung älterer Menschen in den politischen Gremien, die Gewährleistung der digitalen Daseinsvorsorge in den Kommunen, ein ständiges politisches Monitoring und eine Gesamtstrategie „Versorgung und Pflege“.

So soll die Pflege mit Hilfe digitaler Pflegeanwendungen (DiPA) beschleunigt und unterstützt werden. Zu den Anwendungen gehören Trainingsprogramme zur Stabilisierung kognitiver und körperlicher Fähigkeiten, die digitale Unterstützung eines selbstbestimmten Lebens in den eigenen vier Wänden und der Austausch zwischen Pflegekräften und Angehörigen. Ziel ist die Entlastung durch digitale Systeme und Anwendungen.

 

Digital Health in der Pflegeheimversorgung im ländlichen Raum

Videosprechstunden haben positive Auswirkungen auf Ärzt:innen und Pfleger:innen, die in der Pflegeheimversorgung im ländlichen Raum tätig sind. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie „Challenges in current nursing home care in rural Germany and how they can be reduced by telehealth - an exploratory qualitative pre-post study”. 

Der Einsatz von Videosprechstunden in Pflegeheimen kann Belastungen reduzieren, indem sie den persönlichen Besuch ergänzen und die Betreuung der Bewohner verbessern. Klinische Informationen gehen seltener verloren, zusätzlicher Arbeitsaufwand wird reduziert und medizinische, therapeutische und unterstützende Geräte werden schneller bereitgestellt. In der Studie werden konkrete Herausforderungen und Lösungsansätze für die Implementierung von TeleHealth in Pflegeheimen im Flächenland beschrieben. 
Die qualitative Forschung wurde im Rahmen des BMG-geförderten MUT-Projektes – Modell für die Umsetzung der Telemedizinischen Betreuung von Pflegeheimbewohnern durch ambulante Ärzt:innen im ländlichen Raum – umgesetzt. 

Everyday Mood Booster

Gemeinsam zum Impferfolg

Auf der Seite #HierWirdGeimpft finden sowohl Impfwillige Aktionen in Ihrer Umgebung als auch Planer von Impfaktionen die Möglichkeit, diese bundesweit zu bewerben. 
Gerne nehmen Sie die Initiatoren in die Übersicht auf und bewerben Ihre Aktion! Senden Sie die Details hier ein oder nutzen Sie in Ihren Social Media-Posts den Hashtag #HierWirdGeimpft.

Comedy Wildlife

Und hier noch etwas Persönliches, wenn mal alles so richtig schiefläuft und sich selbst der kleine Freitag wie montags anfühlt. Oder: Wieso wir das www. auch immer wieder lieben? All-time-favorites 

Good News

WHO eröffnet Pandemie-Frühwarnzentrum in Berlin

Mit einem Frühwarnzentrum will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Pandemien in Zukunft schneller erkennen. Das Zentrum soll Milliarden Daten über Tiergesundheit, Krankheiten, Bevölkerungsbewegungen, Folgen des Klimawandels und weitere Themenfelder verarbeiten. Der Hub erhält von Deutschland eine Startfinanzierung von umgerechnet 84 Millionen Euro und soll mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Quantencomputing einen besseren Datenaustausch zwischen den Ländern fördern. Zu den Gründungspartnern gehört die Berliner Charité.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite

 
hih - health innovation hub
des Bundesministeriums für Gesundheit

Torstraße 223
10115 Berlin

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+49 30 847 11 340

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