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Closing Remarks zur Digital Medicine Conference 2021

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Moratorium – Wirklich?

In den vergangenen beiden Tagen haben wir auf der Digital Medicine Conference (DMC) erlebt, mit wieviel Engagement, Überzeugung und Kreativität die Digitale Transformation unserer Gesundheitsversorgung vorangetrieben wird. Viele der regulatorischen Neuerungen, die in der abgelaufenen Legislatur verabschiedet wurden, beginnen ganz konkret, den Versorgungsalltag der Menschen zu verbessern. Neben der Telemedizin gilt das auch für ePA, und vor allem für die DiGA. Und wer hätte das gedacht: der DiGA Fast Track entwickelt sich zum deutschen Exportschlager, wie auf der ersten EU DiGA Con im Rahmen der DMC für jeden erkennbar wurde.

Parallel zu unserer DMC formulierte die deutsche Ärzteschaft ihre Wünsche an eine neue Regierung. Ganz oben auf der Wunschliste: ein „Digitalisierungsmoratorium“. Wenig überraschend war es die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die auf diese verwegene Idee kam – leider hat der Deutsche Ärztetag nicht die Kraft gefunden, dem deutlich zu widersprechen.

Natürlich haben die Ärzte recht, wenn sie auf Pannen und Unzulänglichkeiten bei der Umsetzung vieler Digitalisierungsprojekte hinweisen. Durch bessere Abstimmung und Orientierung an realen Prozessen hätten gematik und Industrie es den Ärzten wirklich leichter machen können. Defizite in der Qualität lösen sich aber nicht über Moratorien, sondern über konkrete Verbesserungen. Dabei muss daran erinnert werden, dass auch die Ärzteschaft aufgrund ihrer Gesellschafterrolle für die erkennbaren Defizite bei der gematik Verantwortung trägt. Wer über 14 Jahre maßgeblich zur Blockade der gematik beigetragen hat, sollte sich heute weniger über Meckern als über konkrete Unterstützung profilieren.

Nein, ein Moratorium ist wirklich der falsche Weg. Endlich haben wir auch in Deutschland Fahrt aufgenommen, digitale Technologien in den Dienst der Menschen für eine bessere Gesundheitsversorgung zu stellen. Dabei gibt es noch so viel zu tun, wie der Blick auf den – leider immer noch nicht digitalisierten – öffentlichen Gesundheitsdienst zeigt. So wissen wir in Deutschland nicht mal, wie viele Menschen geimpft sind – vor diesem Hintergrund ist ein Digitalisierungsmoratorium wirklich das Letzte, was wir brauchen. Es wäre geradezu unverantwortlich!

Von ihren Ärztinnen und Ärzten erwarten Patienten genau das Gegenteil: mehr Tempo mit sicherlich mehr Qualität in der Umsetzung, damit der Nutzen digitaler Technologien in der Gesundheitsversorgung schneller bei den Menschen ankommt.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

80,8 %

der bevölkerungsrepräsentativen Umfrage „Datapuls 2021“ schätzen den digitalen Arztbesuch, weil dadurch Mobilitätseinschränkungen keine Hürden mehr darstellen.

Quelle: social-wave.de

hih-Termine

Partner-Event
Freitag, 12. November 2021, 10.00-11.00 Uhr
Virtuelle DigitalRadar Sprechstunde #2 (für Krankenhäuser!)

Nun läuft die Erhebung knapp einen Monat; über 1.400 Krankenhäuser sind registriert oder haben bereits ihren Link bekommen, mit dem sie den Fragebogen zur Erhebung des Reifegrads bearbeiten können. Die FAQ-Sprechstunde soll helfen, im Live-Chat Dringendes zu beantworten, miteinander ins Gespräch zu kommen und so jenseits des Fragebogens Tipps & Tricks auszutauschen.
Hier geht es zur Anmeldung für die kostenlose Veranstaltung.


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih-Veranstaltungen

Digitale Tools

Die Videos zu den einzelnen Sessions finden sich ab heute Nachmittag auf unserer Magazin-Seite zur Nachbetrachtung. Wir haben es sehr genossen, bei unserer letzten großen Veranstaltung noch einmal so viele von Ihnen persönlich zutreffen und Danke sagen zu können – für den Support, die offenen Ohren und Worte, die Sie uns in den vergangenen Jahren entgegenbrachten.

EU DiGA Con

Mit mehr als 1.500 Zuschauer:innen im Livestream: eines der Highlights der DMC. Nachdem der französische Präsident im Oktober angekündigt hatte, den DiGA Fast Track in Frankreich zu replizieren und der hih, BMG und BfarM Dutzende Informationsanfragen weiterer Länder erhalten hatten, war die EU DiGA Con der Ort, um die europaweite Diskussion über eine Harmonisierung der Digital Health zusammenzuführen.

Und so waren der Einladung des hih acht europäische Staaten gefolgt, stellten ihre Digital Health Strategien vor und diskutierten im Anschluss Möglichkeiten der Harmonisierung. Da alle Staaten vor derselben Aufgabe stehen, hilft das deutsche Beispiel, Lernerfahrung zu sammeln und Orientierung zu geben. Länder wie Irland und Luxemburg zeigen großes Interesse an solch einer Harmonisierung. Im Ergebnis wird die Diskussion jetzt multilateral fortgeführt und auch die EU-Ebene informiert. Die Chancen stehen gut, dass es schon nächstes Jahr nach Frankreich weitere Länder geben könnte, die für den DiGA-Bereich eine vergleichbare Umsetzung anstreben.

Video: EU DiGA Con Part 1
Video: EU DiGA Con Part 2

 

MVV – Die Medical Venture Validation

Besonders hat uns gefreut, dass wir das überaus wichtige Thema Patientenbedürfnisse auf die große Bühne brachten und zeigen konnten, dass Patient:innen nicht nur Versorgungslücken aus ihrem Alltag artikulieren, sondern ebenso oft eigene Ideen haben, wie eine Lösung für sie und andere Patient:innen aussehen könnte.

Der hih hat mit dem Patient:innen-Projekt gezeigt, dass Vernetzungsaktivitäten selbst ohne eigenes Budget möglich sind und dass Ideen auf vielen Wegen zu ausgereiften Konzepten wachsen können. Gefreut haben wir uns vor allem auch darüber, dass die Vernetzung der Teams mit dem Publikum vor Ort wirklich gut funktioniert hat – und es alle sichtlich genossen, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Davon haben insbesondere die Patient:innen-Teams profitiert – und eben das war unser aller Ziel.

Video: MVV

 

Hackathon Teams mit praktischen Lösungen

Erneutes Highlight unserer MVV waren die erfolgreichen Teams aus den VUD-Hackathons aus Kiel, Mainz und Greifswald. Einige von ihnen, wie EyeScan und EasyOncology, sprachen über ihre Weiterentwicklungen seit der Digital Medicine Week im Februar 2021, andere wiederum, wie GWA Hygiene, Team Ambulanz, Zero Trust Architecture und der Blutspender-Pass waren neu und beweisen sich gerade auf Station.

 

Pflegepolitik-Panel: Wie kann der PflEXIT noch abgewendet werden?

hih-Chairman, Jörg Debatin, diskutierte mit Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Staatssekretär Andreas Westerfellhaus, Johannes Wünscher, AG Junge Pflege, und Jens Bussmann, Generalsekretär des VUD e.V., über ein neues Rollenverständnis, die Schwachstellen im System und welche Aktionspunkte die richtigen Weichen für die Zukunft stellen.

Video: Politik Panel

 

Die Evidence Con – Novum auf deutschen Veranstaltungen

Im Rahmen der Conference wurden Fragen der Evidenz für digitale Lösungen sowie digitale Lösungen für Evidenzgenerierung diskutiert. Die durch regulatorische Änderungen – insbesondere der Einführung des DiGA Fast Track in Deutschland und des RWE-Framework in den USA – angestoßenen Anforderungen an Evidenzgenerierung für und mit digitalen Tools stellen große Herausforderungen dar, aber auch Chancen für Wissenschaft, Industrie und Leistungserbringer.

Im Rahmen der Evidence Con wurden diese Perspektiven dem Publikum nähergebracht: Aus der Wissenschafts- und Herstellerperspektive stellten Stefka Lysk und Claudia Witt die voll digital durchgeführte EMMA-Studie für die DiGA M-sense als Antwort auf die – pointiert von Wiebke Löbker vorgestellten – Anforderungen des DiGA Fast Track vor.
Der zweite Teil fokussierte auf die Möglichkeiten der Nutzung digitaler Lösungen in Studien. Christine Manta (HumanFirst) gab Einblicke in notwendige Infrastrukturen und vor allem grundlegende und dringend einzuhaltenden Prinzipien.

Valerie Kirchberger (Heartbeat Medical) und Andrea Pusic (Brigham & Women’s Hospital) zeigten anschaulich und praktisch, wie mithilfe digitaler Lösungen erhobene PROMs als ein wichtiger Baustein „guter“ Evidenz genutzt werden können. Der Status Quo auf beiden Seiten des Atlantiks zeigt das große Potential der „digitalen Evidenz“ als sinnvolle Ergänzung der tradierten Evidenzformen.

Eingerahmt wurde die Evidence Con durch Vorträge der beiden Partner DiMe und DGDM, die nach dem Ende des hih die diskutierten Evidenz-Themen in einem transatlantischen Bündnis weiter vorantreiben werden.

Video: Evidence Con Part 1
Video: Evidence Con Part 2

 

KIM - Quod erat demonstrandum

In unserem KIM-„Showroom“, den wir gemeinsam mit Thomas Jenzen von der gematik durchgeführt haben, konnten PVS-Hersteller gemeinsam mit ihren Ärzt:innen den Beweis antreten und live demonstrieren, dass das Verschicken von eArztbriefen und eNachrichten mittlerweile in sicheren Bahnen verläuft. Nichtsdestotrotz bedarf es noch Kommunikation rund um das Thema, das noch immer viele Fragen bei den Anwender:innen aufwirft und Unsicherheiten mit sich bringt. Doch das ist ein schöner Auftrag für die Zukunft, finden wir.

@Patienten

Health Data Con – Patient Journey – Der Auftakt:

Den Auftakt machte der Weg durch das Gesundheitswesen aus der Sicht der Kranken und Versorgenden. Mit der Patient:in im Fokus beleuchtete die Session die verschiedenen Stationen mit behandelnden und versorgenden Personen und Organisationen. „Rund um“ und „über“ den Patienten oder die Patientin wird dokumentiert: Beschwerden, Symptome, Diagnostik, Therapie, Pläne. Was wäre, wenn genau diese Daten nicht nur am Ort der Erhebung blieben, sondern zu seinem/ihren Wegbegleiter werden? Die Patient Information Journey machte klar, was heute schon möglich ist, was die Visionen des hih für morgen sind, und dass das alles nicht ohne Interoperabilität erreichbar ist.

Im zweiten Teil wagten wir den Blick von außen und ließen Expert:innen zu Wort kommen, wie Birgit Bauer als Patientenvertreterin und Dr. Nick Schneider aus dem Bundesgesundheitsministerium. Auch Dr. Winfried Veil (BMI) kam zu Wort, der die Blindheit des Datenschutzrechts für den Nutzen der Daten beklagte. Oder die Data Science-Expertin Dr. Viola Priesemann, die eindrücklich herleitete, wie nützlich Daten sind, wenn es gilt, eine Pandemie zu bekämpfen. Sowie Prof. Alexander Radbruch, der über Realität und Wunschdenken in Hinblick auf AI in der Medizin sprach.

Video: Health Data Con - Teil 1: Data Journey & Interoperabilität
Video: Health Data Con - Teil 2: Nutzen der Daten

 

Ärzt:innen schlagen Alarm, weil Blut für OPs fehlt

Die Zahl der Blutspenden ist in Deutschland alarmierend zurückgegangen. Es mag keine repräsentative Umfrage sein, aber mittlerweile berichteten mehrere befreundete Ärzt:innen und Pflegende aus verschiedenen Kliniken, dass immer mehr Operationen abgesagt werden müssten, weil einfach kein Blut mehr vorrätig sei. Das Blutspende-Barometer des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost zeigt sehr anschaulich, welche Blutkonserven fehlen und wo der Bedarf am höchsten ist. Außerdem können dort Termine gefunden und gleich gebucht werden.

 

Unzuverlässige Online-Recherche bei Gesundheitsfragen

Viele Menschen mit gesundheitlichen Problemen befragen Suchmaschinen. Ob die Antworten des „Dr. Google“ auch tatsächlich geeignet sind, ihre Beschwerden zu beheben, haben Forschende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Uralischen Föderalen Universität in Russland untersucht. Sie haben herausgefunden, dass sowohl die US-amerikanische Suchmaschine als auch das russische Pendent Yandex keine zuverlässigen Quellen für Gesundheitsinformationen sind.

Häufig enthielten die Snippets, die als Vorschau für Suchergebnisse angezeigt werden, fehlerhafte oder mangelhafte Angaben. Besonders problematisch seien die Informationen zu Hausmitteln oder sogenannten alternativen Behandlungsmöglichkeiten, heißt es in der Studie. Also fragen Sie Google lieber nicht!

Everyday Mood Booster

Weise Vorausschau

Theodor Fontane hat schon damals was Schlaues zu Videokonferenzen gesagt.

Good News

Botschaft angekommen: Daten retten Leben

Wissenschaft und Techniker Krankenkasse (TK) haben die Bundesregierung aufgerufen, weitere „radikalere Schritte“ in der Digitalisierung von Gesundheitsdaten und -anwendungen zu gehen. Strategiepapiere seien genügend erstellt, schreibt das Ärzteblatt, man müsse nicht auf Ergebnisse von weiteren Kommissionen warten, man müsse schnell handeln.

Besonders die Coronapandemie habe gezeigt, wie wichtig Daten seien, erklärte Erwin Böttinger, Profes­sor für Digital Health und Personalisierte Medizin sowie Leiter des Digital Health Center am Hasso-Platt­ner-Institut, auf dem Fachforum Gesundheit des Tagesspiegel in Berlin.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite

 
hih - health innovation hub
des Bundesministeriums für Gesundheit

Torstraße 223
10115 Berlin

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+49 30 847 11 340

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