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Realitätscheck: Digitale Medizin in Aussicht

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

lieber spät als nie – am Montag dieser Woche hat die StiKo endlich eingelenkt. Es gibt eine klare Impfempfehlung für Kinder zwischen 12 und 17 Jahren. In der Begründung der neuerlichen 180°-Wende bezieht sie sich auf einen gesamtheitlichen Gesundheitsbegriff unter Einbeziehung der sozialen Teilhabe. Richtig so – nur eben leider 4 Wochen zu spät, denn in vielen Bundesländern hat das neue Schuljahr bereits begonnen.

Das Ende der Sommerferien ist auch in Berlin spürbar. Neben der Bearbeitung der an Zahl stetig zunehmender Krisen (Klima, Flut, Afghanistan, …), rücken wieder Sachthemen in den Vordergrund. Dazu tragen auch wir mit der Veranstaltung „Gesundheit_digital“ am 25. August im Futurium (Berlin) bei. Obgleich nur knapp 100 Teilnehmer die Veranstaltung vor Ort verfolgen können, versetzt uns die Aussicht auf den direkten Austausch in große Vorfreude.

Unter dem Motto „Meilensteine für eine digitale Medizin“ wollen wir uns mit Themen beschäftigen, die uns seit Beginn des hih begleiten, in die wir viel Herzblut investiert haben, und welche die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Deutschland noch lange prägen werden. Vier Schwerpunkte stehen im Vordergrund: Einführung der Digitalen Gesundheitsanwendungen, Umsetzung von ePA und e-Rezept, Verfügbarkeit von Daten für Wissenschaft und Entwicklung und natürlich die Digitalisierung der Krankenhäuser. Zu Wort kommen neben den Verantwortlichen aus dem BMG Vertreter der Leistungserbringer, die die Neuerungen im Alltag einsetzen, und natürlich auch Patienten, die von ihren ersten Erfahrungen im Umgang mit einer digitalen Medizin berichten.

Nach 30 Monaten intensiver Arbeit und Austausch mit allen Stakeholdern in unserem an Komplexität nicht armen Gesundheitssystem wollen wir die Gelegenheit gleichzeitig für ein Resümee und einen Ausblick nutzen. Was fehlt noch, wo müssen wir inhaltlich nachsteuern? Dazu gehören auch unsere persönlichen Rückschlüsse zu Sinn und Zweck einer Struktur wie dem hih, der in dieser Legislatur ja erstmals, gewissermaßen als Experiment, eingesetzt wurde.

Wir freuen uns auf einen intensiven Austausch in gewohnter Manier.

Es grüßt Sie herzlich,

Ihr Jörg F. Debatin

Zahl des Tages

80,8 %
der bevölkerungsrepräsentativen Umfrage „Datapuls 2021“ schätzen den digitalen Arztbesuch, weil dadurch Mobilitätseinschränkungen keine Hürden mehr darstellen.

Quelle: www.social-wave.de

hih-Termine

Futurium I Mittwoch, 25. August 2021, 9.00 – 18.00 Uhr
Gesundheit_digital – Meilensteine für eine digitale Medizin

DVG, KHZG, Interoperabilität, ePA, eRezept, Forschungsdaten etc.: Schlagwörter, die die Legislaturperiode prägten und auch die Arbeit des health innovation hubs inhaltlich mitbestimmten. Grund genug, einmal den Realitätscheck zu machen, was davon in der Krankenversorgung bzw. bei den Patient:innen angekommen ist. Wir diskutieren mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Verantwortlichen des BMG, Patient:innen und Behandler:innen darüber, wo wir stehen auf dem Weg zu einem digitalen Gesundheitswesen. Im Livestream (Anmeldung) und Corona-bedingt auf Einladung.


Mittwoch, 29. September 2021, 16.00 – 19.00 Uhr
KIM – Sichere Emails für Ärzt:innen, Part 2

KIM – Der Kommunikationsdienst im Medizinwesen ermöglicht endlich den sicheren Austausch medizinischer Dokumente wie Befunde und Arztbriefe über die Telematikinfrastruktur. Gemeinsam mit dem Deutschen Ärzteblatt zeigen wir „Hands On“ was in der Arztpraxis getan werden muss, um KIM einsetzen zu können und stellen die bis dahin zertifizierten Anbieter vor.


Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, in der Regel ohne Anmeldung und für jedermann – Sie müssen nur zu gegebener Zeit auf unserer Startseite auf den Livestream-Link gehen.

Alle hih-Veranstaltungen

Digitale Tools

Qualität und Quantität von Gesundheits-Apps steigt

Gesundheits-Apps sind die am weitesten verbreiteten digitalen Tools. Allein im Jahr 2020 wurden mehr als 90.000 neue Apps veröffentlicht, hat das IQVIA Institute for Human Data Science mit Hauptsitz in den USA gezählt. Weltweit seien derzeit mehr als 350.000 Anwendungen mit Gesundheitsbezug für Smartphones verfügbar.

Vor allem steige die Zahl der Apps, die bei der Behandlung oder dem Umgang mit chronischen Erkrankungen unterstützen. Sie machen derzeit 47 Prozent der digitalen Anwendungen aus, 2015 lag der Anteil noch bei 8 Prozent. Fast die Hälfte der krankheitsspezifischen Apps konzentriert sich auf psychische Gesundheit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

 

Innovationslabor für Potenzial digitalisierter Pflege

Die Universitätsmedizin Halle bzw. das Bündnis „Translationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung (TDG)“ erhält 1,2 Millionen Euro für den Aufbau eines Innovationslabors, dass zur Erforschung digitalisierter Unterstützung für Pflegekräfte dienen soll. Damit werden die Erforschung und Entwicklung digital assistierter Produkte, Therapie- und Behandlungsformen und neue Dienstleistungen zur Unterstützung von Pflegenden weiter vorangetrieben. Des Weiteren entsteht eine wichtige Infrastruktur für die mehr als 80 Kooperationspartner des TDG-Bündnisses. Die Fertigstellung ist für 2022 geplant.

 

Ärzt:innen schlagen Alarm, weil Blut für OPs fehlt

Die Zahl der Blutspenden ist in Deutschland alarmierend zurückgegangen. Es mag keine repräsentative Umfrage sein, aber mittlerweile berichteten mehrere befreundete Ärzt:innen und Pflegende aus verschiedenen Kliniken, dass immer mehr Operationen abgesagt werden müssten, weil einfach kein Blut mehr vorrätig sei. Das Blutspende-Barometer des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost gGmbH zeigt sehr anschaulich, welche Blutkonserven fehlen, wo der Bedarf am höchsten ist. Außerdem können dort Termine gefunden und gleich gebucht werden.

@Patienten

Sechs Fragen an die LINKE zur Bundestagswahl:
Über DiGA, Daten und Daseinsvorsorge

Einen Gesprächspartner für ein Interview haben wir leider nicht bekommen. Dafür hat die LINKE unsere Fragen schriftlich beantwortet. Wir dokumentieren die Antworten der Partei ungekürzt.

In der vergangenen Legislatur wurden die regulatorischen Grundlagen für die Digitalisierung der Medizin in Deutschland gelegt. Wie schätzen Sie deren Potenzial für die Gesundheitsversorgung in Deutschland ein?

Die Digitalisierung birgt nach Ansicht der LINKEN wie jede Technologie oder neue Therapieverfahren sowohl Chancen als auch Risiken. Die Anwendungen innerhalb der Telematikinfrastruktur (TI), vor allem die Patientenakte, können helfen, das Selbstbestimmungsrecht der Versicherten zu verwirklichen. Patientennahe Anwendungen können die Therapie verbessern und die Adhärenz erhöhen. Voraussetzung ist eine gute Evidenz dafür, dass die Anwendungen mehr Nutzen als Risiko für die Patient*innen bieten. Leider wurde die 15 Jahre währende Lähmung nun durch unkritischen Aktionismus ersetzt. So wurden unfertige Anwendungen veröffentlicht, Datenschutzpannen provoziert und hohe Kosten verursacht. DIE LINKE kritisiert scharf, dass mit der Einführung der elektronischen Patientenakte das Versprechen für volle Datensouveränität für die Patient*innen nicht eingehalten wurde. Unsichere Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) kamen in die Versorgung, ihr Nutzen für die Patient*innen wird kaum überprüft.

Die Verfügbarkeit medizinischer Daten, insbesondere im zeitlichen Verlauf, ist für die Weiterentwicklung der Medizin von herausragender Bedeutung. Wie wollen Sie die Verfügbarkeit derartiger Daten für die Forschung verbessern? Welche Rolle soll der einzelne Bürger dabei einnehmen?

Für DIE LINKE muss das öffentliche Interesse an Forschung mit dem öffentlichen sowie individuellen Interesse an Datensparsamkeit, Datensicherheit und informationelle Selbstbestimmung austariert werden. Für datenschutzrechtlich unkritische Forschung mit anonymisierten Daten sollten die verfügbaren Routinedaten mit anderen Datensätzen wie Registerdaten unkompliziert zusammengeführt werden können. DIE LINKE lehnt allerdings Forderungen nach Aufweichung des Selbstbestimmungsrechts konsequent ab. Persönliche Gesundheitsdaten sind zu sensibel, als dass es eine ethische Pflicht zu ihrer Bereitstellung zu Forschungszwecken geben könnte. Für eine solche Entscheidung muss eine ausführliche und unabhängige Aufklärung gewährleistet werden. Ein Formblatt im Krankenhaus ist dafür ebenso wenig zielführend wie lange geltende Blankoerklärungen.

Zentrale Rolle der gematik ist es, Standards für den Einsatz digitaler Technologien zu definieren. Zunehmend übernimmt die gematik auch Umsetzungsaufgaben wie Entwicklung und Vertrieb von Apps. Wie operativ soll/sollte sich die Gematik als staatliches Unternehmen zukünftig am Markt positionieren?

Für DIE LINKE ist die Gesundheitsversorgung und damit auch die Gestaltung deren Digitalisierung Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Wir sehen sowohl die Anwendungen der Telematikinfrastruktur (TI) als auch therapeutische, pflegerische oder andere Anwendungen nicht als Markt, sondern zuvorderst als Mittel für die Verbesserung der Bedingungen für Patient*innen und Beschäftigte an. Zentrale Anwendungen sollten in staatlicher Regie entwickelt und an den Markt gebracht werden. Das kann auch therapiebegleitende Apps etc. betreffen. Es ist allerdings fraglich, ob die gematik, die als Organ der gemeinsamen Selbstverwaltung konzipiert wurde, dafür die richtige Institution ist. Auch fehlt bislang eine wirksame Überprüfung von DiGA hinsichtlich des Patientennutzens und der Datensicherheit. Besser wäre ein eigenständiges Institut, das Kompetenz in der Informationstechnik und in der Therapiebewertung miteinander vereint.

Die Defizite der bestehenden DRG-basierten Krankenhausfinanzierung sind offenkundig. Wie sieht eine bessere Alternative aus und welche Rolle werden dabei Patienten-Outcomes spielen?

Wir stimmen zu, dass diese Defizite offenkundig sind. Daher fordert unsere Fraktion seit vielen Jahren die Abschaffung der DRGs und die Einführung einer kostendeckenden Vergütung, zuletzt in Bundestags-Drucksache 19/26168. Patienten-Outcomes wollen wir verbessern, indem die Strukturqualität in den Krankenhäusern verbessert wird. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Niemand würde den Outcome einer Schule mit den erreichten Noten messen und erst recht davon nicht die Höhe der Finanzierung der Schule abhängig machen. Ein Krankenhaus, das schlechte Leistungen erbringt, braucht keinen Wettbewerb, sondern muss gemeinsam mit den beteiligten Akteur:innen und einer ausreichenden Finanzierung die Qualität verbessern. Die Messung und Auswertung von Kennzahlen zu Patienten-Outcomes kann wichtige Hinweise liefern, ist aber zur Bemessung der Finanzierung ungeeignet.

Mit welchen Maßnahmen planen Sie die digitale Gesundheitswirtschaft in Deutschland zu stärken? Braucht es zur Absicherung der Investitionsfähigkeit in digitale Infrastruktur eine Fortführung bzw. Ausweitung des KHZG?

Die digitale Gesundheitswirtschaft wollen wir insoweit fördern, wie ihre Produkte der Versorgung der Patient*innen oder der Weiterentwicklung des Gesundheitssystems insgesamt inkl. Verbesserung von Arbeitsbedingungen dienen. Dafür braucht es klare Vorgabe zum Nachweis des Nutzens inklusive Usability bei der Zielgruppe und der Datensicherheit sowie eine transparente und faire Preisgestaltung. Dafür erwartet die Unternehmen eine langfristige und planbare Abnahme durch die Krankenkassen sowie transparente Anreize für die Produktentwicklung. DIE LINKE fordert seit Langem eine Bundesbeteiligung zum Abbau des Investitionsstaus in Krankenhäusern. Allerdings haben wir die Verengung des Zukunftsfonds auf Digitalisierung und Notfallversorgung kritisiert. Wir fordern, dass der Bund bis zu 2,5 Mrd. Euro jährlich zu den Länderausgaben für Investitionskosten zuschießt und der Investitionsstau von 50 Mrd. damit über 10 Jahre abgebaut wird.

Der DVG-Fast Track wurde konzipiert, um digitale Innovationen schneller in die Regelversorgung zu überführen. Wie bewerten Sie den Fast Track? Sollte er abgeschafft oder gar auf andere Anwendungsbereiche innerhalb der Medizin ausgeweitet werden?

Alle therapeutischen Anwendungen sollten nach Ansicht der LINKEN valide auf Nutzen und Risiken für die Patient*innen untersucht werden. Bei Arzneimitteln brauchte es den Conterganskandal, um eine solche Überprüfung einzuführen. Dieser Fehler sollte bei digitalen Anwendungen nicht wiederholt werden, auch wenn sich die Risiken qualitativ unterscheiden. DIE LINKE fordert, dass mit Bundesmitteln eine angepasste Methodik für eine evidenzbasierte Untersuchung der Patienteneffekte entwickelt und dabei auf internationale Erfahrungen etwa aus Großbritannien aufgebaut wird. Das Ziel ist nicht, möglichst viele Anwendungen, sondern möglichst wirksame Anwendungen in die Versorgung zu bringen. Da der Nutzen weder aus der subjektiven Erfahrung noch aus big data-Analysen valide einzuschätzen ist, braucht es eine angepasste Studienmethodik, die insbesondere eine echte Randomisierung der Studienarme gewährleistet.

 

STIKO empfiehlt (endlich) auch Impfung für Kinder und Jugendliche ab 12

Die Ständige Impfkommission empfiehlt jetzt auch für die Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen die Impfung gegen das Coronavirus. Nach monatelanger Diskussion entschied sich die STIKO aufgrund neuer Datenlage, insbesondere aus dem US-Impfprogramm, für eine Impfung der rund vier Millionen jungen Menschen in Deutschland. Bereits jeder Vierte hat sich in der Altersgruppe bereits impfen lassen.

 

Pflege: Für 93 % ist das Thema wahlentscheidend

Der demografische Wandel fordert die Gesundheitspolitik in den nächsten Jahren zunehmend heraus. Bis 2050 wird die Zahl der Pflegebedürftigen um bis zu 50 % steigen. Fast jeder Vierte in der Generation 65+ wird dann Pflege brauchen.

Auch der Personalmangel in der Pflege steigt mit dieser Entwicklung. Bis 2050 werden demnach rund 300.000 neue Mitarbeiter:innen benötigt. Hinzukommt, dass immer mehr Angehörige ihre Eltern mit pflegen. Ihr Anteil ist allein in den letzten Jahren um fast 20 % gewachsen. Damit wird das Thema Pflege auch im Wahlkampf der Parteien immer wichtiger, wie eine Umfrage jetzt ergab: Für 93 % soll das Thema wahlentscheidend sein.

Everyday Mood Booster

Live long and prosper

Heute ist der 100. Geburtstag von Gene Roddenberry. Die US-Raumfahrtbehörde würdigt Roddenberrys 100. Geburtstag mit einer außergewöhnlichen Aktion und bescheinigte dem Star Trek-Schöpfer zugleich grundlegendes astronomisches Wissen.

Die Fernsehserie war jedoch 1969 wegen mageren Zuschauerinteresses nach bereits drei Staffeln eingestellt worden. Mehr Anklang fand sie danach durch die Zweitverwertung in anderen US-Fernsehanstalten und schließlich im Ausland, auch befördert durch die erste Mondlandung am 20. Juli 1969. Es folgten eine nicht sehr erfolgreiche Zeichentrickserie, bereits 1972 die erste Star Trek Convention, Kinofilme und schließlich die Fernsehproduktion "Star Trek: The Next Generation" (TNG). Er hatte sich eine Zukunft vorgestellt, in der Vielfalt und Toleranz gefördert werden und in der Inklusivität und Gleichheit die Norm sind.

Good News

BionTech kurbelt die deutsche Wirtschaft an

Der Impfstoff des deutschen Unternehmens ist weltweit im Kampf gegen Corona erfolgreich. Ökonomen zufolge hat das Wachstum des Mainzer Unternehmens auch Auswirkungen auf den Aufschwung im Land. Rund 0,5 % trägt das Unternehmen zum Wachstum des deutschen BIP bei - soviel wie noch nie ein Unternehmen zuvor. Experten gehen von einem Wachstum von 4 % in diesem Jahr aus. Der Anteil von BionTech beträgt demnach ein Achtel. Laut Unternehmensprognosen sind Erlöse von rund 16 Milliarden Euro in diesem Jahr möglich - rund einem halben Prozent des deutschen BIP.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite

 
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des Bundesministeriums für Gesundheit

Torstraße 223
10115 Berlin

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+49 30 847 11 340

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