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Alle (zu Hause) gegen einen!

 

Liebe Leserinnen und Leser,

der gewollt objektivere Blick von außen auf ein Problem hat schon oft geholfen, Dinge neu zu ordnen. Wer mal wieder mit dem deutschen Gesundheitswesen hadert, werfe einen Blick in die ausländische Presse, die wiederum einen Blick auf das deutsche Gesundheitswesen wirft – hier die New York Times. Fazit: Der Rest der Welt hätte in der Corona-Krise viel lieber "deutsche Verhältnisse".

Dass es dennoch auch hierzulande viele Herausforderungen gibt, bleibt unbenommen. Ich denke da an vorderster Stelle an den Schutz der Behandelnden und an die Versorgung Corona-infizierter Patienten in Pflegeheimen. Klar ist auch, dass noch viel zu tun ist, bevor wir anfangen können, uns aus der heute so notwendigen Isolation herauszuarbeiten. Zentral dabei sollten folgende Aspekte sein:

  1. Fortführung von #SocialDistancing soweit wie möglich mit Community-Masken.
  2. Konsequenter Schutz der Risikogruppen.
  3. Ausbau flächendeckender Testkapazitäten ggf. mit Antikörper-Tests mit digitaler Unterstützung der zugrunde liegenden Prozesse wie Terminierung und der digitalen Benachrichtigung über die Testergebnisse.
  4. Aufbau/Ausbau der Möglichkeiten, Covid-19 medizinisch zu bekämpfen, ggf. mit Medikamenten und/oder gespendeten Antikörpern.
  5. Implementierung der in der vergangenen Woche vorgestellten "proximity tracing app", natürlich auf – hundert Prozent – freiwilliger Basis.
  6. Noch intensivere, möglichst individuelle Aufklärung von Infizierten und möglichen Kontaktpersonen, auch mit digitalen Medien.

Für die kommenden Wochen aber bleibt zu hoffen, dass die Maßnahmen des #SocialDistancing mit Kontaktsperren wirken, und unsere Intensivmedizin in die Lage versetzen, alle bestmöglich zu versorgen. Weiterhin muss es heißen: Alle (zu Hause) gegen einen!

Bleiben Sie gesund und, wenn möglich, zuhause.

Ihr Jörg F. Debatin

ZAHL DES TAGES

9,1

Tage ist der derzeitige Verdopplungszeitraum der Infektionszahlen in Deutschland.

Quelle: KIT

Auswahl digitaler Unterstützungs-Tools

Free open medical education

Als Twitter-Initiative #M4MvsCOVID gestartet, hat die Wissensplattform www.m4mvscovid.de nun das Licht der Welt erblickt. M4MvsCOVID ist ein Zusammenschluss engagierter Mediziner*innen aus der Notfall-, Akut und Intensivmedizin, um den Herausforderungen, die das Corona-Virus stellt, gemeinsam zu trotzen. So sollen Kolleg*innen mit weniger intensivmedizinischer Erfahrung von dem zusammengetragenem Wissenspool profitieren und handlungsfähig bleiben.

Auf der Seite finden sich aktuelle, medizinische Informationen rund um die Behandlung von Covid-19-Patienten. Es werden täglich neue Erkenntnisse zu Sars-CoV-2 und Covid-19 veröffentlicht, deren Sichtung im klinischen Alltag und unter teils hochgradig belastenden Umständen nicht möglich ist. Gesammelt wird das Wissen nationaler und internationaler Fachgesellschaften rund um Covid-19 und konkret, kompakt und praxisnah aufbereitet – inklusive Checklisten.

Die Struktur der Internetseite bildet den Weg der Patientinnen und Patienten ab und ist bewusst simpel gehalten: 1. Quickguide, 2. Präklinik, 3. Notaufnahme, 4. Normalstation, 5. Intensivmedizin. Darüber hinaus gibt es die übergreifenden Punkte Beatmung und Hygiene.

 

Digital gegen Covid-19

Digital Health Unternehmen unterstützen schon seit Ausbruch der Krise mit vielfältigen Lösungen oftmals pro-Bono das deutsche Gesundheitssystem (Blogpost).

Jetzt haben sich Dutzende führender Tech-Unternehmen aller Branchen unter der gGmbH GesundZusammen organisiert, um digitale Projekte zu fördern, die „Gesellschaft, Politik und Wirtschaft aktiv dabei helfen, Covid-19 mit digitalen Lösungen einzudämmen“. Dabei räumen Sie auch in Krisenzeiten Freiheits- und Persönlichkeitsrechten höchste Priorität ein. Innerhalb weniger Tage haben bereits mehr als 100 Unternehmen ihre Unterstützung zugesichert.

 

Ideenwettbewerb gegen Pandemie

Im Zuge der aktuellen Coronavirus Pandemie und der drohenden medizinischen Versorgungskrise rufen Munich Re und die Fraunhofer-Gesellschaft zu dem Ideenwettbewerb Give-a-breath-Challenge auf, um mithilfe der klügsten Köpfe die Auswirkungen der Pandemie für Betroffene weltweit zu lindern. Gesucht wird beispielsweise nach Entwürfen und Konzepten für Beatmungsgeräte und notwendigem Zubehör, um Covid-19-Patienten in Krisenzeiten dezentral behandeln zu können. Das Preisgeld von 400.000 wird unter den Gewinnerteams aufgeteilt.

Handlungsempfehlungen für Intensivmediziner

In den vergangenen Tagen wurde im Zusammenhang mit der Kapazität von Beatmungsplätzen viel über Triagierung der Covid-19-Patienten gesprochen. Die Folge waren Unsicherheit und Ängste auf Seiten des medizinischen Personals.

Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrats, hat dazu aufgerufen, Ärzte nicht damit allein zu lassen, solche Entscheidungen treffen zu müssen. „Es müssen Standards gelten, so dass auch die Menschen in das Gesundheitssystem und die Ärzte vertrauen können. Alter, Herkunft, soziale Stellung, Behinderung, all das darf keine Rolle spielen.“ Der Deutsche Ethikrat hat nun Handlungsempfehlungen für Intensivmediziner herausgegeben, um Vertrauen und Rechtssicherheit zu schaffen.

Er wies auch darauf hin, dass es in Deutschland eine „große Solidaritätsressource“ gebe, die dafür sorge, die derzeitigen Einschränkungen des Alltagslebens zu verkraften. Wichtig sei jedoch, Kriterien zu bestimmen, die zu einer Lockerung der Maßnahmen führten. Ein solches Vorgehen steigere die Solidarität und wecke nicht den Eindruck, irgendetwas unterdrücken zu wollen.

 

Heilmitteltherapien per Video

Endlich hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) nach den neuen Regelungen zur Abrechenbarkeit für psychotherapeutische Videosprechstunden auch einen Beschluss verabschiedet, nach dem Heilmitteltherapien per Video erbracht werden dürfen.

Um die Versorgung aufrecht zu halten, aber gleichzeitig so wenig Kontakte wie möglich in den Heilmittelpraxen zu haben, können die Therapeuten bestimmte Leistungen nun per Video erbringen. Das gelte etwa für Krankengymnastik, Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie oder Ergotherapie, wie die KBV berichtet. Die Regelung gilt befristet für alle Behandlungen, die bis einschließlich 31. Mai 2020 durchgeführt werden.

 

„Initialzündung für die Telemedizin“

Vor zehn Tagen haben KBV und GKV-Spitzenverband die Begrenzungsregelungen für Videosprechstunden zunächst für das zweite Quartal aufgehoben. Fallzahl und Leistungsmenge sind nicht mehr limitiert – in der gegenwärtigen Situation ein wichtiges Element für die Regelversorgung körperlich und psychisch kranker Menschen, auch um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen und einzudämmen. Viele Anbieter von Telemedizin stellen daher ihre Plattformen in dieser Krise kostenfrei zur Verfügung (Übersicht). Die Nachfrage ist enorm gestiegen.

Wir sprachen mit Prof. Dr. Dietrich Baumgart, Internist und Kardiologe, von der Gemeinschaftspraxis Preventicum in Essen über aktuelle Herausforderungen und künftige Potenziale der Videosprechstunde und Telemedizin.

Was sind Ihre Erfahrungen aus den vergangenen Tagen, wie reagieren die Patienten?

Die Sprechzeit ist zwar auf 10 Minuten begrenzt, wird dafür aber garantiert. Für viele ist die Videosprechstunde eine Art Hausbesuch.  Vieles ist momentan auch eine Frage der Psychologie und damit der Kommunikation. Jeder möchte in dieser Ausnahmesituation Kontakt vermeiden, daher sind die Patienten für die Möglichkeit einer Videosprechstunde sehr dankbar. Der Beratungsanteil ist aktuell sehr hoch, da die Leute maximal verunsichert sind.

Sind die Nutzer eher jüngere und digitalaffine Patienten?

Aktuell ist es vor allem die Generation 60plus, die besorgt ist und per Videosprechstunde Beratung sucht. Ansonsten kommen die Nutzer aus allen Altersgruppen.

Welche Vorteile haben die Gespräche für Sie und Ihre Patienten?

Aus der Distanz, aber unter visueller Kontrolle, können beide Informationen übermitteln. Für den Arzt ist der visuelle Eindruck entscheidend, weil die Symptome je nach Alter der Patienten sich erheblich unterscheiden. Der Patient muss nicht extra anreisen und spart Zeit und Kosten. Wir können volle Wartezimmer vermeiden.

Wo stehen wir bei der Telemedizin in fünf Jahren?

Die Krise ist eine Initialzündung für die Telemedizin wie für die Digitalisierung der Medizin allgemein. Übertragung und Nutzung der Daten und damit ihre Verwertbarkeit werden zunehmen. Hier brauchen wir mehr grünes Licht und regulatorische Maßnahmen, um das Potenzial auch nutzen zu können, aber wir sind auf einem sehr guten, politisch unterstützten Weg.

Für die Launen des Alltags

Wo in Deutschland am meisten gehamstert wurde

Leere Pasta-Regale und fehlendes Toilettenpapier: Eine Analyse des Marktforschers Nielsen zeigt, in welchen Regionen am stärksten gehamstert wurde. Ein Blick auf die Konsumlandschaften in Corona-Zeiten.

GOOD NEWS

Ungewöhnlicher Schulterschluss

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat gemeinsam mit den weltweit größten Entwicklern und Vermarktern von Videospielen in der vergangenen Woche eine Kampagne gestartet.

Unter dem Hashtag #PlayApartTogether sollen Nutzer auch andere dazu aufrufen, gemeinsam zu zocken. Denn wer sich in Onlinespielen trifft, der geht nicht raus und hilft somit, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, so die Idee. „Wir hoffen, dass diese Kampagne noch mehr Menschen dazu ermutigt, sicher und gesund zu bleiben“, sagte Ray Chambers, US-Beauftragter der WHO.

Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf!

Ihr hih-Team

Mehr Informationen, täglich aktualisiert, finden Sie auf unserer Webseite unter: Corona digital

 
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